Im Hockenheimer Stadtwald sind durch die Hitze der vergangenen Sommer Bäume abgestorben. Auf diesem Feld im Bereich C 4 haben die zuständigen Förster deshalb im März neue Arten angepflanzt. Damit sie eine Chance haben, werden sie regelmäßig gegossen. Foto: Lenhardt
Von Harald Berlinghof
Reilingen/Schwetzingen/Hockenheim. Der leichte Regen, der für die nächsten Tage vorausgesagt wird, könnte die derzeit vorherrschende Waldbrandgefahr verringern. Das grundsätzliche Problem der andauernden Trockenperioden und damit verbundenen höheren Temperaturen sei damit aber nicht aus der Welt, betont Manfred Robens, Leiter des Kreisforstamts in Neckargemünd. Doch für die Neupflanzungen, die momentan beinahe chancenlos waren, kann der leichte Regen ein wenig Entlastung bedeuten.
"Einen Monat lang hat es keinen einzigen Tropfen geregnet", berichtet Robens. "Und diese Trockenheit betrifft mehr oder weniger ganz Mitteleuropa. Dazu kommt der Wind, der die Wälder zusätzlich austrocknet." Dort, wo es geht, versuche man, wenigstens die Neuanpflanzungen zu wässern. Das hilft zwar, ist aber sehr aufwendig.
Bei Reilingen, Sandhausen und St. Leon-Rot habe man es versucht. "Das war auch erfolgreich und hat gut funktioniert. Ohne Wassergabe wären die Jungbäume eingegangen", erklärt Philipp Schweigler, Forstbezirksleiter und stellvertretender Leiter des Kreisforstamts. "Aber das sind schon fast Verzweiflungstaten und ein Tropfen auf den heißen Stein", betont der Forstexperte.
Auch Robert Lang, Revierleiter im Bereich Rheintal-Süd, zu dem Altlußheim, St. Leon-Rot, Sandhausen und Oftersheim gehören, ist mit seiner endgültigen Einschätzung noch vorsichtig. Man habe erst letzte Woche mit der Bewässerung begonnen. Dafür fahren die Forstarbeiter mit großen, bis zu 3000 Liter fassenden Fässern in den Wald und wässern die Jungbäume, die zwischen 30 und 80 Zentimetern groß sind. Auch die Freiwilligen Feuerwehren sowie kommunale Bauhöfe, private Firmen und Landwirte sind in die Gieß-Aktionen eingebunden.
Eher selten zum Zug kommen Bewässerungsmethoden wie das Verlegen von Schläuchen oder Wasserrohren, die oft von Landwirten genutzt werden. Denn fast immer sind die nötigen Brunnen zu weit entfernt von den Aufforstungsflächen. Einzig in St. Leon-Rot konnte ein Spargelbauer den Förstern mit seiner Beregnungsanlage helfen.
Überall in den Gemeinde- und Staatswäldern der Region achtet man inzwischen bei der Auswahl der Baumarten, die gepflanzt werden, auf ihre Trockenverträglichkeit. "Wir nehmen dabei die Erkenntnisse und Empfehlungen unserer forstlichen Versuchsanstalt in Freiburg sehr ernst", berichtet Lang.
Hainbuche, Baumhasel, Traubeneiche, Feldahorn und Winterlinde haben größere natürliche Verbreitungsgebiete bis in den Mittelmeerraum hinein und sind deshalb resistenter gegenüber ausbleibendem Regen. "Die Fichte geht im Rheintal gar nicht mehr. Sie ist die große Verliererin des Klimawandels", sagt Schweigler. Die Kiefer könne noch überleben und verjünge sich sogar von selbst. "Da haben wir die Hoffnung, dass sich die jungen Bäume den neuen Bedingungen bedingt anpassen können."
Erschwerend kommt für den Wald die massenhafte Vermehrung von Insektenschädlingen hinzu. Borkenkäfer und Maikäfer-Engerlinge stehen dabei an erster Stelle. Sie bevorzugen trockene und warme Witterungen. Im Spargelsprengel zwischen St. Leon-Rot, Schwetzingen und Sandhausen tun sich zwei verschiedene Maikäferstämme im Boden an den Wurzeln der Bäume gütlich. Der eine ist gerade in St. Leon-Rot ausgeschlüpft und beginnt, die Bäume durch Kahlfraß zusätzlich zu schwächen.
Der zweite Maikäferstamm wird im nächsten Jahr sein Flugjahr in Sandhausen haben. Derzeit gibt es kein zugelassenes chemisches Insektizid, das man gegen den Maikäfer einsetzen darf. Hinzu kommt ein Baumpilz, der den Wald schädigt, und stellenweise ein Mistelbefall. "Das sind seit drei Jahren ganz neue Verhältnisse, die einen großen Umbruch mit sich bringen", meint Schweigler.
Hinzu kommen die immer umfangreicher werdenden Verkehrssicherungsmaßnahmen, die das Forstamt vornehmen muss. Zum Beispiel müssen abgestorbene Bäume, die auf Wege oder Straßen zu fallen drohen, entfernt werden. Zudem ist das Holz ist nicht mehr beste Qualität und erzielt deshalb auf dem Markt keine Spitzenpreise mehr. Die Corona-Krise und die damit verbundenen wirtschaftlichen Auswirkungen hätten den Holzmarkt "fast zusammenbrechen lassen", sagt Schweigler. Die holzverarbeitende Industrie hat ihre Kapazitäten herunter gefahren, weil die Nachfrage nach Holz sinkt. "Das führt dazu, dass man nur noch jämmerliche Preise erzielen kann, die kaum noch die Kosten decken", bedauert der Forstbezirksleiter.