Der Gradierbau in Bad Dürkheim ist letzter Bestandteil der 1847 errichteten Salinenanlage „Philippshall“ und liegt im Osten des Kurparks. Foto: Venus
Von Rolf Sperber
Bad Dürkheim. Der 333 Meter lange Gradierbau, letzter Bestandteil der 1847 errichteten Salinenanlage "Philippshall" im Osten des Kurparks in Bad Dürkheim, wird für die nächsten wohl rund 20 Jahre zur Dauerbaustelle. Aber kaum jemand wird davon etwas merken. Denn das Projekt ist in genau 160 kleine Bauabschnitte gegliedert – jährlich sollen zwischen fünf und zehn von ihnen in Angriff genommen und auch abgeschlossen werden. Am Ende wird das Wahrzeichen von Bad Dürkheim auf genau 160 neuen Sandsteinsockeln ruhen, die anstelle der ursprünglichen, über 170 Jahre alten und teilweise ziemlich maroden Pfeiler aufgestellt werden.
Rund 1,2 Millionen Euro würde das Gesamtprojekt kosten, wenn es nach dem heutigen Stand der Baupreise in Angriff genommen werden könnte, doch das ist nicht der Fall: "So viel Geld haben wir bei Weitem nicht," sagt die erste Vorsitzende des Fördervereins Gradierbau, Petra Dick-Walther.
Gleichwohl hat der Verein mit 300 Mitgliedern das Vorhaben bereits in Angriff genommen. Die ersten sieben Sandsteinsäulen sind ausgetauscht – sie kosteten jeweils etwa 7000 Euro und wurden durch Spenden finanziert. So soll es auch weitergehen, für 2020 sind weitere fünf bis sieben dieser Kleinprojekte auf Spendenbasis geplant. "Das ist alles nicht so einfach, wie es sich anhört", gibt Dieter Petry, Leiter des Dürkheimer Bauamts und zweiter Vorsitzender des Fördervereins, zu bedenken. "Die neuen Säulen des Gradierbaus müssen aus Sandstein sein – demselben, wie er schon im Jahr 1847 benutzt wurde: Rot oder gelb, so wie er bei uns in der Pfalz aus den Sandsteinbrüchen geholt wird."
Darauf müssen sich die Baufirmen einstellen, die mit den Kleinprojekten beauftragt werden. "Die Farben müssen stimmen, sonst würde der Gradierbau am Ende wie ein bunter Flickenteppich aussehen", erklärt Petry. Viele alte Säulen hielten in den vergangenen über 170 Jahren den Witterungsbedingungen nicht stand und begannen wegen Wind und Wetter zu bröseln.
Der Gradierbau ist durch die schwächer werdenden Sandsteinsockel allerdings nicht gefährdet: "Nach zweimaliger Restaurierung und Modernisierung sind das keine tragenden Säulen mehr - aber sie gehören einfach zum Gesamtbild", sagt Petry, der deshalb auch keine Eile sieht. "Wir tauschen die Säulen je nach Zustand aus - wenn sie besonders angegriffen sind, stehen sie an erster Stelle." Deshalb werden sie auch nicht von einem zum anderen Ende des Gradierbaus erneuert, sondern dort, wo die Natur den Sandstein sichtbar deformiert hat.
Der Gradierbau, der 1847 einer von sechs ähnlichen Bauten war, die zur "Saline Philippshall" gehörten, blieb als letzter Bau stehen, als nach der Einstellung der Salzproduktion ums Jahr 1867 die Anlage allmählich demontiert wurde. Überregionale Bekanntheit verschafften ihm zwei Brandstiftungen: 1992 brannte ein Drittel des Bauwerks ab, am 7. April 2007 loderten erneut die Flammen. Am 9. Oktober 2010 wurde der Wiederaufbau abgeschlossen.
Mittlerweile ist der Gradierbau mit seiner 4000 Quadratmeter großen Voltaikanlage auf dem Dach eine Attraktion für gesundheitsbewusste Touristen: Sie können auf dem Gradierbau-Umgang salzige Luft aus der Verdunstung des Wassers aus der Maxquelle einatmen – wie an der Nord- oder Ostsee.
"Wir hoffen, dass der Gradierbau so viele Freunde hat, dass wir im Lauf der Jahre die 160 Säulen durch Spenden austauschen können. Die Spender können sich übrigens auf den Säulen verewigen", sagt Petry.