Coronavirus

"Wir haben Zeit, wir wollen helfen"

In Notzeiten rücken die Menschen zusammen und unterstützen einander - Die Rhein-Neckar-Zeitung stellt verschiedene Aktivitäten vor

16.03.2020 UPDATE: 17.03.2020 06:00 Uhr 1 Minute, 42 Sekunden
Die Lage ist ernst – und Hubert Pittorf aus Sinsheim reagiert: Der Inhaber einer Druck- und Werbeagentur verschenkt Hinweisschilder an Arztpraxen und Gewerbetreibende. Foto: Kegel

Von Stefan Hagen und Tim Kegel

Sinsheim/Heidelberg. Das ist eine richtig tolle Aktion in diesen unübersichtlichen und schwierigen Zeiten: Hubert Pittorf aus Sinsheim verschenkt Hinweisschilder an Arztpraxen und Gewerbetreibende.

Der Inhaber einer Druck- und Werbeagentur hat Dutzende Aufkleber, Aufsteller und Kleinplakate gedruckt, die nur das Wesentliche zeigen: Ein durchgestrichenes Handschlag-Symbol, darunter der Satz: "Wir bitten um Verständnis." Einfach verständlich und vor allem diskret sollten die Materialien sein, sagt Pittorf. Auf einen Hinweis auf seine Firma verzichtet er bewusst, "darum geht’s gerade überhaupt nicht".

Die Idee kam ihm, als er in den jüngsten Tagen steigende Nachfragen für Hinweisschilder aus dem Gewerbe und von Arztpraxen erhielt. Pittorf ist überzeugt, dass "Abstand halten zum Wichtigsten gehört, was wir zur Zeit machen können".

Ortswechsel: Im Heidelberger Stadtteil Kirchheim sticht an der Haltestelle Rathaus sofort ein Zettel mit einer wichtigen Botschaft ins Auge. "Liebe Nachbarn!", ist darauf zu lesen, "falls Sie zur Zeit Unterstützung brauchen, melden Sie sich bei uns". Als Beispiele werden Einkäufe erledigen, Apothekengänge oder die Möglichkeit einer Kinderbetreuung genannt. Die Hilfsdienste bietet eine fünfköpfige Wohngemeinschaft an. "Wir haben Zeit, wir wollen helfen", sagt Luisa, die nur mit ihrem Vornamen angesprochen werden möchte, auf RNZ-Nachfrage.

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Hilfe vor Ort: Aktion einer Wohngemeinschaft in Heidelberg-Kirchheim. Foto: sm

Weil etwa die Uni ausfalle, wolle man die Zeit nun sinnvoll überbrücken. Bislang – Stand Montag, 15.30 Uhr – habe sich eine Person gemeldet. Luisa und ihre Mitstreiter hoffen, dass es noch mehr werden. "Melden Sie sich, nur zu", sagt die WG-Bewohnerin. Es brauche niemand Hemmungen zu haben. Gemeldet hat sich übrigens auch der Pfarrer der Petruskirche in Kirchheim. "Er hat sich bedankt und gesagt, dass das eine tolle Aktion ist", freut sich Luisa.

In Schriesheim organisieren sich die Helfer über WhatsApp. Die Gruppe "Schriesheim solidarisch" wuchs von ihrer Gründung am Sonntagmittag bis zum Montagnachmittag auf 200 Teilnehmer, die vom Gassigehen mit Hunden über Lebensmitteleinkäufe bis zur Lieferung von Medikamenten Hilfe leisten oder organisieren wollen.

"Das ging wahnsinnig schnell", sagt Shelan Koja, Gründerin der Gruppe. "Wir nehmen Anfragen zentral an und verteilen sie dann gleichmäßig auf Leute, die vorzugsweise in direkter Nachbarschaft wohnen", beschreibt Mit-Initiator Andreas Gehrig die Organisation. Das Ziel seien mittelfristig dauerhafte Patenschaften. Wer Hilfe benötigt, kann sich unter Telefon 0176/ 87 84 61 28 bei Shelan Koja melden. Auch die Interessengemeinschaft Branich hat eine ähnliche Aktion in dem bergigen und abseits der Kernstadt gelegenen Wohngebiet gestartet. Unter dem Motto "Nachbarn helfen Nachbarn" bieten Freiwillige Menschen, die zu Corona-Risikogruppen gehören, Hilfe an.

Info: Wenn Sie ebenfalls eine Hilfsaktion planen, schreiben Sie der Rhein-Neckar-Zeitung – gerne auch mit Foto. Der Fantasie sind dabei keine Grenzen gesetzt. Vom Ständchen vor dem Altersheim bis zur unterhaltsamen Märchenstunde für Kinder, deren Eltern arbeiten müssen: Die RNZ freut sich auf Geschichten unter den E-Mail-Adressen stefan.hagen@rnz.de sowie rhein-neckar@rnz.de.

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