Lambrecht/Frankenthal. (alb/lrs) Zwei Seniorinnen getötet, eine schwer verletzt, mehrere Bewohner misshandelt und gequält - dafür hat das Landgericht Frankenthal drei ehemalige Pflegekräfte eines Seniorenheims im pfälzischen Lambrecht lebenslang hinter Gitter geschickt. Doch damit ist der Fall noch nicht abgeschlossen. Die Verteidiger der Frau und der beiden Männer wollen Revision einlegen.
Zudem könnte einem weiteren Pfleger des Heims der Prozess gemacht werden. Zumindest kündigte Richterin Eva van Daele-Hunt in ihrer Urteilsbegründung ein Ermittlungsverfahren an. Der Mann wird verdächtigt, für eine 62-jährige Bewohnerin, der von zwei Angeklagten eine Überdosis Insulin gespritzt worden war, trotz offenkundigen Bedarfs keine ärztliche Hilfe geholt zu haben. Er soll in keinem engen Kontakt zu den verurteilten Mördern gestanden haben.
Das Landgericht hatte bei den dreien auch die besondere Schwere der Schuld festgestellt, womit eine vorzeitige Haftentlassung nach 15 Jahren ausgeschlossen ist. Bei Tötungsdelikten dieser Art seien die Täter häufig Männer, die unfähig seien, leidende oder sterbende Menschen zu begleiten, sagte Karl H. Beine, Professor für Psychiatrie und Psychotherapie an der Universität Witten/Herdecke. "Hilfeberufe stehen in der Prestigeskala ganz weit oben. Besonders unsichere Menschen neigen dazu, sie zu ergreifen, weil sie sich davon eine Stärkung des eigenen Egos versprechen", so Beine. Dann aber könne ein schleichender, unbewusster Prozess eintreten, bei dem Verbitterung entstehe.
Laut der Deutschen Stiftung Patientenschutz handelt es sich bei Morden in Pflegeheimen zwar um krasse Ausnahmen. Der Vorstand Eugen Brysch kritisiert aber: "In den 13.600 Pflegeheimen und in den 2000 Kliniken wird eine Kultur des Hinschauens kaum gepflegt." Nur durch Aufmerksamkeit könnten Gewalttaten früh unterbunden werden.