Raffiniert: Ältere Fotografien werden in das neue Motiv integriert
(hier die Arbeit von Monika Bauer). Fotos: zg
Von Marion Gottlob
Schwetzingen. Wer gerne fotografiert, der lässt sich auch von der Coronakrise nicht davon abbringen: 15 Teilnehmer des 13. Schwetzinger Foto-Salons waren zum Thema "Bild im Bild" auf der Jagd nach Motiven unterwegs. Nun zeigen sie ihre Ergebnisse in der Volkshochschule – mit einer Vernissage im Internet. Fotograf Jessen Oestergaard, Leiter des Workshops, sagt: "Bilder, vor allem Fotos, sind Teil unseres Alltags. Grund genug, Bilder selbst zum Motiv der Fotografie zu machen."
Vor 13 Jahren hatte der Foto-Salon seine Premiere: Damals wollten VHS-Leiterin Gundula Sprenger und Oestergaard etwas Neues wagen. Der Fotograf gab in seinem Kurs ein Motto vor, das seine Teilnehmer in Fotos verwandelten. Schon der erste Workshop war so erfolgreich, dass daraus eine Tradition geworden ist. Bisher kamen bis zu 140 Besucher zur Vernissage, wenn ein Foto-Salon seine fotografische Ausbeute präsentierte. VHS-Mitarbeiterin Petra Disch war von Anfang an als Teilnehmerin dabei: "Es ist spannend, wie ein Motto unterschiedlich umgesetzt wird."
Auch dieses Mal ist es interessant, denn der Workshop fand digital statt. Beim ersten Online-Treffen im vergangenen Juni gab Oestergaard erstmals nicht selbst das neue Thema vor, sondern die Teilnehmer machten Vorschläge, über die demokratisch abgestimmt wurde. "Bild im Bild" war der Sieger. Zuerst machten sich die Fotografen dazu ihre eigenen Gedanken. Beim nächsten Treffen wurden die Bild-Ideen besprochen: Wer hatte das Thema verstanden? Wer irrlichterte bei der Suche nach Motiven? Alle erhielten von Oestergaard ein Einzel-Coaching.
Raffiniert: Ältere Fotografien werden in das neue Motiv integriert. Fotos: zgEines ist bemerkenswert: Keiner verarbeitete die Corona-Pandemie in seinen Fotos. Doch sie spielte indirekt eine Rolle. Petra Disch hat ihre Söhne als "Models" für ihre Fotos gewonnen: "Sie waren weder im Urlaub noch zu Verabredungen unterwegs." So waren beide gerne bereit, sich auf dem Sessel oder Sofa ablichten zu lassen – mit einem Hunde-Porträt-Bild vor dem Gesicht, das nahtlos an den Anzug anschließt. Präzision war gefragt: Siegfried Bös, auch bekannt durch den RNZ-Fotowettbewerb "Blende", hat eine historische Aufnahme der Heidelberger Hauptstraße passgenau in sein modernes Bild eingefügt. "Mein Foto ist keine Collage, sondern fotografiert. Man sieht meine Hand auf dem Bild", erzählt er.
Teilnehmerin Monika Bauer aus Edingen war das zweite Mal dabei. Beim Ausflug nach Darmstadt entdeckte sie am Fenster eines Restaurants einen Pferdekopf: "Ein lustiges Motiv." Bei einem weiteren Ausflug nach Stuttgart fotografierte sie ihr Pferde-Bild mit dem Pferd-Motiv einer Ausstellung. Sie hatte Glück, denn die Ausflüge waren trotz Corona-Pandemie möglich. Sibylle Wegner wiederum lässt mit ihrem Foto-Vorschlag die Sehnsucht nach einer Reise zum Pariser Eiffelturm erahnen, mit dem Bild der Sehnsucht im Bild.
Noch eine Idee: Ruth Fugger hat in eine Natur-Aufnahme das Bild eines Vogels eingefügt – man merkt es kaum. Dann wieder öffnet sich bei Nicola Gerth die Ansicht eines Bahnhofs für neue Treppen: Führen sie in einen unsichtbaren Bahnhof? Oder ein Toaster wirft das Bild eines getoasteten Brots aus statt einer realen Brotscheibe (Tom Starzinski).
Seit Jahren war der Foto-Kurs jedes Mal rasch ausgebucht. Im vergangenen Jahr jedoch mussten sich die Teilnehmer erstmals mit eigenen Fotos bewerben. In der Folge wurden neue Mitglieder in die Gruppe aufgenommen. Alle haben sich in der Corona-Krise sofort auf die Online-Treffen eingelassen. Petra Disch war erleichtert: "Eine tolle Möglichkeit, um in Kontakt zu bleiben.
Info: Die digitale Vernissage des 13. Schwetzinger Foto-Salons ist am Samstag, 6. Februar, um 16 Uhr unter www.vhs-schwetzingen.de zu sehen. Die Ausstellung dauert bis 9. Mai. Für den nächsten Foto-Salon kann man sich ab sofort bei der Volkshochschule bewerben, E-Mail an disch@vhs-schwetzingen.de.