Nicht jeder Fahrgast hält sich an die geltende Maskenpflicht. Foto: vaf
Von Gerhard Bühler
Mannheim. Schlimme Vorfälle zeigen: Immer öfter reagieren Personen aggressiv, wenn sie an ihre Pflicht zum Tragen einer Mund-Nasen-Schutzmaske erinnert werden. Zuletzt wurde in Frankreich ein Busfahrer brutal zusammengeschlagen. Ein Antrag der Grünen stellt deshalb im Sicherheitsausschuss des Mannheimer Gemeinderats die Frage, welche Maßnahmen bei den Rhein-Neckar-Verkehrsbetrieben (RNV) vorgesehen sind, um die Maskenpflicht in Stadtbahnen und an Haltestellen durchzusetzen.
Nach Beobachtung der Grünen sind in Stadtbahnen immer mehr Fahrgäste ohne Maske unterwegs (die RNZ berichtete). Durchsagen der Fahrer blieben folgenlos, diese würden sogar angepöbelt. Mitunter komme es zu Polizeieinsätzen. Es sei zu befürchten, dass andere Fahrgäste wegen solcher Ereignisse dem ÖPNV fernbleiben. "Es ist aber klar, dass wir für diese Probleme nicht die Fahrer verantwortlich machen können”, machte Gerhard Fontagnier in der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Sicherheit und Ordnung deutlich. SPD-Stadträtin Isabel Cademartori pflichtete ihm bei. Auch sie habe gehört, dass junge Männer aggressiv und ohne Maske in den Bahnen aufträten. Sie stellte in den Raum, ob eine Schwerpunktaktion von städtischem Ordnungsdienst und RNV sinnvoll sei.
Ordnungsdezernent Christian Specht (CDU), auch zuständig für den Öffentlichen Nahverkehr (ÖPNV), wies zunächst darauf hin, welche Herausforderungen die RNV durch die Corona-Pandemie schon habe bewältigen müssen. "Um die Abstandsregel zu gewährleisten, setzen wir möglichst große Fahrzeuge ein. Die Fahrer sitzen zum Schutz in geschlossenen Kabinen. Für den besseren Luftaustausch werden beim Halt immer alle Türen geöffnet", nannte Specht einige Faktoren, die eine schärfere Kontrolle der Maskenpflicht für die RNV schwierig machen.
Bei den aktuellen Diskussionen um den Sinn einer Maskenpflicht werde es schwer, bei bestimmten Personengruppen an die Vernunft zu appellieren. "Wir können nicht alles lückenlos überwachen. Wir wollen aber Schwerpunktkontrollen machen”, kündigte er an. Nach einer österreichischen Studie gebe es bisher keinen Nachweis für eine Infektion im ÖPNV, hatte Specht eine beruhigende Information parat. Mannheims Polizeipräsident Andreas Stenger sagte in der Sitzung seine Unterstützung zu. "Wenn ein Busfahrer Stress hat, setzt er einen Notruf ab und wir kommen”, machte er klar.
Wie Stenger am Beispiel der Vorfälle am Plankenkopf verdeutlichte, sei es gegenüber "erlebnisorientierten Jugendlichen” wichtig, das Augenmaß zu behalten und zu deeskalieren. Andererseits habe die Polizei klargemacht, dass jedes Vergehen verfolgt werde. Es seien alle Täter ermittelt worden. Mit den erfolgten Lockerungen seien viele Situationen schwerer zu kontrollieren als zur Zeit des Lockdowns, räumte Stenger ein.
Welche Herausforderung die Überwachung und gegebenenfalls auch Durchsetzung der Corona-Regeln nicht nur in Bahnen, sondern ganz allgemein im täglichen Leben für den städtischen Ordnungsdienst bedeutet, darüber gab Klaus Eberle, Leiter des Bereichs Sicherheit und Ordnung, einen Eindruck. Bisher seien 20 Verordnungen von Ministerien zu verarbeiten und durchzusetzen gewesen. Änderungen seien sehr kurzfristig und außerhalb der Dienstzeit gekommen. "Oftmals war Nachtarbeit angesagt”, erzählt Eberle. Von März bis Juni sei der Ordnungsdienst praktisch nur noch mit Corona beschäftigt gewesen. Über 100 Mitarbeiter in der Verwaltung des Fachbereichs hätten online im Homeoffice gearbeitet. Was gut geklappt habe.
"Ein eigens gebildetes Corona-Team hat 1700 Bürgeranfragen bearbeitet, wir haben 343 Info-Schreiben verfasst”, berichtete er. Im Außendienst seien bisher wegen Corona 1860 Verwarnungen mit Bußgeld erteilt worden. Gegenüber 96 Personen wurde die Auflage für eine Quarantäne erteilt, darunter sowohl Erkrankte wie Kontaktpersonen.
Das wichtigste Thema seien aktuell die Reiserückkehrer. "Es melden sich bei uns 20 bis 30 Personen pro Tag, wir informieren sie über die aktuellen Bestimmungen. Alle Reiserückkehrer können wir nicht erfassen”, räumt der Bereichsleiter ein. Er sei seit 40 Jahren im Dienst der Stadt und habe so etwas noch nie mitgemacht. Eine zweite Welle wolle er auf keinen Fall erleben, sorgte sich Eberle. "Einreise und Quarantäne ist ein großes Thema für die Stadt. Wir werden hier die ersten sein, die es zu spüren bekommen”, sagte Specht.