Sie zogen gestern eine bisher durchaus zufriedenstellende Bilanz des diesjährigen Weihnachtsgeschäfts: (von links) der Hauptgeschäftsführer des Handelsverbands Deutschland, Stefan Genth, der Präsident des Handelsverbands Nordbaden, Manfred Schnabel, und Geschäftsführender Gesellschafter der Engelhorn KG, Fabian Engelhorn. Foto: Gerold
Von Wolf H. Goldschmitt
Mannheim/Heidelberg. Endspurt im Weihnachtsgeschäft: Die Parkhäuser sind gefüllt, die Kassen der Einzelhändler ebenso. Trotz ständig steigender Umsätze im Onlinehandel nimmt die Zahl der Laufkundschaft offensichtlich nicht ab. Im Gegenteil. Weil in diesem Jahr die Shopping-Periode zwischen dem vierten Advent und Heiligabend eine ganze Woche lang ist, erhöht sich scheinbar auch die Kauflust vor dem Fest. Und Sven Rubel, Geschäftsführer des Handelsverbandes Nordbaden, sieht auch nach den Feiertagen keinen Grund zum Pessimismus: "Zwischen den Jahren geht’s weiter, denn dann werden die Geschenkgutscheine eingelöst und mancher Gelegenheitskauf getätigt".
Bereits jetzt steht fest: Es könnte wieder einen neuen Umsatzrekord geben. Die gestrige Pressekonferenz im Mannheimer Hotel Radisson Blue konnte allerdings noch keine detaillierten Aussagen über die Gewinne in der Metropolregion machen. Klar ist nur, dass Gutscheine in allen Branchen der Renner sind, besonders für Online- und Streamingdienste.
Auf der anderen Seite scheint die Zeit von CD, DVD und Blu Ray ihrem Ende entgegenzugehen. Ganz besonders gefragt sind hingegen Kosmetikartikel, Bücher Schmuck, Spielwaren und Eintrittskarten für kulturelle Veranstaltungen. Nach Aussage von Nordbadens Verbandspräsident Manfred Schnabel haben die Kunden in diesem Jahr "mehr Geld ausgegeben und höherwertige Geschenke gekauft als früher".
Der Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes Deutschland, Stefan Genth, geht davon aus, dass deutschlandweit die Ausgaben für Weihnachtsgeschenke auf rund 90 Milliarden Euro steigen werden, ein Plus von fast vier Prozent. Allein 50 Milliarden Euro werden im Dezember eingenommen.
Als Magnet für die gesamte Einkaufsmeile Planken habe sich das neue Quartier Q6/Q7 an der Fressgasse entwickelt, sagt dessen Geschäftsführer Hendrik Hoffmann. Er zieht eine sehr zufriedenstellende positive Bilanz des bisherigen Weihnachtsgeschäftes. "Unsere Erwartungen im Hinblick auf die Kundenfrequenz sind eindeutig übertroffen worden. Die Umsatzzahlen in den Shops sind zufriedenstellend und liegen deutlich über den ohnehin hochgesteckten Zielen".
Ähnlich positiv bewertet Fabian Engelhorn vom gleichnamigen Modehaus auf den Planken die Zugkraft des neuen Quartiers. "Mannheim hat gewonnen, die Bequemlichkeit beim Einkaufen ist verbessert worden", so sein Fazit. Er selbst spricht ebenfalls von einen sehr guten Geschäft, das für seine Branche noch bis Silvester andauert.
Ins gleiche Horn stoßen die beiden Heidelberger Geschäftsleute Peter Lazarus vom Möbelhaus Breitwieser und Sahin Karaaslan von Rewe. Beide sprechen von einem Umsatzplus im einstelligen Bereich.
Auch wenn das kommende Bilanzjahr keinen Anlass zur finanziellen Sorge gibt, hängen dennoch einige dunkle Wolken über dem Handel in der Metropolregion. Besonders belastet die Mannheimer Geschäftswelt die unübersichtliche Verkehrsplanung über die Stadtgrenzen hinaus. "Die Kommunikation der Verwaltungen in der Metropolregion stimmt nicht", sagt Fabian Engelhorn und verweist auf das aktuelle Brückendilemma. "Ich habe Beschäftigte, die brauchen jetzt 45 Minuten zur Arbeit. Früher waren es gerade 20." Beim Blick auf die Käufer aus Rheinland-Pfalz legt er seine Stirn in Falten.
Auch das Verbannen von Autos zugunsten von Fahrrädern aus der Manneimer Innenstadt lehnt der Handelsverband ab. "Wir brauchen eine ideologiefreie Verkehrspolitik", lautet die Forderung an die Politik.