Von Harald Berlinghof
Reilingen. Am 21. März wählen die Reilinger einen neuen Bürgermeister. Vieles spricht im Moment dafür, dass der alte Rathauschef auch der neue sein wird. Stefan Weisbrod, der parteilos ist, aber den Freien Wählern nahe steht und als deren Vertreter im Kreisrat sitzt, wartet bisher vergebens auf einen ernsthaften Gegenkandidaten. Dem Dauerbewerber Samuel Speitelsbach, der vor Kurzem seine Bewerbung eingereicht hat, traut niemand ernsthaft zu, dass er die Wiederwahl des bisherigen, im Ort hoch angesehenen Bürgermeisters gefährden könnte. Doch noch möchte Weisbrod das Ende der Bewerbungsfrist an diesem Dienstag, 18 Uhr, abwarten. "Oft ist es ja so, dass sich noch jemand kurz vor Schluss dazu entschließt", sagt er.
Der "Wanderkandidat" und "Dauerbewerber" Speitelsbach hat es bereits in Baiersbronn (0,5 Prozent der Stimmen), in Adelsheim (neun Stimmen), in Neckarbischofsheim und in Gutach im Schwarzwald (sieben Stimmen) probiert. Manchmal sogar in zwei Orten gleichzeitig. Auch jetzt bewirbt er sich am 14. März in Kraichtal und eine Woche später in Reilingen. Doch nicht nur sein Bewerbungsverhalten ist fragwürdig. Speitelsbach verfügt auch über eine Nähe zu rechten Positionen. Bei einer seiner Bewerbungen trat er für "Bündnis 19/Die Braunen" an. Doch mit einem solchen "Querdenker" will offenbar nicht einmal die AfD zu tun haben.
In der "Causa Speitelsbach" sind sich alle Kommunalpolitiker in Reilingen einig. "Den kann man wirklich nicht ernst nehmen", sagt Jens Pflaum, Vorsitzender der FDP-Fraktion. Ähnlich äußert sich Lisa Dorn, die Sprecherin der Grünen-Fraktion: "Na, der ist ja nun wahrhaftig keine Alternative", betont sie. "Ach Gott, eine Demokratie muss auch einen Herrn Speitelsbach aushalten können", erklärt Sabine Petzold von den Freien Wählern gelassen.
Auch CDU-Fraktionschef Peter Kneis ist nicht beunruhigt. "Dann ist das halt jetzt so. Man kann es in diesem Land ja niemandem verbieten, sich zu bewerben". Den Sprecher der SPD-Fraktion, Hans-Dieter Rösch, macht ein Text des Dauerbewerbers hingegen sprachlos. In diesem erklärt Speitelsbach, dass er eine Reilinger Währung einführen möchte.
Die Fraktionssprecher lehnen den kontroversen Dauerbewerber also einheitlich ab. Umso positiver fallen jedoch ihre Einschätzungen der achtjährigen Amtszeit des amtierenden Bürgermeisters aus. Alle Fraktionen begrüßen die erneute Kandidatur von Stefan Weisbrod. "Es war eigentlich davon auszugehen, dass er es noch einmal angehen möchte", sagt Rösch. "Erstens hat er eine erfolgreiche Arbeit abgeliefert, und zweitens ist er ja noch jung. Warum sollte er nicht mehr antreten?". Zeitweise sei sogar gemunkelt worden, Weisbrod wolle sich in Hockenheim zur Wahl stellen. "Aber das war zum Glück nur ein Gerücht. Von uns wird es jedenfalls keinen Gegenkandidaten geben", stellt Rösch klar. "Wir als SPD-Fraktion sind immer sehr gut mit ihm ausgekommen. Vielleicht sogar besser als seine eigene Fraktion." Damit meint er die Freien Wähler – auch wenn Weisbrod kein Mitglied der Wählervereinigung in Reilingen ist.
"Insgesamt hat der Bürgermeister für Reilingen viel bewegt, und wir sind stets gut mit ihm zurecht gekommen", sagt Jens Pflaum von der FDP. In dieselbe Kerbe schlägt auch Peter Kneis, der Weisbrod "gute Arbeit und einen hohen Einsatz für die Gemeinde" attestiert. "Wir begrüßen seine Bewerbung für eine zweite Amtszeit. Er arbeitet überparteilich und macht einen guten Job", betont der CDU-Fraktionsvorsitzende.
Doch auch die Freien Wähler sind durchaus angetan vom Amtsinhaber. "Was er im Wahlkampf versprochen hat, hat er auch gehalten. Er ist der richtige Mann am richtigen Platz", stellt Fraktionssprecherin Sabine Petzold klar. Lisa Dorn war ebenfalls nicht überrascht, dass Weisbrod noch einmal kandidiert. Man habe ihm die Forderungen der Grünen zukommen lassen und wünsche sich eine noch nachhaltigere Kommunalpolitik. "In der Vergangenheit gab es gute und weniger gute Ansätze. Einen eigenen Kandidaten unserer Partei wird es aber nicht geben", erklärt die Grüne.