Wie zwei Viernheimer in Kambodscha helfen
Doris und Norbert Mewis ermöglichen Kindern in Kambodscha einen Schulbesuch und unterstützen den Bau von Brunnen

Von Marion Gottlob
Viernheim/Rhein-Neckar. Alles begann mit einer Schiffsreise für Touristen auf dem Mekong in Kambdoscha: Dort kamen Doris und Norbert Mewis aus Viernheim mit ihrem Gästeführer Tom ins Gespräch. Aus der Plauderei entwickelte sich eine Freundschaft – und aus der Freundschaft entstand inzwischen eine "Seelen-Familie". Doris und Norbert Mewis sind die deutschen Großeltern "Grand-Ma" und "Grand-Pa", die per Internet und Handy regelmäßig um Rat gefragt werden. Das Viernheimer Ehepaar hat den Bau von rund 25 Brunnenanlagen unterstützt und ermöglicht nun mehr als zwölf Kindern den Schulbesuch. Sie sind sich einig: "Wir möchten den Menschen helfen, ein gutes Leben in ihrer eigenen Heimat zu führen, so dass sie nicht vor der Armut in die unbekannte Fremde fliehen müssen."
Die Viernheimer Hilfe ist kein blauäugiges Unterfangen: Rentner Norbert hat früher als Maschinenbau-Ingenieur in europäischen Ländern, im Nahen und Fernen Osten, in Asien, China und in den USA gelebt und unter anderem auch Vorträge über technische Anlagen gehalten und den Bau von schlüsselfertigen Industrieanlagen betreut. Doris Mewis war Sekretärin der Geschäftsleitung von Teroson (heute Henkel-Teroson). Beiden ist der Umgang mit fremden Kulturen vertraut.

Das ist entscheidend für ihr Engagement in Kambodscha. "Wir begegnen den Menschen auf Augenhöhe, auch wenn sie sehr arm sind," sagt Norbert Mewis. So gewannen sie das Vertrauen von Tom. Der Gästeführer lud sie zu einem Ausflug in sein Elternhaus ein – eine kleine Hütte, in der mehr als 20 Menschen leben. Spontan entschieden sich die beiden Viernheimer, bei Freunden und Bekannten um Spenden zu werben, damit Brunnen mit Filteranlagen gebaut werden konnten.
"Rund 35 Prozent der Mortalität in Kambodscha wird durch verseuchtes Wasser verursacht", weiß Doris Mewis. Neben vielen anderen Familien ist auch Toms Familie gezeichnet von der jüngsten Vergangenheit. Unter der Diktatur der Roten Khmer sollten quasi schöne Menschen gezüchtet und gefördert werden. Toms Eltern wurden daher aufgrund ihres guten Aussehens vom Regime verheiratet. Toms Vater ist Analphabet und war beim Militär Sprengstoff-Experte. Bis heute gehört es zu seinen Aufgaben, das von Minen verseuchte Land zu säubern. "In der Folge des Kontakts mit Sprengstoff und Chemikalien hat er immer noch an Händen und Füssen Blutergüsse und Hautveränderungen", erzählt Norbert Mewis.
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Die Familie hat sechs Kinder. Nur für Tom hat das Geld gereicht, um dem Sohn den Besuch der Schule und das Erlernen der englischen Sprache zu ermöglichen. Nach der Tradition des Landes ist Tom verpflichtet, seiner Familie zu dienen. Er gibt sein Bestes, um den Nichten und Neffen einmal ein besseres Leben zu ermöglichen. Dabei sind ihm Doris und Norbert Mewis behilflich. "Wir haben Tom im letzten Jahr für vier Wochen nach Deutschland eingeladen. Hier haben wir auch die TSG Hoffenheim in Sinsheim besucht."

Am wichtigsten ist jedoch der Schul-Besuch für die Kinder. Mit Hilfe von Spenden aus Deutschland werden die Schulgebühren, Schuluniformen und Verbrauchsmaterialien für derzeit 15 Kinder finanziert. Vierteljährlich erhalten die Viernheimer von der Schule ein Zwischenzeugnis über die Fortschritte der Kinder und Jugendlichen. Neben Toms Familie fördert das Ehepaar Mewis auch den Künstler Bun Hak. "Er ist einer unserer besten Freunde", sagen Doris und Norbert Mewis. Der Mann malt mit speziellen Metallwerkzeugen, die er über Holzkohle erhitzt, Bilder auf getrocknete Palmblätter. Für diese einzigartige Technik hat Bun Hak vom Staat ein Patent erhalten, er hat den König von Kambodscha, Norodom Sihamoni, mit seiner Maltechnik porträtiert und wurde sogar von ihm ausgezeichnet. Nun hat er die "Khmer Art Connections" gegründet, an der Touristen Zeichen- und Holzschnitzkurse belegen können. Von den Viernheimern wiederum hat er Aufträge für Porträt-Bilder nach Foto-Vorlagen erhalten. "Arbeit ist besser als Almosen", weiß Norbert Mewis. Nun macht sich das Viernheimer Ehepaar zum siebten Mal auf die mehr als 9000 Kilometer lange Reise nach Kambodscha. Dabei werden sie auch die Schule und die Kinder besuchen.
Dank der deutschen Spenden können außerdem einige Kinder Englisch- und Computerkurse bei dem Verein "Khmer for Khmer Organisation" besuchen. Auch das überprüft das Mewis-Paar: "Wir stehen persönlich dafür ein, dass die Spenden zu 100 Prozent für die Menschen verwendet werden," versichert Norbert Mewis. Dank der Vermittlung durch die rührigen Viernheimer hat sich auch die Firma Henkel-Teroson mit Jürgen Däuber, Standortleiter von Henkel in Heidelberg, mit Hilfsprojekten in Kambodscha engagiert. Auch er plant wieder einen Besuch.
Info: Spenden gehen auf das Konto des Vereins "Khmer for Khmer Organisation" (KKO), IBAN: DE 354.306.0967.4056 2585 00, Stichwort: Doris und Norbert Mewis.



