Jede Menge Tierfutter hatten Mitarbeiter des Futterankers in den ihnen zugewiesenen Raum geschafft. Andere Nutzer störten sich jedoch daran. Foto: zg
Wolf H. Goldschmitt
Mannheim. Über 500 Gäste kommen derzeit täglich in die Mannheimer Vesperkirche in der Citykirche Konkordien in R2. Die Benefizaktion der Diakonie wird besonders von älteren und immer mehr jungen Menschen an der unteren Einkommensgrenze angenommen. Die Organisation für die vierwöchige Aktion ist sehr aufwendig.
Dass es da bisweilen zu Kommunikationsproblemen kommt, ist menschlich. Der Futteranker Mannheim ist ein Opfer dieser Probleme geworden. Der Verein unterstützt bedürftige Tierhalter mit Nahrung für ihre Vierbeiner.
Die freiwilligen Helfer des Futterankers wollten sich an der Vesperkirche beteiligen. Sechs Paletten Futter für Hunde und Katzen waren von den Ehrenamtlichen mühsam in die Innenstadt gekarrt worden. "Wir wollten die tonnenschwere Spende einer großen Firma an Menschen kostenlos weitergeben, die nicht den Weg zu unserer üblichen Verteilstelle in Neckarau finden", sagt Annette Elm, die Vorsitzende der "Tiertafel" gegenüber der RNZ. "Es kostet viele zudem Überwindung, extra zu uns zu fahren." Doch eine E-Mail von Pfarrerin Ilka Sobottke hat dieses Hilfsangebot bereits nach einem einzigen Mal abrupt beendet. "Obwohl es sehr gut angekommen ist", bedauert Elm.
Angeblich wegen Geruchsbelästigung und möglichem Ungezieferbefall musste das provisorische Futterlager im Diakoniepunkt gegenüber der Konkordienkirche quasi über Nacht wieder aufgelöst werden. Die offiziellen Hintergründe für den Rauswurf: Ein Chor probt im provisorischen Lagerraum und die indonesische Gemeinde feiert im selben Raum Gottesdienst. Beide Gruppen fühlen sich inmitten der Futterpakete offensichtlich nicht wohl.
Die Pfarrerin schreibt: "Leider mussten wir feststellen, dass das mit unseren sonstigen Angeboten nicht kompatibel ist. Der Chor braucht die Zeit um in Ruhe in Kontakt zu kommen. Die indonesische Gemeinde leidet erheblich unter der Geruchsbelästigung." Vor allem sei der Kirche nicht klar gewesen, dass Futter in solchen Mengen gelagert werde.
"Räume in der Innenstadt sind Ziel von Schädlingsbefall. Da wir immer wieder viel Geld aufwenden müssen, um diesen Raum und damit die angrenzenden Wohnungen vor Schädlingsbefall zu schützen, müssen Sie alle Futtermittel entfernen", heißt es weiter. Eine andere Möglichkeit sieht Ilka Sobottke nicht.
Diese Begründungen wollen den Organisatoren des Futterankers nicht einleuchten. Zum einen seien alle Fragen zur Unterbringung des Futters, dessen Verfallsdatum übrigens auf 3/19 lautet, im Vorfeld geklärt worden. "Wir waren bei den Vorbesprechungen im November immer dabei und haben vorher alles abgeklärt. Auch wie viel Futter wir lagern möchten", ärgert sich die Vorsitzende über die unnötigen Stunden Arbeit.
Viele der Vereinsmitglieder hätten wegen der Aktion zugunsten hilfsbedürftiger Tierhalter sogar Urlaub genommen, um donnerstags die Päckchen verteilen zu können. Zu den Geruchsbelästigungen erklärt Annette Elm: "Dieses Argument zieht gar nicht, denn sämtliches Hundetrockenfutter ist mehrfach in Plastik eingeschweißt. Diese Beutel können gar nicht riechen."
Ilka Sobottke bleibt im Gespräch mit der RNZ dabei: "Der Geruch nach der Futterausgabe in dem Raum, der von mehreren Gruppe genutzt wird, war auffällig". Sie bekennt allerdings auch, dass es beim ersten Gespräch mit dem Futteranker ein Kommunikationsproblem gegeben habe. "Ich hätte wohl genauer nachfragen müssen, wie viel Futter tatsächlich gelagert werden soll und welche Konsequenzen das habe".