Kleiner Piks, große Wirkung: Gerade älteren und chronisch kranken Menschen, aber auch dem medizinischen Personal wird eine Grippeschutzimpfung empfohlen. Das Problem: Die Präparate sind aktuell nicht überall in der Region erhältlich. Foto: Gabbert
Von Alexander Albrecht
Heidelberg/Rhein-Neckar-Kreis. Kürzlich wollte sich ein RNZ-Leser bei seinem Hausarzt in Wilhelmsfeld gegen Grippe impfen lassen. "Leider war das nicht möglich", schreibt der Mann. In der Praxis habe man ihm gesagt, dass es derzeit weit und breit keinen Impfstoff gebe, weil die Apotheken nicht mehr lieferten. Zwar hat das auch für Heidelberg zuständige Gesundheitsamt des Rhein-Neckar-Kreises keinen Einblick in die Lieferkette der Impfdosen in der Region.
Amtsärztin Anne Kühn bestätigt aber, dass der Behörde Meldungen über Impfstoffknappheit zugegangen seien. Daraufhin habe man Apotheken in Heidelberg und dem Kreis telefonisch abgefragt. Und tatsächlich bestätigten sich die Nachrichten. In vielen Apotheken sei der Impfstoff gegenwärtig nicht vorrätig und könne auch nicht mehr nachbestellt werden, so Kühn.
Wer die Präparate vorbestellt hat, ist klar im Vorteil
Über die Zahl der bei den niedergelassenen Ärzten vorhandenen Impfdosen lägen dem Amt keine Informationen vor. Die Erfahrungen der letzten Jahre hätten gezeigt, dass nach jeder Saison übrig gebliebene Impfdosen vernichtet werden mussten, berichtet Kühn.
Die Behörde könne keinen Einfluss nehmen auf Produktion und Verteilung der Präparate. Die ein halbes Jahr dauernde Herstellung erfolge nach Maßgabe der Pharmaunternehmen auf Basis der Vorbestellungen, die über die Apotheken in der ersten Hälfte des Jahres eingegangen sind.
Dies könne die regional ungleiche Verfügbarkeit möglicherweise erklären. Denn Apotheken, die den Impfstoff vorbestellt hätten, würden gegenüber anderen Filialen bevorzugt beliefert. Aktuell fordere das Paul-Ehrlich-Institut die Filialen auf, Lieferengpässe und verlängerte Wartezeiten zu melden, weiß Kühn.
Die Medizinerin geht aufgrund von Umfragen aber auch davon aus, dass sich nach der starken Epidemie im vergangenen Jahr mehr Bundesbürger als gewöhnlich für eine schützende Impfung entscheiden. Entsprechend gingen sie deshalb auch früher zum Arzt.
In Baden-Württemberg werden nach Angaben der Ärztin im Gegensatz zu einigen anderen Bundesländern Präparate mit dem Vierfach-Impfstoff für alle Patienten bezahlt - nicht nur für Risikogruppen wie medizinisches Personal oder Ältere. Zum Stichtag 21. November sind dem Gesundheitsamt bislang drei in Deutschland "eingefangene" Influenza-Erkrankungen gemeldet worden.
"Auch für die Saison 2018/2019 wird mit einer Grippe-Welle gerechnet, so wie jeden Winter", sagt Kühn. Über deren Schweregrad könne aber noch nicht vorhergesagt werden. Die Impfung wird laut Kühn von September bis November empfohlen, könne aber im Bedarfsfall auch später durchgeführt werden, was vom Verlauf der Grippewelle abhängt. Generell sei bis Ende Januar noch mit einer guten Schutzwirkung für die aktuelle Saison zu rechnen.
Kühn selbst ist eine große Befürworterin von Impfungen: "Die echte Grippe kann lebensbedrohlich sein. Wenn ich geimpft bin, bin nicht nur ich selbst geschützt, sondern ich kann die Viren auch nicht an andere weitergeben."