Blick auf abgestorbene Bäume in der Schwetzinger Hardt bei Reilingen. Foto: Hebbelmann
Von Sabine Hebbelmann
Walldorf. Obwohl die Rheinebene über reiche Grundwasservorkommen verfügt, sind die Auswirkungen des Klimawandels inzwischen unübersehbar: In den Wäldern finden sich immer mehr absterbende Bäume, vor allem Kiefern sind betroffen.
"Die Grundwasserstände schwanken, sind aber relativ stabil", versichert eine Sprecherin der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW). Das liegt auch daran, dass die geologischen Verhältnisse in der Rhein-Neckar-Region günstig sind. Der Oberrheingraben zwischen Basel und Frankfurt bildet eine lang gestreckte Hohlform, die sich durch Absenken eines Teils der Erdkruste im Zuge tektonischer Prozesse bildete.
Sehr langsam fließt in ihr ein mächtiger unterirdischer Strom, der aus dem Rhein und den angrenzenden Mittelgebirgen gespeist wird. Sinkende Pegel lassen sich in der Rheinebene gut beobachten, denn der Grundwasserspiegel liegt hier meist nur wenige Meter unter der Erdoberfläche.
In Flussauen und Seen tritt er oberirdisch zutage. Auf der Website der LUBW finden sich unter zahlreichen Datenreihen auch die einer Messstelle in Walldorf, aus der sich die Entwicklung in der Region ablesen lässt. Demnach folgte nach einer Trockenperiode in den 90er Jahren ein deutlicher Anstieg des Grundwasserpegels, der mit dem Dürrejahr 2003 abrupt endete. Der Grundwasserstand fiel ab und stabilisierte sich auf dem Niveau der Jahrtausendwende. Seit 2018 sinkt er erneut. In Baden-Württemberg gibt es neben den Grundwassermessstellen ein Netz von Lysimetern. Diese ermöglichen es, das versickernde Niederschlagswasser sowie die lokale Grundwasserneubildung aus Niederschlag zu bestimmen.
Dabei kann man sich den Boden vorstellen wie einen Schwamm, der sich so lange mit Wasser vollsaugt, bis er zu tropfen beginnt. Mit Hilfe von Lysimetern lässt sich auch der Eintrag von Chemikalien in Abhängigkeit von Boden, Gestein, Bewuchs, Klima und sonstigen Randbedingungen bestimmen.
Durch veränderte Temperaturen und Niederschläge beeinflusst der Klimawandel nicht nur die Grundwasserneubildung, sondern auch die Nutzung des Grundwassers. So können im Sommer Grundwasservorräte durch erhöhten Trinkwasserbedarf und zunehmende landwirtschaftliche Beregnung stärker beansprucht werden.
Dies stellte 2017 der Monitoring-Bericht zum Klimaschutzgesetz Baden-Württemberg heraus. Dort ist auch die Beobachtung festgehalten, dass nach Jahren mit besonders geringen Niederschlägen die Biomasse der Regenwürmer abnimmt – mit den bekannten Auswirkungen auf Fruchtbarkeit und Qualität der betroffenen Böden.
Bereits 1999 startete Baden-Württemberg gemeinsam mit Bayern und dem Deutschen Wetterdienst das Projekt KLIWA "Klimawandel und die Konsequenzen für die Wasserwirtschaft". Für den Zeitraum 2021 bis 2050 wurden mögliche Konsequenzen der Klimaveränderungen auf den regionalen Wasserhaushalt erforscht, mit dem Ergebnis, dass in den Sommermonaten mit Wasserknappheit gerechnet werden muss. Von Niedrigwasser betroffen sind neben der Binnenschifffahrt auch Kraftwerke, da Wasserknappheit zu Kühlwassermangel führen kann. Dass dies längst kein Zukunftsszenario mehr ist, hat der trockene Sommer 2018 vor Augen geführt.
In mehreren Pilotstudien haben die Projektteilnehmer extreme Niedrigwasserverhältnisse simuliert. Untersucht wurden auch die Verhältnisse im Einzugsgebiet des Leimbachs, der bei Dielheim im Kraichgau entspringt und in der Nähe von Brühl in den Rhein mündet. Dabei wurde deutlich, dass die Abwasserbeseitigung im Leimbach vermehrt zu Wasserqualitätsproblemen führt.
"Die Wasserquantität ist hier weniger im Fokus, denn ein Trockenfallen des Gewässers tritt in der Regel auch in extremen Niedrigwasserphasen nicht ein", heißt es in der Studie. Nach Befragung lokaler Wassernutzer haben die Forscher Nutzungskonflikte identifiziert und aus den verschiedenen Pilotstudien einen Katalog möglicher Maßnahmen abgeleitet. Diese wurden aus den verschiedenen Perspektiven bewertet und übersichtlich dargestellt.
Zu den "Handlungsoptionen für Niedrigwasser-Ereignisse” zählen unter anderem: Regenwasserbewirtschaftung und Entsiegelung, vermehrte Spülstöße bei Trinkwasser aus Uferfiltrat zur Erhöhung der Trinkwasserqualität, Düngeverbote wie auch eine gebietsbezogene Abstimmung der landwirtschaftlichen Nutzungen, Bewässerungsanforderungen und Optimierung der Bewässerungstechniken, weniger oder keine Kühlwasserentnahme und -rückleitung des erwärmten Wassers für mehr gewässerökologische Stabilität, Fangverbote und Fischbestandsbergungen aus gefährdeten Gewässerabschnitten sowie der Aufbau eines "Niedrigwasserinformationsdienstes".
Die Frage nach dem Absterben der Kiefern in der Rheinebene aber bleibt. Manfred Robens, Leiter des Kreisforstamtes, spricht von einem komplexen Geschehen. Neben der Absenkung des Grundwasserspiegels nennt er die extrem geringen Niederschläge in den vergangenen Jahren und die geringe Wasserhaltekapazität der grobporigen sandig-kiesigen Böden.
Die Trockenheit habe zur Schwächung der Bäume und zum Befall mit Borkenkäferarten und vor allem dem Diplodia-Nadelpilz geführt.