Wer mit Fremden telefoniert, sollte niemals über seine Vermögensverhältnisse sprechen. Foto: Kreutzer
Von Stefan Hagen
Rhein-Neckar. "Das sind unverschämte, dreiste und herzlose Menschen." Man hört es sofort: Norbert Schätzle ist wütend. Natürlich hat der Sprecher der Polizeidirektion Heidelberg schon einiges erlebt, er kennt die Abgründe der menschlichen Seele. Aber wenn alte Menschen unter Druck gesetzt und um ihre Ersparnisse gebracht werden, treibt es ihm die Zornesröte ins Gesicht.
Erst in der vergangenen Woche hatte sich eine unbekannte Anruferin, die sich als eine nahe Angehörige ausgab, bei einer Rentnerin in Sinsheim gemeldet und um einen größeren Bargeldbetrag gebeten, damit sie eine finanzielle Notlage ausgleichen könne. Die hilfsbereite Seniorin, so stand es im Polizeibericht, hob daraufhin bei ihrer Hausbank ihre gesamten Ersparnisse ab, überzog zudem noch ihr Konto und übergab bei Einbruch der Dunkelheit dem vermeintlichen Mitarbeiter eines Notariats einen höheren fünfstelligen Betrag.
Insgesamt habe es in diesem Jahr, so Schätzle, im Zuständigkeitsbereich der Polizeidirektion Heidelberg - also im Stadtgebiet Heidelberg und dem größten Teil des Rhein-Neckar-Kreises - bisher 58 Anrufe gegeben, die dem sogenannten "Enkeltrick" zugeordnet werden.
"Spitzenreiter" ist die Stadt Heidelberg mit 17 Fällen, gefolgt von Hockenheim (15) und Eschelbronn (9). Das älteste Opfer - eine Dame aus Dossenheim - war 96 Jahre alt. Die meisten Betroffenen - in fast allen Fällen Menschen, die über 80 Jahre alt sind - hätten ein gesundes Misstrauen gezeigt, sagt Schätzle. "Sie haben entweder gleich wieder aufgelegt, gezielt nachgefragt oder sogar mit der Polizei gedroht." In vier Fällen seien die Betrüger allerdings erfolgreich gewesen.
Das Telefongespräch laufe fast immer nach der gleichen Masche ab, betont der Polizeisprecher. Zuerst werde das potenzielle Opfer in ein vertrauliches Gespräch verwickelt, wenig später würde der vermeintliche Verwandte dann von einer Notlage berichten, aus der er nur mit viel Geld wieder heraus komme. "Schließlich wird eine hohe Summe genannt, die der Anrufer im weiteren Gesprächsverlauf reduziert." Schließlich sei das Opfer froh, dass nun offenbar ein geringerer Betrag reiche, um zu helfen.
Damit es erst gar nicht so weit kommt, hat Norbert Schätzle ein paar Tipps parat: "Seien Sie immer misstrauisch", nennt er die wichtigste Verhaltensregel. Bei einem Anruf mit finanziellen Forderungen sollte man stets Rücksprache mit Familienangehörigen halten und keinesfalls Details zu familiären oder finanziellen Verhältnissen preisgeben.
Info: Zusätzliche Informationen, wie man sich am besten vor Trickbetrügern schützt, hält die Kriminalpolizeiliche Beratungsstelle der Polizeidirektion Heidelberg, Telefon 06221/ 99-1234, bereit.