Disponenten in der Integrierten Leitstelle in Ladenburg bei der Arbeit. Foto: Burkhardt
Von Stefan Hagen
Rhein-Neckar. Die zum 1. Januar 2020 gegründete Integrierte Leitstelle Heidelberg/Rhein-Neckar-Kreis gGmbH (ILS) hat offiziell am 1. Oktober ihren Betrieb aufgenommen. Die ILS hat ihren Sitz in Ladenburg und wird an zwei Standorten – Trajanstraße in Ladenburg und Baumschulenweg in Heidelberg – betrieben. So heißt es nüchtern und betont sachlich in einer Mitteilung aus dem Landratsamt.
Das Ganze hat allerdings eine – diplomatisch ausgedrückt – nicht ganz konfliktfreie Vorgeschichte: Seit dem Jahr 2004 war die Integrierte Leitstelle in Ladenburg für die Rettungsdienstbereiche Heidelberg, Mannheim und den Rhein-Neckar-Kreis sowie für die Feuerwehren im Kreisgebiet zuständig. Betreiber waren die Kreisverbände des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) Mannheim und Rhein-Neckar/Heidelberg sowie der Rhein-Neckar-Kreis.
Rund 50 Mitarbeiter nahmen hier im Schichtbetrieb die eingehenden Notrufe entgegen. Das DRK wurde dabei von Kräften des Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB) und der Johanniter-Unfall-Hilfe (JUH) unterstützt. Gegen 2016 begann es dann unter den Partnern kräftig zu kriseln – aus Mannheim gab es deutliche Hinweise, dass man mit der Gesamtsituation nicht mehr zufrieden sei. Hauptvorwurf aus der Quadratestadt: Die gesetzlich vorgeschriebenen Fristen zwischen dem Eingang der Notfallmeldung und dem Eintreffen der Hilfe am Notfallort im Stadtgebiet würden in den meisten Fällen nicht eingehalten.
Dann begann die Situation zu eskalieren. In einem Schreiben an die Träger kündigte der ASB die Zusammenarbeit mit dem DRK auf. Als Gründe nannte die Rettungsorganisation unter anderem schlechte Mitarbeiterführung innerhalb der Leitstelle, Überbelastung der Mitarbeiter sowie "signifikante Ausfallzeiten" beim Personal des Trägers – also dem DRK. Insgesamt würden unzumutbare Arbeitsbedingungen herrschen, deshalb die Kündigung.
Landrat Stefan Dallinger war darüber äußerst erzürnt. "Es darf spekuliert werden, ob der ASB durch die angekündigte Maßnahme vielleicht zukünftige Veränderungen im Rettungsdienstbereich strategisch vorbereiten und sich für eine Einbindung in die künftige Leitstelle Mannheim empfehlen möchte", hatte Dallinger geätzt. Man weise deshalb die Vorwürfe des ASB in aller Form zurück. Die Trennung war allerdings nicht mehr aufzuhalten.
Bereits Anfang 2017 hatte das Land auf Drängen der Stadt Mannheim einer Aufspaltung des gemeinsamen Rettungsdienstbereichs zugestimmt. Zum 1. Januar 2019 hatte das baden-württembergische Innenministerium den bisherigen Rettungsdienstbereich Rhein-Neckar schließlich in die Bereiche Heidelberg/Rhein-Neckar-Kreis und Mannheim getrennt.
Im April dieses Jahres hat die neue Integrierte Leitstelle für die Notfallrettung in Mannheim dann ihren Betrieb aufgenommen. Von hier aus werden nun die Einsätze für den Rettungsdienst, dessen Alarmierung bisher über die Integrierte Leitstelle in Ladenburg erfolgt ist, koordiniert. Die Einsätze der Feuerwehr im Stadtgebiet hatte Mannheim bereits zuvor in Eigenregie geregelt.
Es ist also wieder Friede eingekehrt, der Streit zwischen Mannheim auf der einen und Heidelberg sowie dem Rhein-Neckar-Kreis auf der anderen Seite ist endgültig Geschichte.
Zurück zur Leitstelle Heidelberg/Rhein-Neckar-Kreis: Die Disponenten in den beiden Standorten sind für über 700.000 Bürger zuständig – die ILS zählt somit zu den größten Leitstellen in Baden-Württemberg. Sie ist die Einsatzzentrale der nichtpolizeilichen Gefahrenabwehr für die Stadt Heidelberg und den Rhein-Neckar-Kreis. Wer hier also bei einem Notfall die Notrufnummer 112 wählt, wird mit einem der beiden Betriebsstandorte verbunden, heißt es in der Mitteilung aus dem Landratsamt.
"Durch die enge, digitale Vernetzung der Betriebsstandorte in Ladenburg und Heidelberg setzen wir neue Maßstäbe in der Sicherheit: Jeder Standort kann bei Ausfall der anderen Stelle unterbrechungsfrei die Notrufannahme 112 übernehmen. Die Notrufannahme und Alarmierung der Rettungskräfte erfolgt damit künftig noch verlässlicher und ist noch besser gegen Ausfälle geschützt. Das kommt allen Menschen in Heidelberg und im Rhein-Neckar-Kreis zugute", wird Heidelbergs Oberbürgermeister Eckart Würzner zitiert.