Unter der Salierbrücke bei Speyer, die derzeit saniert wird, trat der Rhein am Wochenende über die Ufer. Foto: Lenhardt
Von Harald Berlinghof
Mannheim/Ludwigshafen. Niedrigwasser treibt den Verantwortlichen im Rheinhafen der BASF mehr Sorgenfalten auf die Stirn als solch ein kleines Hochwasser, wie es am Wochenende den Rhein hinunter geschwappt ist. Das Niedrigwasser des Jahres 2018, das über mehrere Monate anhielt, brachte die Produktionsabläufe des Chemieriesen ins Wanken. Wenn bei dem Chemiekonzern bei der Rohstoffanlieferung etwas nicht passt, dann hat das Auswirkungen auf die gesamte Produktion. Doch eine eher kleine, kurze Hochwasserwelle wie die gegenwärtige bereitet einem Unternehmen wie der BASF keine großen Probleme.
Hochwasser 2021 an Rhein und Neckar - Die FotogalerieAm Donnerstag waren erste Pegelanstiege zu verzeichnen, und seit Montag sind die Pegel wieder am Fallen. In fünf Tagen, an denen die Belieferung der BASF durch eine teilweise Einstellung der Rheinschifffahrt nur eingeschränkt möglich war, gerät die Produktion nicht in Schwierigkeiten. "Das hat keine Auswirkungen auf unsere Versorgung mit Rohstoffen. Unsere Daten, die wir zu Prognosen für den Rheinpegel nutzen, erlauben eine Vorschau bis zu sechs Wochen. Das war vorhersehbar", sagt Pressesprecherin Ursula von Stetten. Es sind eher kleine Dramen, die sich am Rande eines solchen Hochwassers abspielen.
Ein Reh löste am Sonntagnachmittag im Bereich des Mannheimer Stadtteils Rheinau einen Einsatz von Polizei und Feuerwehr aus. Gleich mehrere Anrufer meldeten den Vorfall am Rhein. Beim Eintreffen der Wasserschutzpolizei kämpfte das Reh unermüdlich gegen die Hochwasserströmung an. Der Besatzung gelang es, von ihrem Boot aus das Reh so zu unterstützen, dass es sichtlich erschöpft das rettende Ufer erreichte.
Aufgeschreckt sprang das Rotwild jedoch kurze Zeit später wieder zurück ins Wasser. Den Beamten der Wasserschutzpolizeistation Mannheim schafften es aber erneut, das Tier zurück zum Ufer zu dirigieren. Es konnte sich dann selbst an Land retten und zog sich in das sichere, nahe gelegene Waldstück zurück.
Die Stadt Mannheim hatte wegen der zu erwartenden Pegelstände am Wochenende einige Absperrmaßnahmen im Stadtgebiet vorgenommen. Am Neckar war der Neckarradweg bei Seckenheim betroffen sowie die Zufahrtswege zum Neckar am Collini-Center und an der gegenüberliegenden "Neckaruferbebauung Nord". Am Rhein waren mehrere Zuwege zum Fluss, zum Aufeld und zum Waldpark gesperrt. Auch die Hafengesellschaft hatte eigene Flächen am "Haus Oberrhein" vorsichtshalber abgesperrt und in bestimmten vom Hochwasser bedrohten Bereichen den Strom abgestellt. Am "Pfalzkai", dem Neckarhafen des Mannheimer Binnenhafens, gab es ebenfalls Absperrungen. Öffentliche städtische Straßen waren nicht betroffen. Am "Haus Oberrhein", wo sonst die Flusskreuzfahrtschiffe anlegen, liegen momentan einige Tanker an der Mole, weil auf dem Rhein eine abschnittsweise Einstellung der Schifffahrt verfügt wurde.
Gemäß der Rheinschifffahrtsverordnung dürfen Binnenschiffe den Rhein zwischen Rheinauhafen und Mannheim-Sandhofen ab einem Pegel von 760 Zentimeter nicht mehr befahren. Dieser war am Sonntag knapp erreicht worden. Seither tendieren die Schätzungen der Hochwasservorhersage-Zentrale (HVZ) aber zum Rückgang der Pegel. Man rechnet bei der HVZ damit, dass man die Schifffahrt sehr schnell wieder freigeben kann.
Auch die Pegel südlich von Mannheim haben die kritischen Werte überschritten, ab denen die Schifffahrt eingestellt werden muss. Davon betroffen waren die Steckenabschnitte von Iffezheim bis Germersheim sowie zwischen Germersheim und Mannheim-Rheinau.