BASF-Unglück in Ludwigshafen: Gutachten lassen auf sich warten

Noch ist unklar, ob es vor der Explosion bei der BASF Schäden an Rohrleitungen gab - Stadt Ludwigshafen erlaubte erste Wiederaufbauarbeiten

30.03.2017 UPDATE: 31.03.2017 06:00 Uhr 1 Minute, 35 Sekunden

Schon im Februar wurde der vom Unglück betroffene Rohrleitungsabschnitt auf einer Länge von rund 200 Metern vom übrigen Pipelinenetz abgetrennt. Es entstand Platz für den Wiederaufbau neuer Leitungen. Foto: BASF

Von Alexander Albrecht

Ludwigshafen. Ein halbes Jahr nach der tödlichen Explosion bei der BASF beginnt im Landeshafen Nord in Ludwigshafen allmählich der Wiederaufbau. Die Struktur- und Genehmigungsdirektion Süd (SGD) in Neustadt als zuständige Aufsichtsbehörde wartet noch auf zwei Gutachten. Zum einen geht es laut SGD-Präsident Hans-Jürgen Seimetz um eine Untersuchung des Tüv Süd. Dabei soll die Frage beantwortet werden, ob sich die Rohrleitungen zum Zeitpunkt der Explosion in ordnungsgemäßem Zustand befanden oder ob Mängel das Ausmaß des Schadens beeinflussten.

Bei einer so komplexen Materie müsse intensiv aufgeklärt werden, so Seimetz. Die SGD ist wie auch die Staatsanwaltschaft Frankenthal davon überzeugt, dass der Mitarbeiter einer Fremdfirma versehentlich eine falsche Rohrleitung anschnitt und damit die Katastrophe auslöste: Drei Feuerwehrleute der BASF und ein Matrose starben, 29 Menschen wurden zum Teil schwer verletzt. "Vielleicht können wir künftig die Schutzvorkehrungen verbessern", sagte Seimetz, "wenngleich menschliches Versagen nie zu 100 Prozent auszuschließen ist".

Ein weiteres Gutachten legt den Fokus auf Verunreinigungen im Grundwasser und Boden durch Stoffe aus Rohrleitungen beziehungsweise aus dem damals verwendeten Löschschaum der Feuerwehr. Die BASF hatte in Abstimmung mit der SGD Süd und der Stadt Ludwigshafen ein externes Sachverständigenbüro für die Expertise beauftragt. Wie der Behördenleiter sagte, weisen erste Resultate auf eine Bodenbelastung hin. Direkt am Rohrleitungsgraben, in dem bei der Explosion eine Ethylen-Leitung aus der Verankerung gerissen wurde, ist inzwischen kontaminierte Erde auf einer Länge von rund 180 Metern abgetragen worden. Auch hier liegt laut Seimetz noch kein Abschlussbericht vor.

Allerdings habe die Stadt Ludwigshafen auf Basis bislang verfügbarer Informationen vor einigen Tagen die Freigabe zur erneuten Auffüllung des Rohrleitungsgrabens erteilt. Ebenso habe die SGD Süd den Bau neuer Fundamente und Rohrträger an der Unglücksstelle freigegeben. "Es gibt aber noch keine Zulassung für die Verlegung der Rohrleitungen. Dies kann erst geschehen, wenn das Sicherheitsgutachten vom Tüv vorliegt", betonte Seimetz.

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Vom Urteil der Gutachter hänge auch ab, ob die Leitungen wieder in der Weise wie vor der Explosion aufgebaut werden können. Das stehe noch nicht fest. Von einer Belastung des Grundwassers gehe man nicht aus, sagte Seimetz. Mithilfe einer Druckluftsperre sei seinerzeit verhindert worden, dass mit Chemikalien versetzter Löschschaum vom Landeshafen in den Rhein geflossen sei und diesen verschmutzt habe. Wann die endgültigen Berichte und somit eine Bewertung der Vorgänge rund um das Unglück vorlägen, sei schwierig einzuschätzen, so Seimetz. Mit Blick auf die komplizierte Aufgabe und die wochenlange Absperrung des Katastrophenorts durch die Staatsanwaltschaft liege man aber gut im Zeitplan.

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