Von Volker Widdrat
Schwetzingen. Betrug, Körperverletzung, Beleidigung, Bedrohung, Hausfriedensbruch, Widerstand und tätlichen Angriff gegen Vollstreckungsbeamte sowie Trunkenheit im Straßenverkehr – die Liste der Anklagepunkte gegen einen 37-Jährigen aus Oftersheim ist lang. Das Schöffengericht des Amtsgerichts Schwetzingen hat den alkoholkranken Mann am Freitag zu zwei Jahren und einem Monat Maßregelvollzug verurteilt. Er wird in einer Entziehungsanstalt untergebracht.
Der Mann sitzt seit mehr als sieben Monaten in Untersuchungshaft. Das Schöffengericht unter Vorsitz von Richterin Sarah Neuschl hörte an zwei Verhandlungstagen etwa 30 Zeugen. Allein zwei Dutzend davon waren Polizeibeamte, die von dem 37-Jährigen angegangen und beleidigt worden waren. Am Freitag berichteten vier Polizisten von Vorfällen in Schwetzingen. Im Mai 2020 hatte der Mann in der Bahnhofsanlage auf seine schwangere Lebensgefährtin eingeschlagen. Mit der 37-Jährigen ist er inzwischen verlobt und hat mit ihr eine fünf Monate alte Tochter. Zu einem anderen Zeitpunkt hatte er die Frau in der Gemeindeunterkunft in der Scheffelstraße mit der Faust ins Gesicht geschlagen.
Im Juni war der Angeklagte dann in betrunkenem Zustand mit dem Fahrrad am Polizeirevier entlang geradelt. Bei einer Kontrolle leistete er erheblichen Widerstand und schlug nach der Festnahme in der Arrestzelle seinen Kopf an die Wand und auf den Boden.
Der 37-Jährige entschuldigte sich bei den Polizeibeamten für sein renitentes Verhalten. "Nüchtern wäre ihm das auch nicht passiert", meinte einer der Zeugen. Er habe oftmals einen Zugang zu dem Mann gefunden, berichtete ein Polizist: "Bei über zwei Promille wurde er aber beleidigend."
Sein ehemaliger Vermieter aus Göppingen erzählte von weiteren Ausrastern. Unter Alkohol sei er öfters aggressiv geworden. Ein 46-jähriger Taxifahrer gab zu Protokoll, wie der Angeklagte ihn nach einer Fahrt von Stuttgart nach Göppingen um den vollen Preis von 150 Euro habe prellen wollen. Die hinzugerufenen Polizisten habe er beleidigt und bedroht. Sein ehemaliger Arbeitgeber bestätigte den Vorfall im Schwäbischen. Vier Beamte seien nötig gewesen, um den Betrunkenen zu bändigen. Zwei weitere Polizisten aus Schwäbisch Gmünd hatten sich ebenfalls übelste Beleidigungen anhören müssen: "Als er ausgenüchtert war, ist er ganz umgänglich gewesen", sagte einer von ihnen aus.
Der 37-Jährige hat über ein Dutzend Einträge im Bundeszentralregister, vor allem wegen Körperverletzung, Bedrohung und Beleidigung. Dafür hatte es in der Vergangenheit immer wieder Geldstrafen gegeben. Das Fahreignungsregister umfasste zudem noch mehrere Strafen wegen vorsätzlicher Trunkenheit im Verkehr.
Der psychiatrische Sachverständige Dr. Joachim Schramm bescheinigte dem Angeklagten wegen des übermäßigen Alkoholkonsums ein problematisches Privatleben. Hinzu komme die konfliktreiche Beziehung mit seiner Verlobten. Außerdem liege eine krankhafte seelische Störung vor, das Verhalten gegenüber den Polizisten sei typisch für eine "Berauschung mit erheblich verminderter Steuerungsfähigkeit". Zu der Einweisung in den Maßregelvollzug sehe er keine Alternative. Der eigene Versuch, in der Untersuchungshaft abstinent zu bleiben, werde so nicht funktionieren. Staatsanwältin Michelle Marquardt sah alle Vorwürfe bestätigt. Fast alle Straftaten seien unter dem Einfluss von Alkohol begangen worden. Die Therapiewilligkeit sei schwankend, in Zukunft sei mit ähnlichen Taten zu rechnen.