Die Kamera im Kirchturm fotografierte den Uhu am 13. Januar um 2.32 Uhr. Foto: zg
Mannheim/Speyer. (zg/cab) Im Turm der evangelischen CityKirche Konkordien hat sich ein Uhu eingenistet, der vergangenes Jahr im katholischen Dom zu Speyer geschlüpft war. Gerhard Rietschel, der Naturschutzbeauftragte der Stadt Mannheim, staunte nicht schlecht, als der Bewegungsmelder der Kirchturm-Kamera am 22. Dezember neue Bilder aus dem hohen Horst schickte.
Rietschel, der seinerzeit das Vogelbeobachtungsprojekt initiierte, hatte eigentlich mit den Wanderfalken gerechnet, die dort seit 1994 brüten. Doch im Horst gelandet war ein Uhu. Der "Bubo bubo" ist eine geschützte Vogelart. "Der Uhu ist der Chef", sagt Rietschel, die Wanderfalken mussten den Platz räumen und haben ein Ausweichquartier im Fernmeldeturm bezogen. "Für Mannheim ist es sehr ungewöhnlich, mitten in der Stadt einen Uhu zu haben". Dieser, erläutert Rietschel, sei ein "Kulturfolger".
Die Population der einst vom Aussterben bedrohten Vogelart hat sich vergrößert. Auch mit menschlicher Hilfe. Er findet im urbanen Umfeld ein optimales Beuteangebot. "Er kann sich die Tauben von den Dächern pflücken". Der Uhu ernährt sich aber auch von Krähen und Ratten. "Doch so tief muss er gar nicht runterfliegen, er findet auf den Dächern genug Beute", weiß Rietschel.
Inzwischen hat der Uhu Gesellschaft von einem Weibchen. Seitdem geht es im Turm hoch her. "Der Uhu hat sich gar nicht mehr eingekriegt vor lauter Gebalze, tagelang war Geschrei", so Rietschel. Der Uhu versorgt sie mit Beute: "Er verwöhnt seine Angebetete, die ihn ziemlich schlecht behandelt". Das Weibchen ist größer als das Männchen und gehe, so Rietschel, rabiat mit dem Männchen um. Dennoch, wenn alles gut geht, legt sie Mitte Februar zwei bis drei Eier. "Es ist ein Abenteuer. Wir sind sehr gespannt, wie es sich weiterentwickelt", sagt Rietschel, denn der Uhu ist noch jung.
Da der Vogel beringt ist, weiß Rietschel, wo er herkommt. Nun ist der Uhu vom größten romanischen Kirchenbau übergesiedelt zum höchsten Kirchturm in Mannheim: Mit 96 Metern bestimmt dieser die Stadtsilhouette. Gemeindepfarrerin Anne Ressel kann den Kirchturm und damit auch den, wie sie sagt, "konvertierten Uhu" von ihrem Balkon aus beobachten. Tagsüber zieht er sich irgendwo zurück, nachts kommt er ins Nest. "In der Dämmerung ruft er laut." Sie freut sich über den seltenen Gast.