Von Rüdiger Busch
Hardheim. "Ich hoffe, dass Hardheim irgendwann wieder die Heimat für Soldaten wird. Die Zeichen dafür stehen nicht ganz schlecht!" Oberst Wolf-Dietrich Rupp hatte diesen Wunsch vor genau einem Jahr bei der Auflösung des Sicherungsbataillons 12 geäußert und damit prophetische Gaben bewiesen: Am Montagabend gab das Verteidigungsministerium bekannt, dass die vor sechs Monaten stillgelegte Carl-Schurz-Kaserne künftig wieder militärisch genutzt wird.
Oberst Rupp war jedoch beileibe nicht der einzige, der an eine Zukunft der Bundeswehr in Hardheim geglaubt hat. Er war nur der erste, der diese Hoffnung öffentlich ausgesprochen hatte. Seit der Bekanntgabe der Stationierungsentscheidungen durch den damaligen Verteidigungsminister Thomas de Maizière im Oktober 2011 haben sich die hiesigen Bundestagsabgeordneten - an der Spitze Alois Gerig (CDU) -, Landrat Achim Brötel, Bürgermeister Volker Rohm und sein Vorgänger Heribert Fouquet für den Erhalt der Kaserne eingesetzt.
Lange Zeit sah es jedoch nicht so aus, als sei bei den Entscheidungsträgern im Verteidigungsministerium mit einem Umdenken zu rechnen. Am Tiefpunkt angelangt waren die Chancen auf eine Fortführung der militärischen Nutzung, als der Bund im September 2015 vier Unterkunftsgebäude der Kaserne an das Land abtrat. Flüchtlinge statt Soldaten, so sah plötzlich die Zukunft aus. Die verbliebenen Bundeswehrangehörigen wurden von den Asylsuchenden durch einen Sicherheitszaun abgetrennt.
Bis zu 750 Flüchtlinge lebten nun in der Kaserne, die einst zu Hochzeiten mehr als 1000 Soldaten beherbergt hatte. Doch dieses Kapitel schien am 30. Juni endgültig beendet: Per Handschlag verabschiedete Bürgermeister Rohm die letzten Soldaten, die Kaserne wurde stillgelegt. Auch die Erstaufnahmeeinrichtung hatte keine Zukunft: Ende September verließen die Flüchtlinge Hardheim. Eine nachhaltige Nutzung der Liegenschaft war in der strukturschwachen Region in weiter Ferne.
Doch seit Montagabend hat die Kaserne wieder eine Perspektive: Der Standort wird ab dem zweiten Halbjahr 2017 die Heimat einer Stabs-/Führungsunterstützungskompanie. Der Inspekteur des Heeres, Generalleutnant Jörg Vollmer, begrüßt die Entscheidung: "Ich freue mich, dass wir am Standort Hardheim wieder eine Einheit des Heeres haben werden." Die neue Kompanie wird zunächst mit 175 Soldaten bis Ende 2019 aufgestellt und ab 2020 den Gefechtsstand eines NATO Special Operations Component Command (SOCC) bilden.
CDU-Wahlkreisabgeordneter Alois Gerig wertet die Entscheidung als "großartigen Erfolg für die Region". Die Bundesregierung habe die Standortvorteile Hardheims nicht ignorieren können. Dazu zählen die für rund 30 Millionen Euro modernisierte Infrastruktur der Kaserne sowie der benachbarte Standortübungsplatz. Landrat Achim Brötel führt ein weiteres Argument an: "Der Neckar-Odenwald-Kreis ist schon seit jeher ein stolzer Garnisonslandkreis gewesen." Die Soldaten seien in der Region immer sehr gut aufgenommen worden. Umso mehr freue er sich, "dass am Ende doch noch die Vernunft gesiegt hat".
Bürgermeister Volker Rohm sieht in der Entscheidung eine "große Chance für Hardheim". Er selbst kann sich übrigens auch in die Reihe der Propheten einreihen: Schließlich hatte er im Juni bei der Verabschiedung der letzten Soldaten nicht "Lebwohl", sondern "Auf Wiedersehen" gesagt.