Fast wie ein Gemälde wirkt diese Filmszene, die 'holdfastpictures' im neuen Mannheimer Hotel 'Speicher 7' arrangiert und gedreht hat. Foto: Alfred Gerold
Von Maren Wagner
Mannheim/Heidelberg. Eine wilde Verfolgungsjagd durch die Heidelberger Altstadt. Die Kneipe "Karl" am Neckarufer ist völlig zerstört. Im Mannheimer Hotel "Speicher 7" liegt derweil eine als Tiger angemalte Dogge in einem der Badezimmer. Was ist denn in der Metropolregion Rhein-Neckar (MRN) los? Verantwortlich für das Chaos ist "holdfastpictures", ein junges Startup-Unternehmen aus kreativen Flimschaffenden der MRN mit Sitz in Mannheim. Gemeinsam mit der Band "Dezperadoz" drehen sie gerade ein Musikvideo für deren neues Lied "Do it like the cowboys do".
"Holdfastpictures", das sind der Kameramann Gerry Brosius (39), der Regisseur Lars Walkling (37) und die Produzentin Melanie Köhler (33). Im Juli dieses Jahres haben sich die drei zusammengeschlossen. Brosius, der freiberuflich als Kameramann für Agenturen, in der Werbung und für das Fernsehen gearbeitet hat, ist mittlerweile hauptberuflich im Unternehmen beschäftigt. Walkling ist nebenbei Tätowierer; Melanie Köhler hat mit dem "Rude 7" einen eigenen Club in Mannheim und arbeitet zudem bei der Stadt im Veranstaltungsmanagement.
"Das Musikvideo ist unser erstes Projekt, bei dem wir wirklich allein entscheiden", sagt sie. Die Drei haben schon früher zusammengearbeitet, Brosius und Walkling stellen seit sieben Jahren gemeinsam Projekte auf die Beine. Nie aber konnten sie eigene Ideen verwirklichen, immer stand eine Agentur im Hintergrund, die Vorgaben machte.
Das ist nun Geschichte. "Wir setzen jetzt unsere Leidenschaft nach dem szenischen Arbeiten um", sagt Walkling. "Uns interessieren die optischen Projekte; wir suchen das, was man selten sieht. Was uns nicht anspricht, ist nicht unsere Baustelle." Brosius ergänzt: "Wir kommen aus einer ganz anderen Ecke als andere Produktionsfirmen. Wir wollen Geschichten als Grundlage für alle unsere Produkte und Protagonisten, die den Film beleben."
So wie beim Musikvideo für die "Dezperadoz": "Das ist das Nonplusultra-Ding", verspricht Köhler. "Da wird alles zusammengeholt, was wir können." Und das ist ziemlich viel: Brosius und Walkling haben das Konzept selbst ausgearbeitet, sie filmen und schneiden, Köhler hat sich um die Schauplätze gekümmert, "alles kommt am Ende aus einer Hand", sagt Walkling, der nebenbei gerade auch seinen Umzug nach Miami, USA, organisiert.
Die Auswanderung des Regisseurs ist Teil des Plans von "holdfastpicture": "Wir möchten unseren Kunden mehr anbieten und uns nicht nur auf einen kleinen regionalen Fleck konzentrieren." Das Portfolio wird Stück für Stück erweitert. Werbefilme für Unternehmen, Aufträge, die von Agenturen an externe Dienstleister ausgelagert werden, Musikvideos: Die Drei von "holdfastpictures" können sich vieles vorstellen, solange es ihrem Stil entspricht. "Die Leute sollen uns engagieren, weil sie unsere Arbeit cool finden", so Brosius.
Das nächste Projekt des Unternehmens steht übrigens auch schon an: Ein Dokumentarfilm soll es werden, über den Japaner Horiyoshi III., eine Tätowierer-Legende. Irgendwann soll dann auch daraus mehr werden, ein Kinofilm vielleicht. Brosius, Walkling und Köhler: Man traut es ihnen zu.