Gudrun Mindhoff mit einer Frauenskulptur, die sie selbst geschaffen hat. Foto: Lenhardt
Von Harald Berlinghof
Schwetzingen. "Das waren immer drei emotionale Glanzpunkte jede Woche für mich, wenn ich die Kurse in den Xylon-Werkstätten geben konnte", erzählt Gudrun Mindhoff am Telefon. Die mittlerweile 82-jährige Leiterin der Xylon-Werkstätten und des gleichnamigen Museums hat noch immer Freude daran, Erwachsenen und jungen Menschen die Kunst des Holzschnitts beizubringen. Und das soll auch so bleiben. "Das Land Baden-Württemberg und die Staatlichen Schlösser und Gärten haben uns zugesichert, dass wir hier bleiben dürfen", sagt Gudrun Mindhoff. Dass im Moment die große Einsamkeit in den Räumen des Museums eingekehrt ist, liegt einzig am Corona-Virus. "Ich bin oft tagelang mutterseelenallein. Aber wir kommen da durch", sagt sie zuversichtlich. "Und dann nehmen wir die Arbeit hier wieder auf."
Vor mehr als 30 Jahren hatte ihr im vergangenen Jahr verstorbener Ehemann Otto Mindhoff den Xylon-Verein gegründet. Beide Ehepartner wohnten in der ehemaligen Invalidenkaserne nahe der Stadtbibliothek, in der auch Museum und Werkstätten untergebracht sind. "Das wird auch so bleiben", meint Michael Hörrmann, Geschäftsführer der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg (SSG). Das Gebäude der ehemaligen Invalidenkaserne ist eine Landesimmobilie, die einst um 1774 vom kurpfälzischen Hofbaumeister Nicolas de Pigage erbaut wurde. Sie liegt auf dem Grund des Schwetzinger Schlossgartens, allerdings mit einem externen Eingang von der Stadt aus. Man muss den Schlossgarten also gar nicht betreten, wenn man eine Ausstellung besuchen oder in den Werkstätten einen Kurs belegen will.
"Es ist eine Selbstverständlichkeit, dass Frau Mindhoff in der bisherigen Wohnung bleiben kann", betont Hörrmann. Es bestehe nicht der geringste Grund zu der Annahme, dass die Zusammenarbeit zwischen den SSG und der Künstlerin beendet werden soll. "Im Gegenteil, es könnte zu einer Intensivierung der Zusammenarbeit kommen", so der Geschäftsführer.
Mit einem Zugang zum Museum vom Schlossgarten aus könne man sogar die Attraktivität des Schlossensembles für Besucher noch einmal steigern. "Das ist doch ganz in unserem Sinn", sagt Hörrmann. Denkbar wäre dass ein Zugang an Sonntagen ermöglicht wird, wenn viele Besucher im Garten sind. Befürchtungen, dass Museumsbesucher den Eintritt zum Garten sparen und durch den Hintereingang in die Anlage gelangen wollen, sehen weder Hörrmann noch der Vorsitzende des Xylon-Vereins, Wolfgang Naumer.
Man habe mit dem Verein vereinbart, dass nach der Corona-Krise in diesem Jahr ganz normal weiter gearbeitet werde, erläutert Hörrmann. Für die nächsten Jahre wolle man jedoch gemeinsam ein Gesamtkonzept in Bezug auf Veranstaltungen und Kurse entwickeln. Auch Naumer, der seit einigen Monaten neuer Vorsitzender des Xylon-Vereins ist, versichert: Die verdiente Künstlerin Gudrun Mindhoff könne in den Werkstätten weiter ihre Kurse anbieten. Im Museum könnte man die 82-Jährige nach der Corona-Krise mit studentischen Kräften entlasten – wenn sie das möchte. Es werde Gudrun Mindhoff nichts weggenommen. "Alles, was sie sich zutraut, alles was ihr gut tut, soll sie auch weiter machen", sagt Naumer.
Dass es aber nicht ewig so weitergehen kann, hat auch die engagierte Künstlerin eingesehen. Deshalb hat sie bereits eine Nachfolgerin für sich selbst aufgebaut. Die engagierte Kunstpädagogin Andrea Tewes, mit der sie seit drei Jahren zusammenarbeitet, will sie künftig verstärkt mit ins Boot holen. "Als wir das beschlossen haben, war der Otto noch mit dabei", erzählt sie. "Der Otto", so nennt sie ihren verstorbenen Ehemann. Ein anerkannter Holzschnitt-Künstler, der sein Handwerk noch beim deutschen Holzschnittpapst HAP Grieshaber gelernt hatte.