Die Schlange vor dem Blausee. Foto: Lenhardt
Von Carsten Blaue
Altlußheim. Nach Klagen von Badegästen an den Zuständen am Blausee zwischen Alt- und Neulußheim hat der Bürgermeister von Altlußheim, Uwe Grempels, eine Schließung des beliebten Badegewässers ausgeschlossen. Probleme gebe es zwar an den Wochenenden, unter der Woche laufe der Betrieb "reibungslos". Coronabedingt ist der Eintritt auf 2000 Badegäste beschränkt. Ein Online-Ticketing gibt es nicht, was zu Problemen an der Tageskasse führt. Grempels glaubt, dass der größte Ansturm in zwei Wochen erledigt ist. "Das müssen wir jetzt aushalten."
Der Bürgermeister ist auch Vorsitzender des Zweckverbandes "Lußheim", dem Alt- und Neulußheim angehören. Dieser hat die organisatorische Verantwortung für den See an einen privaten Betriebsleiter übergeben. Dieser habe auch in Absprache mit dem Zweckverband ein Hygienekonzept erstellt. Dieses durchzusetzen, scheint aber einer beauftragten Securityfirma, die laut Grempels bei Bedarf mit bis zu vier Personen im Einsatz ist, nicht immer zu gelingen. Gerade morgens bilden sich an der Kasse vor der Öffnung um 9.30 Uhr lange Schlangen. Das habe "eine neue Dynamik", sagt Grempels. Denn jeder will rein, bevor bei 2000 Besuchern dicht gemacht wird. Abstand hält dabei kaum jemand, und Masken tragen die wenigsten.
Dass es keinen Kauf von Eintrittskarten vorab im Internet gibt, erklärt Grempels mit "technischen Gründen": "Außerdem hätten wir ein elektronisches Bezahlsystem gebraucht, und das hätten wir auf die Schnelle nicht umsetzen können. Wir hatten Öffnungsdruck". Die Leute wollten wieder raus nach Monaten voller Einschränkungen. Außerdem habe man die älteren Badegäste und Dauerkarteninhaber, die nicht "online" sind, nicht ausgrenzen wollen.
Die Folgen sind das Chaos am Morgen und erboste Badegäste, die unverrichteter Dinge wieder abziehen müssen. Grempels berichtet selbst von Beschwerden auf Facebook. Dauerkarteninhaber regen sich auf, dass sie am Eingang nicht bevorzugt werden. Sie können normalerweise am Drehkreuz einfach durchlaufen und müssen nicht warten. Doch eine Garantie auf einen Platz unter den 2000 Glücklichen haben sie nicht: "Das haben wir aber anfangs gleich gesagt", betont Grempels.
In den Sommern vor Corona kamen über den Tag verteilt zwischen 7000 und 9000 Menschen an den See, wenn es richtig heiß war. Schon aus dieser Zeit kennt Grempels die Verkehrsprobleme und den Parkplatzstress an den Wochenenden. An den Zufahrten habe man zuletzt sogar Verbotsschilder aufgestellt: "Die Leute sind aber trotzdem weitergefahren", sagt der Bürgermeister. Oder sie würden gleich in das Wohn- und Industriegebiet in der Nähe ausweichen. Der Bürgermeister spricht dieses Jahr von einer verschärften Situation, "da einige Bäder nicht geöffnet oder die Besucherzahl begrenzt haben. Und es gibt einfach keine Normalität zurzeit."
Grempels kündigt an, dass am kommenden Wochenende zwei Mitarbeiter des Ordnungsamtes den Andrang beobachten und bei Bedarf Rücksprache mit der Securityfirma und dem Zweckverband halten werden: "Sollten weitere Konsequenzen nötig sein, werden wir uns damit sowohl in der Gemeindeverwaltung, als auch innerhalb des Zweckverbandes befassen müssen." Der Bürgermeister betont jedoch, dass in den 50 Tagen seit der Öffnung noch gar nicht so viel passiert sei und listet für die RNZ die Polizeieinsätze auf. Demnach seien Beamte am 19. Juli zweimal am Blausee gewesen – weil sich vor dem Parkplatz eine Schlange gebildet hatte und weil zwei Jugendliche dabei erwischt worden waren, wie sie ohne Eintrittskarten über den Zaun zum See-Gelände stiegen. Am 25. Juli habe es auf dem Parkplatz einen Blechschaden gegeben, und jetzt am Montag sei ein Badegast gegenüber dem Betriebsleiter und anderen Besuchern ausfällig geworden.
Auch rückblickend findet es Grempels richtig, dass der Blausee wieder aufgemacht wurde: "Nach dem Lockdown und den Einschränkungen kann ich das schon verstehen." Aber damit alles reibungslos klappt, sei man eben auf die Mithilfe der Badegäste angewiesen."