Mannheim

"Rhein-Neckar-Tram 2020" kommt später

Neue Züge der Rhein-Neckar-Verkehr GmbH werden erst Mitte 2022 ausgeliefert - Konstruktion für mehr Barrierefreiheit geändert

21.01.2021 UPDATE: 22.01.2021 06:00 Uhr 1 Minute, 57 Sekunden
Im Oktober 2018 war ein Modell der neuen „Rhein-Neckar-Tram 2020“ vorgestellt worden. Jetzt verzögert sich die Auslieferung der ersten Straßenbahnen. Foto: Gerold

Von Carsten Blaue

Mannheim. Die Auslieferung der neuen Straßenbahnen der Rhein-Neckar-Verkehr GmbH (RNV) verzögert sich. Die ersten Züge der "Rhein-Neckar-Tram 2020", die eigentlich schon seit vergangenem Jahr auf Linien in Heidelberg, Mannheim und Ludwigshafen unterwegs sein sollen, würden erst im Sommer 2022 erwartet, teilte ein RNV-Sprecher auf Anfrage der RNZ mit.

Grund seien die umfangreichen Umbauten in der Konstruktion der Fahrzeuge des Herstellers Skoda für mehr Barrierefreiheit. Diese seien laut des Sprechers "sehr umfangreich" gewesen. Die Modifikationen resultierten aus einem Beteiligungsverfahren, in das laut RNV mehrere Interessenverbände eingebunden waren.

Laut des Sprechers sei es besonders schwierig gewesen, die beiden geplanten Stufen zwischen dem Mittelwagen sowie dem vorderen und hinteren Wagen des dreiteiligen Fahrzeugs durch Rampen an den Türen und im Gelenkbereich zu ersetzen. Dadurch soll der Mittelgang frei von Stufen und damit von Barrieren sein. Diese Änderung habe allerdings Folgefragen für die Konstruktion aufgeworfen.

Zudem wurden die zwei Türen des Endwagens versetzt angeordnet, sodass dadurch zwei Multifunktionsbereiche entstehen, die auch als Rollstuhlplätze gedacht sind. Diese wiederum sollen jetzt ohne großes Rangieren erreichbar sein.

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Darüber hinaus soll es in der überarbeiteten "Rhein-Neckar-Tram 2020" vor den Gelenkbereichen jeweils vier stufenfreie Sitze auf niederflurigem Bodenniveau geben. Die Sitzabteile im erhöhten Mittelwagen brauchen dank der Rampenbauweise nur noch eine Stufe. Vorher waren es zwei. Der Mittelwagen ist deshalb höher, weil die Achsen der Straßenbahn Platz brauchen. Die Bremsscheiben sollten an den Rand des Fahrzeugs verlagert werden.

Ferner hat das Dialogverfahren auch dazu geführt, dass an der Höhenanordnung von Tastern und Anzeigen, besseren Möglichkeiten zum Festhalten und an einem akustischen "Türauffindesignal" gearbeitet wurde. Schließlich wird die Klapprampe an den Türen zum Ein- und Ausstieg für Rollstühle breiter. Alles in allem hatten laut RNV die Interessengruppen, darunter auch für Familien, Radfahrer und Senioren, rund 200 Einwände vorgebracht.

Die "Rhein-Neckar-Tram 2020" basiert auf einem Zug der Skoda-Tochter TransTech. Die wesentlichen Teile werden in Finnland gebaut. Endmontage ist im tschechischen Pilsen. Gekoppelt kann der Zug bis zu 60 Meter lang sein und soll auf den Überlandstrecken Spitzengeschwindigkeiten von 80 km/h erreichen. Dabei sei die Bahn aber insgesamt leiser und vor allem energieeffizienter als die Züge, die bislang im Einsatz sind, hieß es.

Die RNV hat 80 Straßenbahnen bestellt. Das Investitionsvolumen dafür beträgt rund 250 Millionen Euro. Dafür waren Kreditbürgschaften der drei RNV-Gesellschafter, also der Städte Ludwigshafen, Heidelberg und Mannheim, nötig. Die Quadratestadt trug die Hälfte dazu bei, Heidelberg und Ludwigshafen jeweils ein Viertel. Die RNV hat sich zudem eine Option auf 34 weitere Bahnen gesichert, die nochmals einen Wert von etwa 106 Millionen Euro hätten.

Ein Modell der "Rhein-Neckar-Tram 2020" war erstmals im Oktober 2018 vorgestellt worden. Im Dezember jenes Jahres meldeten sich zwölf Initiativen zu Wort und kritisierten die neue Straßenbahn als aus ihrer Sicht unzumutbar für Menschen mit körperlichen Einschränkungen. Die RNV eröffnete daraufhin das Beteiligungsverfahren, dessen Ergebnisse Mitte Januar 2019 vorgestellt wurden. Die neuen Züge sollen für einen Modernisierungsschub in der 180 Bahnen umfassenden Schienenflotte der RNV sorgen. Straßenbahnen der ersten Generation werden ausrangiert. Die "Rhein-Neckar-Tram 2020" werde 30 Jahre im Einsatz sein, so der RNV-Sprecher. Vor diesem Hintergrund sei die jetzige Verzögerung zu verschmerzen.

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