Kaffeeröster in der Region

UGM Coffee Roasters setzen auf braunes Gold statt Massenware (plus Video)

Schüler des Ursulinen-Gymnasiums gründeten Firma - Mit dem Gewinn unterstützen sie soziale Projekte

10.02.2020 UPDATE: 10.02.2020 18:25 Uhr 2 Minuten, 31 Sekunden
Die Schüler gründeten mit UGM Coffee Roasters die erste Firma des Ursulinen-Gymnasiums. Foto: Gerold

Von Marco Partner

Mannheim. Mit einer eigenen Firma setzen sich Schüler des Ursulinen-Gymnasiums für einen bewussteren Umgang mit des Menschen liebsten Guten-Morgen-Trunk und Wachmacher ein: dem Kaffee. UGM Coffee Roasters lautet der Name der Firma, die von zwölf Schülern der Klassenstufen 10 bis 12 eigenständig geführt und geleitet wird.

Kontakte zu Mannheimer Kaffee-Experten, aber auch zu Farmern in Brasilien oder Indien werden hergestellt, die Bohnen selbst geröstet und kleine Abteilungen vom Verpackungsdesign bis zum Marketing gebildet. Zahlreiche Abnehmer für den Kaffeegenuss aus Schülerhand wurden schon gefunden.

Alles begann im Schulunterricht. Ganz klassisch, wurde in dem interdisziplinären Fach NWT (Naturwissenschaft und Technik) das Thema Kaffee durchgenommen. Vom Anbau über die Röstung, einem Blick auf den weltweiten Handel bis hin zur Bezahlung der Arbeiter auf den Kaffeeplantagen. "Dabei haben wir gemerkt, dass einiges schief läuft", erklärt 12-Klässler Alexandros Apostolidis. "Doch anstatt nur zu sagen, es müsste doch etwas getan werden, wollten wir selbst die Initiative ergreifen, es selbst anpacken", erzählt er.

Gesagt, getan. Zu Beginn mit Lehrer Alexander Putzier als Zugpferd, schaute man sich erst einmal in der näheren Umgebung um – und stieß gleich in Mannheim auf eine Top-Adresse. "Steffen Schwarz, der Inhaber des Coffee Consulate, ist nicht nur eine Koryphäe auf diesem Gebiet, er hat sich auch gleich von unserer Projekt-Idee begeistert gezeigt", erklärt Putzier. Dank seiner Kontakte können die Kaffeebohnen über den Importeur Amarella direkt aus den Anbaugebieten bezogen werden. Ohne, dass Zwischenhändler die Hände aufhalten oder die Kaffeepflücker am Ende leer ausgehen.

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Im Mai 2019 wurde sodann die erste Schulfirma des Gymnasiums gegründet. "Mit der Schulleitung wurde ein richtiger Vertrag aufgesetzt, eine Homepage eingerichtet und natürlich ein passender Name gesucht", erinnert sich Schülerin Sarah Bechtel. Dann ging es weiter, in Neckargemünd konnte mit der ECM-Manufaktur ein weiterer Unterstützer hinzugewonnen werden. "Mühle, Röstmaschine, Tassen, sie haben uns das ganze Equipment kostenlos zur Verfügung gestellt, wir konnten ohne Startkapital loslegen", erläutert Valentino Thormaehlen.

Beim aufwendigen Röstvorgang, bei dem sich die zu Beginn grün-gelblichen Bohnen nach und nach bräunlich färben, blickten die Schüler zunächst noch über die Schulter der Experten, und durften nach und nach selbst an die Maschine. "Der Geruch ist faszinierend", ist nicht nur Apostolidis auf den Geschmack gekommen. Und der Duft des Spezialitätenkaffees weht seitdem auch ins Familienhaus.

"Unsere Eltern waren natürlich die ersten Abnehmer." Und so entfalten sich in den heimischen vier Wänden nicht nur die Aromen des Spitzenkaffees, sondern auch Gespräche über das richtige Konsumverhalten, über Einkäufe beim Billigdiscounter, über Preis und Qualität, von Kaffee und anderen Produkten.

Inzwischen hat man Kunden aus dem Odenwald bis nach Berlin gewonnen. Und auch die Kontakte zu den Kaffeebauern intensiviert. Als Farmer Andrés Quintanilla aus El Salvador bei Schwarz zu Besuch war, traf er sich auch mit der Schülerfirma. Somit erfuhren sie aus erster Hand von den schweren Bedingungen auf den Plantagen. Auch, dass sich hinter dem Fairtrade-Siegel manchmal eine Mogelpackung verstecken kann. Wenn sie zum Beispiel geringere Löhne zur Folge haben.

"Herr Quintanilla setzt keine Pestizide ein, er setzt auf Mischkulturen statt auf Monoanbau. Und dennoch hat er auf das 60.000 Dollar teure Fairtrade-Siegel verzichtet, da er seinen Arbeitern sonst nicht genug zahlen kann", gibt Apostolidis, der mit Mitschülerin Helena Strehl als Geschäftsführer fungiert, einen Einblick in die komplizierte Kaffeewelt.

"Aus pädagogischer Sicht ist es ein ganzheitliches Projekt. Sie lernen wirtschaftliche Aspekte oder Umweltschutz kennen, aber auch soziale Verantwortung zu übernehmen", sagt Putzier und ist stolz, dass seine Schüler so viel Engagement aufbringen, auch außerhalb des Unterrichts.

Mit ihren Gewinn möchte die Schülerfirma soziale Projekte unterstützen, wie den Verein für Körper- und Mehrfachbehinderte, "Terre des Hommes" oder die Klima-Initiative "Plant for the Planet". Mit dem Kauf des Spezialitätenkaffees der UGM Coffee Roasters kann der Kunde per Spendenbox selbst entscheiden, welches Projekt er unterstützen möchte. Dabei ist die Schülerfirma noch auf der Suche nach Kooperationspartnern, wie Drogeriemärkte, Cafés, Apotheken, Supermärkte, Hotels oder Bars.

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