Die Band „Coulord Rain“ – von links: Moritz Sohns (Klavier und Gitarre), Hannes Daum (Sänger) und Christian Hofbauer (Schlagzeug) – war wieder beim Deutschen Rock- und Pop-Preis erfolgreich. Foto: Pfeuffer
Von Manfred Ofer
Weinheim/Dielheim. Sie haben es wieder getan. Zum zweiten Mal in nur einem Jahr wurde die Band "Coulord Rain" für den renommierten "Deutschen Rock- und Pop-Preis" nominiert. Nachdem das Trio aus dem Rhein-Neckar-Kreis schon 2019 dreimal Bronze abgeräumt hat, hat es nun auch bei der 38. Verleihung den dritten Platz in der Kategorie "Bester Popsong" belegt. Das Stück heißt "Old Friends" und ist der einzige englischsprachige Titel, den die Band für ihr Debütalbum "Bilder der Zeit" aufgenommen hat, das in diesem Jahr erscheinen soll.
Eigentlich wollten "Coulord Rain" das Album schon 2020 auf den Markt bringen. Eine Release-Show auf dem Mannheimer Maimarkt, mit dem Erfolg der Preisverleihung im Rücken, war auch schon fest eingeplant. Doch dann kam Corona. Der Ausbruch der Pandemie hat Christian Hofbauer (30), Hannes Daum (25) und Moritz Sohns (23) einen dicken Strich durch die Rechnung gemacht. Das Albumdebüt, das als Krönung jahrelanger Arbeit angedacht war, musste verschoben werden.
"Wir hatten noch nie so viele Auftritte anstehen wie im letzten Jahr", sagt Schlagzeuger Christian Hofbauer. "Wir waren tatsächlich fast ausgebucht, doch dann kam der März, und Corona hat uns alles wieder zunichte gemacht". Um die 60 ausgefallene Auftritte und rund 30 weitere Events, unter anderem in Funk und Fernsehen, bei denen die Band ganz weit vorne in der Auswahl gestanden habe, kann der junge Mann aus Weinheim auflisten. Sogar erste Konzerte im Ausland seien geplant gewesen.
Die Jungs von "Coulord Rain" wissen, dass sie nicht die Einzigen sind, die dadurch sprichwörtlich im Regen stehen. Das Schicksal der Band steht durchaus für das, was so vielen Künstlern im letzten Jahr widerfahren ist. "Wir können das, was wir uns aufgebaut haben, einfach nicht nutzen und müssen vorübergehend andere Wege gehen", sagt Hofbauer. Inzwischen hat er sich darüber hinaus als Synchronsprecher beworben. Auch seine Kollegen füllen die schwierige Zeit notgedrungen nicht nur mit Musik aus.
Sänger Hannes Daum (25) stammt aus Dielheim und macht gerade eine berufliche Weiterbildung zum Betriebswirt. Moritz Sohns (23), der Klavier und Gitarre spielt, kommt aus Hoffenheim und absolviert ein duales Studium im Steuer- und Prüfungswesen. Der junge Mann hat auch den Song "Old Friends" komponiert, der bei der jüngsten Preisverleihung so erfolgreich war. Das Stück, das im Dezember in der Hauptkategorie "Bester Popsong" mit Bronze prämiert wurde, handelt von der Entfremdung zweier bester Freunde. Produziert wurde die gefühlvolle Ballade von Gunther Pagel, der das Musikstudio "Top 10" in Viernheim betreibt. Hier hat die Band unter anderem auch schon an ihrem Song "Denkmal" gearbeitet, der ihr 2019 das Ticket zu ihrer ersten Teilnahme an der Verleihung des "Deutschen Rock- und Pop-Preises" beschert hat, der die wichtigste nationale Auszeichnung für den musikalischen Nachwuchs ist.
Der aktuelle Siegertitel "Old Friends" ist nicht der erste englischsprachige Titel im recht bunten Repertoire der Band. Man habe ihn jahrelang live auf der Bühne gespielt, ehe der Entschluss dazu gereift sei, ihn in das Debütalbum "Bilder der Zeit" einfließen zu lassen. "Die Platte soll ein Rückblick sein und Songs enthalten, die für jeden Schaffensabschnitt der Band stehen", erklärt Hofbauer den Titel. "Ein wenig so wie ein Fotoalbum".
Ihre Musik ist ein Hybrid aus Pop, deutschem Schlager und einer subtilen Dosis Punk, was an so manchen Textstellen deutlich wird. Ironie und schwarzer Humor haben genauso ihren Platz wie das Nachdenkliche. Nach dem Erfolg 2019 habe man sich als Band beweisen wollen, dass das keine Eintagsfliege gewesen ist. Darum die erneute Bewerbung. Die Preisverleihung in Siegen erfolgte diesmal jedoch auf digitalem Wege. "Das hat sich wirklich etwas surreal angefühlt", erinnert sich Hofbauer an das Fehlen der Liveatmosphäre und fügt lachend hinzu: "Der Preis kam wie über Amazon bestellt bei uns an". Der Freude über den Erfolg, den dritten Platz in der Kategorie "Bester Popsong", tat das keinen Abbruch. Zumal sich diesmal so viele Künstler dafür beworben hätten wie noch nie in der Geschichte des Events.
Man sehe sich auf dem richtigen Weg und gebe die Hoffnung nicht auf, die "Bilder der Zeit" noch in diesem Jahr herauszubringen. Ein Indie- und ein Major Label hätten ihr Interesse daran bekundet. Auch das stimmt optimistisch für 2021.
Hannes Daum und Christian Hofbauer (l.) mit Produzent Gunther Pagels (sitzend). Foto: Ofer