Von Alexander Albrecht
Rhein-Neckar. "Wir jammern auf hohem Niveau - wollen das Thema aber auch nicht totschweigen und einen Beitrag zur Prävention leisten", erklärt Kreissprecherin Silke Hartmann, warum das Landratsamt kürzlich in Kooperation mit dem Polizeipräsidium Mannheim ein Deeskalationstraining für ehrenamtliche Flüchtlingshelfer angeboten hat.
Einige der Freiwilligen hätten in der Vergangenheit auch die Schattenseiten ihres Engagements erlebt. Gerade in den großen Gemeinschaftsunterkünften im Rhein-Neckar-Kreis, in denen die Geflüchteten vorläufig untergebracht werden.
Dort hätte sich die starke Belastung der Geflüchteten ab und an in der Stimmung bei und unter den Bewohner niedergeschlagen, so Hartmann. Wobei weder sie noch die Polizei konkret sagen können, wie oft es zu Auseinandersetzungen zwischen Asylbewerbern und Ehrenamtlern gekommen ist.
"Von manchen Vorfällen erfahren wir nichts, andere werden zwar angezeigt, doch dann stellt sich in den Ermittlungen der Sachverhalt anders dar", erklärt Polizeisprecher Michael Klump. "Wir sehen nur die Anzeigen, und darüber gibt es derzeit keine umfassende Statistik." Doch auch so hat der Rhein-Neckar-Kreis gehandelt und Günter Oestringer eingeladen. Der Hauptkommissar vom Präventionsreferat im Mannheimer Präsidium leitete das Deeskalationstraining für Flüchtlingshelfer.
Oestringer ermunterte die Teilnehmer, in brenzligen Situationen offensiv vorzugehen. Denn: "Täter wollen Opfer. Wenn Sie sich allerdings nicht wie ein Opfer verhalten, erhöht das die Chance, dass sie in Ruhe gelassen werden", rief er den Ehrenamtlern zu. Die Teilnehmer wappneten sich auch für den Fall, einmal tatsächlich angegriffen zu werden. Laut Oestringer braucht es einen zurechtgelegten Plan. "Unter Stress können wir nicht gut denken. Deshalb sollten Sie immer versuchen, den nächsten Schritt vorauszuplanen", riet er den Helfern.
Nach der großen Flüchtlingskrise vor drei Jahren geht die Zahl der Asylbewerber kontinuierlich zurück. Aktuell bringt der Kreis in zehn Kommunen insgesamt 1616 Menschen unter, fast ausschließlich in Gemeinschaftsunterkünften. Helfer können sich hier über Fortbildungen des Kreises und der Wohlfahrtsverbände informieren.