Tessa Höfer führt das „Hotel Adler Post“ nun in der siebten Generation. Foto: Lenhardt
Schwetzingen. (stek) Es dauert einen Moment, bis Tessa Höfer, der Inhaberin des "Hotel Adler Post", klar wird, was die jüngsten Beschlüsse der Ministerpräsidentenkonferenz bedeuten. Nicht, weil die stufenweise Öffnungsstrategie kompliziert ist. Sondern weil die Hotelierin nicht fassen kann, dass ihre Branche darin nicht vorkommt.
Der Plan von Bund und Ländern sieht für die nächsten Wochen fünf Öffnungsschritte vor – je nach Infektionsgeschehen. Hotels kommen in darin nicht vor. In dem Papier aus Berlin heißt es lediglich, dass man über die Öffnung von Hotels und die Möglichkeit von Reisen beim nächsten Corona-Gipfel am 22. März beraten will. Tessa Höfer macht das fassungslos. "Für uns gibt es einmal mehr null Perspektive. Es ist einfach mega frustrierend", sagt sie.
Noch scheint keines der Schwetzinger Hotels, mit denen die RNZ gesprochen hat, um seine Existenz zu fürchten. Wie gesagt: noch. Seit einem Jahr schnüren die Corona-Auflagen der Hotellerie die Luft ab. Erst gar keine Gäste, dann nur Geschäftsreisende. Danach ein kurzer Sommer mit Touristen – und nun seit Monaten wieder alles auf Sparflamme mit ein paar Geschäftsreisenden. Das Schlimmste für die Schwetzinger Hotelbetreiber: Selbst wenn es irgendwann wieder eine Öffnungsperspektive gibt, werde nicht alles sofort gut. "Anders als bei Friseuren, werden die Gäste die Hotels nicht stürmen", sagt Höfer.
Im Gegenteil: Wie auch Ali Ghawami vom "Hotel Erbprinz" rechnet sie mit einer nachhaltigen Verschiebung der Gästeströme – mit weniger Geschäftskunden und Touristen aus dem Ausland. "Die entscheidende Frage ist, wie viele nicht mehr kommen, und was sich dann noch rechnet", sagt Höfer.
Man merkt ihr an, dass sie nach wie vor versucht, höflich zu bleiben. Als "mindestens suboptimal" bezeichnet sie die Unterstützung von staatlicher Seite. In den Nachrichten hörten sich die Überbrückungshilfe des Bundes oder die Stabilisierungshilfe des Landes Baden-Württemberg toll an. Doch der bürokratische Aufwand dahinter sei sehr hoch.
Kompliziert sei vor allem, dass man vorab entscheiden müsse, aus welchem Topf man Hilfe beantragte. Ein Antrag beim Land bedeute das Aus für die Bundesmittel – und umgekehrt. Das Novembergeld kam erst Ende Februar, und wann das Dezembergeld kommt, sei außer einer ersten Abschlagszahlung bis dato noch nicht absehbar. Auch die Zahlungen für das Kurzarbeitergeld liefen nur noch schleppend, berichtet Höfer. Im "Hotel Adler Post" kommen noch die Sanierungskosten der letzten beiden Jahre hinzu. Rund 350 00 bis 400.000 Euro hat die Eigentümerfamilie seit 2019 in neue Zimmer und Bäder investiert. Letztere wurden eine Woche vor dem Ersten Lockdown fertig.
Tessa Höfer weiß, dass die Pandemie auch für den Staat eine große Herausforderung ist. Doch in einem hoch technisierten Land erwarte sie nach einem Jahr Corona doch etwas mehr. Auch Ali Ghawami ist erstaunt über das Krisenmanagement. Momentan sei alles auf Kante genäht, die Förderungen kämen stets mehr oder weniger im letzten Moment. Es sei jedenfalls nicht leicht, dabei immer den Kopf oben zu halten.
Höfer, die das 181 Jahre alte Hotel in der siebten Generation leitet, ist ziemlich irritiert. In keinem der fünf geplanten Öffnungsschritte erwähnt zu werden, sei hart. Dabei gehe in ihrem und auch in anderen Häusern mittlerweile alles kontaktlos vonstatten. "Ich sehe meine Gäste gar nicht mehr", sagt die Hotelbesitzerin. In vielen anderen Bereichen, die nun öffnen dürften, gebe es ein deutlich höheres Infektionsrisiko. Eine richtige Strategie, ausgerichtet am Risiko, könne sie nicht erkennen. "Und das ist sehr frustrierend", sagt Höfer.