Auf der A 6 zwischen Sinsheim und Wiesloch/Rauenberg wird der Verkehr in der Nacht von Freitag auf Samstag komplett auf die Fahrbahnseite in Richtung Mannheim verlegt. Der Verkehr rollt dann auf zwei Spuren mit Tempo 60. Foto: Christian Beck
Von Christian Beck
Sinsheim/Wiesloch. 173 Tage wurde auf der A6 nicht gebaut - während der Bundesgartenschau in Heilbronn sollte der Verkehrsfluss nicht gestört werden. Doch nun ist die Buga vorbei. "Und wir greifen wieder richtig an", erklärt Michael Endres, Pressesprecher der Autobahnbetreibergesellschaft ViA6-West voller Vorfreude.
Schon jetzt ist das für die Autofahrer erstmals deutlich zu erkennen: Zwischen Wiesloch/Rauenberg und Sinsheim wird der Verkehr auf 10,8 Kilometern Länge auf die bereits erneuerte Trasse verschwenkt - dort fuhren die Verkehrsteilnehmer bislang auf drei Spuren in Richtung Mannheim. Nun werden in beide Richtungen nur noch zwei Spuren befahrbar sein, dort gilt dann durchgängig Tempo 60. 15 Monate soll dies so bleiben.
In dieser Zeit wird die Seite der A6, auf der bislang von Wiesloch/Rauenberg nach Sinsheim gefahren wurde, komplett erneuert. Endres bezeichnet sie scherzhaft als "Rumpelstrecke". Und wer dort aufmerksam entlang fährt, merkt: Dieser Abschnitt ist in der Tat nicht mehr der beste.
Insbesondere die linke, also die Überholspur, ist laut Endres in einem schlechten Zustand: Im Sommer 2018 waren dort Spurrinnen von zum Teil mehreren Zentimetern aufgetreten. Kurzfristig musste der Bereich abgefräst und neu asphaltiert werden, zu groß war die Gefahr, dass die Rinnen zu Unfällen führen. "Wir haben uns gefragt, woran das liegt", berichtet Endres. Probebohrungen hätten dann ergeben: Die Überholspur wurde beim Bau der Autobahn im Vergleich zur rechten Spur weniger stabil konzipiert. Verkürzt ausgedrückt: Es wurde gespart. Wahrscheinlich, weil man dachte, dass dort weniger Lkw fahren und die Belastung so geringer ist.
Deutlich gewachsen ist die Belastung der Autobahn vor allem, weil immer mehr Fahrzeuge auf diesem Abschnitt unterwegs sind: 115.000 sind es in Spitzenzeiten pro Tag, 30.000 davon sind Lkw. "Wir haben zu viele Fahrzeuge für zu wenig Straße", betont Endres immer wieder.
Und noch etwas kommt hinzu: Die Sommer werden immer heißer, die Hitze beansprucht die Straße immer mehr. Bei 40 Grad Celsius Lufttemperatur habe man direkt über der Fahrbahn rund 70 Grad gemessen. Deshalb werde wohl die Asphaltmischung auf diesem neuen Teilstück angepasst. Rund 15 Jahre hält der neue Belag. Nur halb so lange sei allerdings die Lebensdauer des offenporigen Asphalts, der den Lärm mindert. Er wird in Bereichen eingesetzt, in denen Wohnhäuser nahe an der Autobahn stehen - hauptsächlich auf Höhe von Balsfeld, Dielheim und Wiesloch.
Dass es im Rahmen des Ausbaus und der Verschwenkung des Verkehrs zu mehr Staus kommen wird, räumt Endres offen ein. Ob dies auf der ohnehin berüchtigten Strecke auch zu mehr Unfällen führen wird? Dies liege an den Verkehrsteilnehmern selbst, findet Endres: Die meisten Unfälle kämen zustande, weil unaufmerksam und mit zu geringem Abstand gefahren werde. Weiterhin warnt die ViA6-West mit blinkenden Leuten und automatischen Durchsagen über CB-Funk vor Staugefahr. Allerdings hätten längst nicht mehr alle Lkw-Fahrer Funk an Bord, ergänzt Endres.
Was die Bauarbeiten selbst anbelangt: Die gesamte Fahrbahn bis zum Unterbau wird erneuert. "Bis in rund einem Meter Tiefe kommt alles weg", erklärt Endres. Mit "weg" ist allerdings nicht die Deponie gemeint: Altes Material wird vor Ort zerkleinert und als Unterbau wiederverwendet. Der alte Asphalt werde dem neuen beigemischt. Die Recyclingquote liege so bei rund 90 Prozent.
Ebenfalls gebaut wird zwischen Bad Rappenau und Obereisesheim. Dort wird der Verkehr in Richtung Nürnberg ebenfalls auf die gegenüberliegende Seite der Autobahn verschwenkt. Drei Fahrspuren führen dort dann in Richtung Nürnberg, zwei in Richtung Mannheim. Verschwenkt wird dort aber erst in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch, 22. auf 23. Oktober. Sowohl hier als auch zwischen Sinsheim und Wiesloch/Rauenberg geschieht dies laut Endres unter laufendem Verkehr, eine Vollsperrung sei nicht nötig.
Diese kommt allerdings am Wochenende des 26. und 27. Oktobers: Dann wird die A6 ab Samstag, 20 Uhr, zwischen den Anschlussstellen Wiesloch/Rauenberg und Sinsheim in beiden Fahrtrichtungen für voraussichtlich 14 Stunden voll gesperrt, da die Behelfsbrücke zwischen Horrenberg-Balzfeld und Mühlhausen-Tairnbach abgebaut wird.