Spazierengehen verboten: Die Wege längs der Mandelbäume sind an Wochenenden und Freitagen zur Tabuzone erklärt worden. Es wird Kontrollen geben. Foto: dpa
Neustadt-Gimmeldingen. (mpt) Die Knospen platzen langsam auf, das Mandelblütenfest in Gimmeldingen wird aber auch diesmal ausfallen. Im letzten Frühjahr sorgte das kleine Winzerdorf bei Neustadt an der Weinstraße für unerwünschtes Aufsehen. Trotz Absage pilgerten Tausende Tagesgäste in die Pfalz, um das Zartrosa-Naturschauspiel auch ohne Weinstände zu erleben. Sehr zum Ärger des kleinen Ortes, der bundesweit in die Schlagzeilen als möglicher Corona-Hotspot geriet. Und nun mit einem strikten Besuchsverbot für Ausflugsgäste reagiert.
Um einen erneuten Menschenansturm zu verhindern, wurde eine Allgemeinverfügung erlassen, die ab kommendem Freitag, 5. März, in Kraft tritt. "Das Betreten und der Aufenthalt an stark frequentierten Orten in und um Gimmeldingen zu tagestouristischen Zwecken ist untersagt", heißt es darin. Polizei, Feuerwehr sowie das Ordnungsamt haben Kontrollen angekündigt. Bis Ostermontag, 5. April, wird der Winzerort an den Freitagen und Wochenenden für Nicht-Neustädter zur absoluten Tabuzone erklärt. Aber auch unter der Woche seien Sperrungen möglich.
"Die Absage im letzten Jahr war erschütternd, auf einen Ansturm waren wir überhaupt nicht vorbereitet und völlig überfordert", erinnert Ortsvorsteherin Claudia Albrecht an den März 2020. Nachdem die unerwarteten Tagesgäste in Scharen kamen, teilweise ein Picknick im Wingert veranstalteten und sich auch durch medial geschaltete Appelle nicht mehr aufhalten ließen, sah man sich gezwungen, das ganze Dorf zu sperren. "Nun konnten wir uns im Vorfeld auf die Situation einstellen", so Albrecht, die schon im Oktober mit der erneuten Absage des jährlich bis zu 30.000 Besucher zählenden Mandelblütenfestes rechnete.
"Wir bitten darum, dass die Bürger ihren Bewegungsradius möglichst gering halten und in ihrer Region wandern und spazieren gehen. Als Touristenort die Besucher wegzuschicken, ist auch für uns eine Katastrophe, aber es geht nicht anders", betont die Ortsvorsteherin. Beim Widersetzen gegen das Betretungs- und Aufenthaltsverbot drohe aufgrund des Infektionsschutzgesetzes ein Bußgeld von bis zu 25.000 Euro. "Viele Mandelblüten-Fans zeigen Verständnis für die Situation", sagt Albrecht. Als Trostpflaster haben Winzer und Gemeinde Erlebnispakete mit Wein und Mandel-Rezepten zusammengestellt. Auch Mandelbäume für den eigenen Garten können online bestellt werden. "Es wird gut nachgefragt. Enorm wichtige Einnahmen fallen aber weg, und dennoch haben wir hohe Kosten", so Albrecht.
Die insgesamt über 1500 blühenden Mandelbäume werden beispielsweise vom Verschönerungsverein bewässert und gepflegt. Nicht nur die Weingüter bleiben nun auf ihrem Rebensaft sitzen. "Wir leben vom Tourismus, daher ist der Ausfall unseres Festes zwei Jahre hintereinander ein herber Schlag", sagt Albrecht. Die Gastronomie sei ohnehin stark gebeutelt, und auch die Ferienwohnungen stehen leer. Die Ortsvorsteherin hofft trotzdem, dass im sonst so belebten März nun Ruhe im Dorf einkehrt. "Dass sich alle regenerieren" und dass 2022 hoffentlich wieder gefeiert werden kann. Das Mandelblütenfest im 2500-Einwohner-Dorf Gimmeldingen wird seit den 1930er Jahren an einem Wochenende im März oder April gefeiert. Die Termine schwanken je nach Stand der Blüte und der Wetterlage.
Info: www.gimmeldingen.de.