Von Julian Buchner
Sinsheim/Hockenheim. Am Ende des Einsatzes zog die Polizei ein ernüchterndes Fazit. Im Rahmen einer revierübergreifenden Alkoholkontrolle an den Rastplätzen entlang der Aautobahn A6 hatten die Beamten am Sonntagabend stundenlang Trucker ins Visier genommen. Das Ergebnis: Jeder 14. Brummi-Fahrer saß angetrunken oder betrunken am Steuer. Kontrolliert wurde auf den Rastplätzen Hardtwald-Ost und -West bei Sandhausen, Kraichgau-Nord und -Süd bei Sinsheim sowie Am Hockenheimring-Ost und -West.
Die Polizei überprüfte insgesamt 485 Lasterlenker auf ihren Alkoholpegel und darauf, ob sie die vorgeschriebenen Lenk- und Ruhezeiten eingehalten haben. Alleine am Rastplatz Kraichgau-Süd nahmen zehn Beamte die Arbeit auf. Jeweils zwei erfahrene Verkehrspolizisten bildeten ein Tandem, übernahmen eine Reihe geparkter Lastwagen und rissen die Trucker durch lautes Klopfen an der Fahrerkabine aus dem Schlaf. Dass die Insassen nicht oder nur gebrochen Deutsch sprachen, bereitete den Kontrollteams kein Problem.
"Wenn es drauf ankommt, verstehen sie uns", sagte der Mannheimer Polizeisprecher, Dennis Häfner. "Wir haben auch Dolmetscher und können uns mittels Zeichensprache verständigen." Zwar gibt es keine Kommunikationsschwierigkeiten, doch hat mancher Fahrer kein Verständnis für die Kontrollen. Würden sie renitent und widerborstig auftreten, könnten die Ermittler Ketten an das Fahrzeug anlegen, erklärte Häfner. Doch so weit kam es in keinem Fall.
Alkoholkontrollen bei Lastwagenfahrern - Die FotogalerieDas Duo Frank Schuster und Mario Hald landete gleich beim ersten kontrollierten Fahrer einen Treffer. Bei einem Mann aus der Türkei wurde ein Alkoholwert von knapp 0,8 Promille gemessen. "Ab einem Wert von über 0,5 Promille werden die Papiere des Fahrers einbehalten", sagte Hald. Am nächsten Morgen könnten die Trucker das Verkehrskommissariat in Walldorf anrufen und erneut einen Alkoholtest ablegen. "Erst dann bekommen sie ihre Dokumente wieder zurück", so Hald.
Nicht beschlagnahmt würde der Schlüssel. "Das haben wir zwar eine Weile so gemacht, allerdings funktioniert in diesem Falle die Standheizung nicht mehr", erklärte der Verkehrspolizist. Ein deutscher Lkw-Fahrer lobte die Kontrollaktion: "Ich habe vier Enkelkinder und möchte immer heil zu Hause ankommen. Niemand sollte andere durch seinen Alkoholkonsum gefährden oder verletzen", sagte er. Weit nach Mitternacht stand das Ergebnis fest: Bei 33 Fahrern wurden mit mindestens 0,5 Promille Alkohol gemessen. 18 davon, also mehr als die Hälfte, hatte so tief ins Glas geschaut, dass der Test mehr als ein Promille anzeigte. Der unrühmliche "Spitzenreiter" hatte knapp 2,3 Promille in der Atemluft. Seine Papiere blieben bis zur vollständigen Ausnüchterung bei der Polizei.
Ein besonders krasser Fall ereignete sich schon im Vorfeld der Kontrolle. Die Beamten entdeckten gegen 17 Uhr einen stark betrunkenen Fahrer, der bewusstlos in seinem Erbrochenen lag. Die Sinsheimer Feuerwehr öffnete die Fahrertür und rettete den eingeschlossenen Mann aus dem Führerhaus. Nach der Erstversorgung durch den Notarzt kam der 37-Jährige in ein Krankenhaus.
Update: 10. Dezember 2018, 20.13 Uhr