In der Region ungewollt

Proteste gegen Windräder am Stillfüssel

Während am "Greiner Eck" alle Windräder in Betrieb sind, gehen die Proteste am "Stillfüssel" weiter

29.05.2017 UPDATE: 30.05.2017 06:00 Uhr 2 Minuten, 5 Sekunden

Demonstranten wehren sich gegen Windkraftanlagen auf dem "Stillfüssel" bei Wald-Michelbach. Foto: U.W.

Von Nikolas Beck und Willi Berg

Neckarsteinach/Wald-Michelbach. Während am "Stillfüssel" die Rodungsarbeiten für den dort geplanten Windpark abgeschlossen wurden, bereitet man ein paar Kilometer weiter südlich bereits die Rekultivierung vor. Auch am gestrigen Montag waren rund um die fünf Windkraftanlagen am "Greiner Eck" die Bagger am Werk. Sie deckten die Freiflächen, auf denen vor Kurzem noch die Baukräne für die rund 135 Meter hohen Windräder standen, mit Muttererde ab. Im Spätjahr soll der Boden bepflanzt werden.

Es sind die letzten Bauarbeiten des ersten Windparks im Kreis Bergstraße, der über mehr als vier Jahre oberhalb von Neckarsteinachs Stadtteil Grein entstanden ist. Hierhin hatte die Energiegenossenschaft Starkenburg (ES), die eine der fünf Anlagen als "Bürgerwindrad" betreibt, eingeladen, um nun auch offiziell zu verkünden, was die RNZ in der vergangenen Woche schon berichtet hatte: Alle Anlagen sind fertiggestellt und in Betrieb. Zwar mit etwas Verzögerung - ursprünglich hatte Planer Jürgen Simon den April ins Auge gefasst -, aber seit Mitte Mai wird auch vom letzten Windrad "sauberer Strom" produziert.

Ganz ohne Störgeräusche ist das Projekt freilich nicht realisiert worden. Dass ausgerechnet das "Greiner Eck", immerhin FFH-Schutzgebiet, als einer der "windhöffigsten Standorte" im ganzen Odenwald auserkoren wurde, rief von Beginn an Kritiker auf den Plan. Eine Bürgerinitiative gründete sich und klagte gegen die Genehmigung durch das Regierungspräsidium Darmstadt. Der gewünschte Baustopp konnte nicht erzwungen werden, eine Entscheidung des Verwaltungsgerichts steht immer noch aus.

Er habe nichts gegen den sachlichen Austausch von Argumenten, sagte Micha Jost, Vorstandsmitglied der ES. Wie die Diskussion allerdings geführt wurde, die mitunter "persönlichen Angriffe" auf Planer und Betreiber, das hätte ihn durchaus überrascht. Er glaubt: "Woanders haben die Leute gelernt, mit der Windkraft zu leben."

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Doch es ist zweifelhaft, dass dies auch bei künftigen Projekten der Fall ist. Die Gegner zeigen sich entschlossen, weitere Anlagen zu verhindern. So protestieren Naturfreunde seit Monaten gegen die geplanten Windkraftanlagen auf dem "Stillfüssel" oberhalb des Eiterbachtals. Jeden Donnerstag demonstrieren sie vor dem Rathaus von Wald-Michelbach. Sie können nicht begreifen, dass eine der schönsten Regionen des Odenwaldes zerstört werden soll. Und das im Zeichen der Energiewende und des Klimaschutzes.

Der Odenwald sei ein windschwaches Gebiet. Windräder machten hier keinen Sinn. Die Zerstörung der Natur stehe in keinem Verhältnis zum Nutzen, argumentieren die Gegner. Am 5. Februar kamen rund 400 Menschen im Wald zusammen, um darauf aufmerksam zu machen. Ungeachtet dessen begannen kurz darauf die Rodungsarbeiten. Auch eine Internet-Petition mit rund 15.000 Unterschriften änderte nichts daran. Etwa 30 Demonstranten versuchten, mit einer Sitzblockade die Arbeiten stoppen und wurden von Polizisten weggetragen.

Am 14. Februar, einem Wochentag, demonstrierten rund 150 Windkraftgegner auf einem bereits gerodeten Waldstück. Nur für kurze Zeit kamen die Baumfällarbeiten zum Erliegen. Am 21. Mai trafen sich Hunderte von Demonstranten auf dem "Stillfüssel", der inzwischen großflächig abgeholzt worden ist. Viele zeigten sich entsetzt über das Ausmaß der Zerstörung. Die Windkraftgegner verweisen auch auf das "Greiner Eck". So mancher Wanderer meide dieses Gebiet inzwischen, zu schmerzhaft sei der Anblick der gigantischen Türme auf kahl geschlagenen Flächen: Richard Leiner von der Schutzgemeinschaft Odenwald trifft dies besonders, hat er doch als Pfadfinder in der Nähe oft im Zeltlager übernachtet. Ferien in Deutschland zu verbringen sei "ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz", sagt er. Nicht jedoch, wenn "Natur in Industriegebiete verwandelt" werde, sagt er.

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