Regina Schäfer (M.) erklärte in der Schwetzinger Volkshochschule, wieso der Weg ins Berufsleben für ausländische Frauen einem Hürdenlauf gleicht. Foto: Lenhardt
Schwetzingen. (stek) Es ist eine gewaltige Aufgabe und erfordert von allen Seiten viel Einsatz: die Integration. Und was das im Detail bedeutet, wurde bei einer Veranstaltung "Start in den Job" des Rhein-Neckar-Kreises speziell für Frauen in der Schwetzinger Volkshochschule (VHS) einmal mehr deutlich.
Gelingende Integration erfordere nicht nur von den Menschen, die kommen, viel Engagement, sie verlange auch von den Menschen, die bereits da sind, einigen Einsatz, sagte Regina Schäfer von der "Kontaktstelle Frau und Beruf Mannheim - Rhein-Neckar-Odenwald". Beide Seiten müssten aufeinander zugehen. Schäfer ist überzeugt, dass Deutschland von den neuen Bürgern genau so viel profitieren könne wie die Menschen von Deutschland.
Für Schäfer und ihre Kollegin Lisa Sieckmeyer vom "Welcome-Center Rhein-Neckar" ist diese Veranstaltung Teil eines Marathonlaufs. Das Ziel sei dabei im Grunde ganz einfach: "Uns geht es darum Frauen in den Beruf zu bekommen und damit ihre Eigenständigkeit zu fördern", erklärte Sieckmeyer. Mit diesem Ziel vor Augen wird aus dem Marathon- doch auch irgendwie ein Hürdenlauf. Der deutsche Arbeitsmarkt ist sicher kein Dschungel, aber einer Art durchreguliertem Dickicht kommt er schon recht nahe: Wo finde ich Jobangebote? Wie arbeitet die Agentur für Arbeit eigentlich? Welche Förderungs- und Weiterbildungsmöglichkeiten gibt es für mich? Wie bewerbe ich mich richtig? Vereinbarkeit von Beruf und Familie? Was sind meine Ausbildung und meine Zeugnisse in Deutschland wert?
Die Fragen zeigen: Der Klärungsbedarf ist enorm. Schäfer erklärte bei der letzten Frage, dass viele in Deutschland wohl überrascht wären, wie gut einige Frauen ausgebildet sind: "Ausbildungen und Universitätsabschlüsse sind gar nicht so selten." Dabei stellte sie mit ihrem Team über die vergangenen Monate hinweg immer wieder fest, dass ein erheblicher Teil der Frauen das nicht richtig kommuniziere.
Als Beispiel führte sie eine Frau aus Teheran (Iran) an, die Hebamme gelernt hat und sogar Medizinstudenten beim Thema Geburt ausgebildet haben soll. Diese Frau hatte von ihrem Metier sicher viel Ahnung, hängte das aber nicht an die große Glocke. Und als ihre Qualifikation ans Tageslicht kam, begann für sie der Hürdenlauf bis zur Anerkennung. Heute ist die Frau aus Teheran eine Erfolgsgeschichte, und davon gibt es in den Augen der beiden Beraterinnen noch viele mehr. Daniela Müller vom "IQ Netzwerk" betonte, dass Anerkennungsprozesse schwierig seien. Sie würde sich Vereinfachungen wünschen. "Aber es lohnt sich trotzdem, diesen Weg zu beschreiten. Der führt nämlich irgendwann in die Mitte der Gesellschaft", sagte sie.
Ganz oben auf der To-Do-Liste stehen die Deutschkenntnisse. "Damit steht und fällt alles", meinte Schäfer. Deshalb empfehlen die Beraterinnen den Frauen, sich auch über die Deutschkurse hinaus sehen zu lassen: Kinder zum Kindergarten oder in die Schule bringen, Einkaufen gehen oder im Park auf einer Bank Platz nehmen. Das seien alles Situationen, in denen Gespräche entstehen und Hemmschwellen sinken würden. "Wer das schafft, schafft auch den Rest", ermutigten die Beraterinnen die Anwesenden.
Hier in Schwetzingen, bei der dritten Veranstaltung dieser Art in der Rhein-Neckar-Region, waren nur wenige Frauen da. Der Einsatz lohne sich trotzdem immer, sagte Ute Wagner, Fachdozentin für berufsbezogene Deutschkurse des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge. Auch wenn manchmal nur zwei oder drei Interessierte kämen: "Es ist ein Dauerlauf, und am Ende stehen mehr Frauen aus aller Welt im deutschen Arbeitsmarkt und damit mitten im Leben."