Von Anica Edinger
Heidelberg. Noch am Mittwoch flehte Bundeskanzlerin Angela Merkel die Länderchefs an, schnell und mit aller Schärfe auf die steigenden Infektions- und Todeszahlen zu reagieren. Jetzt sind es Heidelbergs Oberbürgermeister Eckart Würzner, Uniklinikums-Chef Ingo Autenrieth und der Landrat des Rhein-Neckar-Kreises Stefan Dallinger, die flehen. Sie fordern einen harten Lockdown – noch vor Weihnachten. "Wir können der Entwicklung nicht noch 16 Tage lang zusehen", sagt Würzner. Ab dem 19. Dezember sollten deshalb Schulen, öffentliche Einrichtungen und Geschäfte mit Ausnahme von Angeboten des täglichen Bedarfs für drei Wochen schließen – also bis Ende der Schulferien am 10. Januar.
Die Spitzen von Stadt, Landkreis und einer der führenden Kliniken Deutschlands schließen sich damit nicht nur Kanzlerin Merkel, sondern auch dem Forderungskatalog der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina an – und gehen sogar noch einen Schritt weiter. Denn die Leopoldina hatte den harten Lockdown mit Geschäftsschließungen erst nach Weihnachten gefordert.
Der dringende Appell aus Heidelberg, der an die Bundes- und Landesregierung geht, hängt auch mit der Belastung der Kliniken zusammen. Würzner: "Unsere Kliniken in Stadt und Region sind am Limit." Die Plätze würden knapp, auch auf den Intensivstationen. Das unterstreicht Ingo Autenrieth: "Das Universitätsklinikum kommt an seine Kapazitätsgrenzen", sagt er, und weiter: "Wenn die Zahl der schwer erkrankten Covid-Patienten, die eine langfristige intensive Behandlung benötigen, weiterhin ansteigt, dann erreichen wir eine kritische Dimension, auch was die Versorgung von Nicht-Covid-Patienten betrifft."
Es seien gleich mehrere große Probleme, die zusammenkämen. Würzner erklärt: "Es kommen jeden Tag zu viele neue Patienten. Gleichzeitig können weitgehend genesene Patienten nicht in Pflegeheime verlegt werden, weil viele Häuser sie aufgrund von Ausbruchsgeschehen nicht aufnehmen können. Und es gibt vermehrt Infektionen auch bei den Ärztinnen, Ärzten und Pflegekräften." Deshalb müssten sich Bund und Länder nun auf einen harten, mehrwöchigen Lockdown einigen.
Die Diskussion über Alkoholverbote und andere kleine Maßnahmen, die ohnehin keinen nennenswerten Effekt hätten, müsse aufhören, so Würzner, "bevor das Gesundheitssystem kollabiert". Schließungen ab 19. Dezember seien ohne Zweifel hart. "Aber wenn wir uns nicht aktiv für diesen Schritt entscheiden, dann überlassen wir die weitere Entwicklung dem Virus."
Das sieht auch Landrat Dallinger so: "Die Lage ist ernst. Der starke Anstieg der Fall- und Opferzahlen zeigt uns, dass wir dringend reagieren müssen." Nur, wenn man Einzelhandel und das Schulgeschehen schnellstmöglich herunterfahre, werde es gelingen, die Pandemie einzudämmen. Am Mittwochnachmittag hat OB Würzner diese Linie im Rahmen des Städtetags Baden-Württemberg mit den Oberbürgermeistern der Großstädte im Land abgestimmt. Dort sei man sich einig gewesen: "Persönliche Appelle reichen nicht mehr. Bund und Land müssen das öffentliche Leben für drei Wochen runterfahren. Das kann nicht eine Stadt alleine lösen." Der Termin am 19. Dezember sei gewählt worden, damit den Kommunen wie auch der Bevölkerung noch Zeit bliebe, sich auf die einschneidenden Maßnahmen vorzubereiten.
Für die Weihnachtsfeiertage sollen laut Würzner, Dallinger und Autenrieth Treffen im engsten Familienkreis möglich sein. Was das genau bedeutet, bleibt offen. Auch die Leopoldina hatte in ihren Empfehlungen keine genauen Personenzahlen, was die Feiertage betrifft, genannt. Zuletzt war vorgesehen, die Kontaktbeschränkungen an Weihnachten zu lockern.
Update: Donnerstag, 10. Dezember 2020, 20.05 Uhr
Heidelberg/Rhein-Neckar. (RNZ/mare) Heidelbergs Oberbürgermeister Eckart Würzner, Landrat Stefan Dallinger und das Heidelberger Uniklinikum schlagen angesichts der steigenden Corona-Zahlen Alarm und fordern einen harten Lockdown ab dem 19. Dezember. Das teilt das Landratsamt Rhein-Neckar-Kreis mit.
Heidelbergs Oberbürgermeister Eckart Würzner, Landrat Stefan Dallinger und Professor Dr. Ingo Autenrieth, Vorstandsvorsitzender des Universitätsklinikums Heidelberg, fordern von Bund und Land einen harten Lockdown noch vor Weihnachten.
Ab dem 4. Advents-Wochenende sollten Schulen, öffentliche Einrichtungen und Geschäfte mit Ausnahme von Angeboten des täglichen Bedarfs für drei Wochen schließen, also bis zum Ende der Schulferien am 10. Januar. Damit schließen sie sich den Forderungen der Leopoldina an, gehen mit der Forderung nach Geschäftsschließungen ab dem 19. Dezember noch einen Schritt weiter.
"Unsere Kliniken in Stadt und Region sind am Limit", begründet OB Würzner seinen dringenden Appell an Bundes- und Landesregierung. Auch wenn Heidelberg und der Rhein-Neckar-Kreis noch unter der 7 Tage-Inzidenz von 200 sind, werden dennoch die Plätze knapp, auch auf den Intensivstationen. "Es droht eine Überlastung unseres Klinik-Systems", so Würzner. "Wir können dieser Entwicklung nicht noch 16 Tage lang zusehen."
Daher appelliere er wie auch Dallinger und Autenrieth dringend an die Bundes- und Landesregierung, möglichst schnell für drei Wochen in einen harten Lockdown zu gehen. "Das ist hart, ohne Zweifel. Aber wenn wir uns nicht aktiv für diesen Schritt entscheiden, dann überlassen wir die weitere Entwicklung dem Virus. Damit legen wir das öffentliche Leben für weitaus längere Zeit lahm und sorgen für Situationen in und vor den Krankenhäusern, die niemand erleben möchte."
Die harten Maßnahmen trage man voll und ganz mit. "Denn nur wenn wir den Einzelhandel und das Schulgeschehen schnellstmöglich herunterfahren, wird es uns gelingen, die Pandemie einzudämmen", so Landrat Dallinger.
Außerdem appellieren sie an die Bevölkerung, zuhause zu bleiben und Kontakte so weit wie möglich einzuschränken.
An Weihnachten sollen Treffen im engsten Kreis aber möglich sein.