Joerg Steve Mohr, Chef des Theaters am Puls, hält ein Plakat der Aufführung von „Der Steppenwolf“ in den Händen. Er freut sich, dass es bald wieder los geht. Foto: Lenhardt
Von Stefan Kern
Schwetzingen. Es waren schwierige Zeiten und sie bleiben schwierig. Joerg Steve Mohr, Seele und Herz des Theaters am Puls, fühlt sich manchmal wie in einem Schraubstock. Einen richtigen Ausweg aus dem Corona-Schlamassel gibt es bis heute nicht und doch prescht er jetzt nach vorne und eröffnet zum 3. Oktober unter dem Slogan "Wir spielen mit Abstand das Beste" die kurfürstliche Theatersaison mit William Shakespeares "Hamlet".
Es ist ein mutiger Schritt. Denn abgesehen von der Leidenschaft für das Theater macht es kaum Sinn. Um Wirtschaftlichkeit, da macht er sich keinerlei Illusionen, gehe es nicht. Bei nur 28 statt 90 Plätzen im Theater in der Marstallstraße 51 sei an einen auch nur einigermaßen wirtschaftlichen Betrieb nicht zu denken. "Mir geht es darum, dass die Schauspieler aus der Region nicht arbeitslos bleiben, und ein Zeichen nach draußen zu schicken, wir sind noch da."
Er verhehlt nicht, dass er in Sachen Räumlichkeit gerne eine andere Lösung favorisiert hätte. Als Übergangslösung waren die verlassenen Pfaudler-Hallen im Gespräch. Doch leider ergab die Prüfung der Statik, dass sie einsturzgefährdet sind. Auch ein Theaterzelt im Herbst und Winter wurde diskutiert, doch das wäre viel zu teuer geworden.
Und so entschloss sich Mohr aus der Not eine Tugend zu machen und dem angestammten Platz in der Marstallstraße nach Monaten der Zwangspause endlich wieder Leben einzuhauchen. Schon bisher war es mit seinen 90 Plätzen kein großes Haus. Mit den nun möglichen 28 Plätzen verwandelt sich das Theater am Puls für die kommenden Monate in einen Kulturpalast, mit VIP-Lounge Charakter.
An einem genauen Hygiene-Konzept wird gerade gearbeitet. Klar geordnet ist schon der Zuschauerraum. Die Stühle sind paarweise zusammengestellt, und der jeweilige Abstand von 1,50 Meter wird locker gewährleistet. Zur Bühne sind es über zwei Meter. In jeder Straßenbahn oder manchem Restaurant würde man enger sitzen. Darüber hinaus soll für eine gute Belüftung zum Foyer hin gesorgt werden. Für den Besucher heißt es bis zum Platz "Maske auf". Dort kann sie dann abgenommen werden. Mohr betont, dass er einen möglichst sicheren Theaterbetrieb gewährleisten wolle. Zu warten, bis die Pandemie durch Impfung oder auch natürliche Abschwächung zum Erliegen komme, ist für ihn kein gangbarer Weg. Weder für die Schauspieler noch das Theater als Institution oder die Gesellschaft. Sichtlich gefreut hat er sich über die Signale der Stadt und den Stadtwerken, dem Theater über diese schwierige Zeit weiter hinweg zu helfen.
"Es ist gut zu wissen, dass sie uns nicht Regen stehen lassen." Ein Satz, den er über Land und Bund so nicht sagen könne. Neben großen Ankündigungen habe er bis dato kaum bis keine Hilfe bekommen. Aber Zeit zu lamentieren hat der Theatermann jetzt nicht. Denn die Zeit bis 3. Oktober läuft und es gebe noch viel zu tun. Thematisch hat er die kommende Spielzeit in vier Blöcke unterteilt. Im Oktober und November wird es mit Hamlet, Steppenwolf und Kafkas Verwandlung klassisch. Familiärer geht es dann im Dezember und Januar mit der Premiere "Krähe und Bär" und anderen Stücken für Kinder und Jugendliche zu. Der Februar und März werden unter dem Eindruck von Dramatik stehen, und im April und Mai wird es lustig.
Ebenfalls schon klar ist eine Preiserhöhung für die kommende Spielzeit. "Die erste in zehn Jahren", so Mohr. In der Kategorie A kosten die Tickets 24, 18 und zwölf Euro (zuvor 18, 16, und zehn Euro). In der Kategorie B fallen 16 und zwölf Euro an(zuvor zwölf und acht Euro). Und die Kategorie C bleibt bei sechs Euro. Zum Schluss hofft Mohr, dass die Spielzeit 2020/21 so beginnt wie die Spielzeit 2019/20 endete: mit einem vollen Haus, auch wenn das dieses Mal nur 28 Besucher pro Aufführung bedeutet.