Ziel der Protestaktion der hiesigen Landwirte war das SPD-Regionalzentrum in der Bergheimer Straße in Heidelberg. Hier wurde ein Schreiben übergeben, in dem unter anderem der Rücktritt von Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) gefordert wird. Foto: kaz
Von Karin Katzenberger-Ruf
Heidelberg/Rhein-Neckar. Mit Traktoren-Konvois haben sich Landwirte auch in der Metropolregion Rhein-Neckar an bundesweiten Protesten beteiligt. Die Landwirte protestierten gegen die Agrarpolitik und den Vorwurf, erhebliche Verantwortung am Artensterben zu tragen. Der Unmut richtet sich speziell gegen Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD). Die Politikerin hatte in der vergangenen Woche in einem Regierungsbericht zur Lage der Natur Deutschlands die intensive Landwirtschaft für den Artenrückgang verantwortlich gemacht. Zuviel Dünger und Pestizide würden auf den Äckern eingesetzt, hieß es.
Seither fühlen sich die Landwirte wieder als die Sündenböcke der Nation. Mitglieder der Initiative "Land schafft Verbindung" aus dem Rhein-Neckar-Kreis sowie aus dem Raum Karlsruhe steuerten am Donnerstag im Traktoren-Konvoi das SPD-Regionalzentrum in der Bergheimer Straße in Heidelberg an, um dort ein Schreiben zu übergeben, in dem die Rücktrittsforderung begründet wird.
Darin heißt es unter anderem: "Wir Landwirte wehren uns gegen die Diffamierung durch die Politik. Wir fordern eine sachliche und nicht ideologische Betrachtung der Sachlage. Der Rückgang der Biodiversität muss ganzheitlich betrachtet werden und nicht einseitig." Und weiter: "Ein Dialog mit dem Bundesumweltministerium war bislang nicht möglich, Kontaktaufnahmen unsererseits werden ignoriert."
Das dürfte sich nun bald ändern. Zwar trafen die Landwirte den SPD-Bundestagsabgeordneten Lothar Binding vor Ort nicht an, doch der für Öffentlichkeitsarbeit zuständige Norbert Theobald versicherte, er werde das Schreiben umgehend weiterleiten und ein Treffen mit dem Abgeordneten vermitteln. Bis dahin werde es aber wohl noch weitere spontane Aktionen geben, kündigte Landwirt Christian Leib aus Laudenbach an. "Sind die Landwirte erst tot, kommt die große Hungersnot" prangte in großen Buchstaben auf einem Transparent. Ein Traktor hatte einen grünen Sarg auf der Ladefläche, weil die Landwirtschaft "lebendig begraben" werde.
Das erinnert stark an die Protestaktion "Grüne Kreuze", mit denen sich die Landwirte letztes Jahr erfolgreich gegen die Aktion "Rettet die Bienen" in der damaligen Form gewandt hatten. Dies war auch die Geburtsstunde der Initiative "Land schafft Verbindung". "Unsere Mitglieder gehören eher der jüngeren Generation an und setzen sich für die Zukunft auf dem Land ein", betonte Christian Leib. "Miteinander reden, nicht übereinander" lautet die Überschrift zum Positionspapier auf der Homepage der Initiative. Allerdings war man auch schnell mit einer Strafanzeige gegen die Bundesumweltministerin sowie die Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutz, Dr. Beate Jessel, bei der Hand. Sie lautet auf Volksverhetzung, Verleumdung und Betrug. Dazu ging in der SPD-Regionalstelle eine Stellungnahme des Umweltministeriums ein, in der es heißt, dass die Vorwürfe der Initiative komplett haltlos seien und jeder Grundlage entbehren.
Derweil herrschte vor der SPD-Regionalstelle ein freundlicher Umgangston. Norbert Theobald hörte sich die Argumente aufmerksam an, gab aber freimütig zu, dass Landwirtschaft nicht sein Fachgebiet sei. Das Gespräch dauerte dann aber nur wenige Minuten, da die nach einigen Wendemanövern hintereinander parkenden Traktoren den Verkehrsfluss nicht länger beeinträchtigen sollten.