Zwischen Kulturschaffenden, Partygängern und Anwohnern soll der Nachtbürgermeister künftig vermitteln. Foto: vaf
Von Alexander Albrecht
Mannheim. Als erste deutsche Stadt will Mannheim einen Nachtbürgermeister ("Night Mayor") einstellen - und der Job ist offenbar sehr begehrt. "Bis zum Ende der Frist sind rund 40 Bewerbungen eingegangen", sagt Matthias Rauch, der Leiter der Kulturellen Stadtentwicklung. Gemeinsam mit Felix Grädler, dem Ersten Vorsitzenden des regionalen Clubverbands EventKultur Rhein-Neckar, hat er jetzt 16 Kandidaten ausgedeutet, für die ab sofort im Netz unter www.regioactive.de/nightmayor abgestimmt werden kann. Darunter sind drei Frauen und 13 Männer, die als Barkeeper, DJ, Türsteher, Partyveranstalter, Grafiker oder im Gastro-Service gearbeitet haben.
"Am Ende war es schwer, eine erste Auswahl zu treffen", so Rauch, "doch wir sind uns sicher, 16 Kandidaten ausgewählt zu haben, die sowohl den Anforderungen des ,Night Mayors’ entsprechen, als auch unterschiedliche Bereiche der Nachtökonomie widerspiegeln". Und auch Grädler ist zufrieden: "Die vielen Gespräche, die wir in den vergangenen Wochen mit Interessierten geführt haben, zeigen uns deutlich, dass wir mit dem Konzept des Nachtbürgermeisters auf dem richtigen Weg sind." Der "Night Mayor" soll als Aushängeschild, Sprachrohr und Vermittler dafür sorgen, dass die Szene floriert, Anwohner aber weniger Grund zur Beschwerde wegen Lärm oder Müll haben.
Die Abstimmung im Internet läuft noch bis 17. Juli. Der Gewinner erhält den ersten von zehn möglichen Punkten. Die drei Kandidaten mit den meisten Stimmen im Online-Voting kommen sicher in die nächste Runde. Sieben weitere Anwärter werden von einem Kuratorium aus Vertretern von Startup Mannheim und EventKultur Rhein-Neckar bestimmt.
Die verbliebenen zehn Kandidaten stellen sich dann am 19. Juli bei einer Wahlveranstaltung im Mannheimer Chaplin Club am Wasserturm (N 7, 10) vor. Los geht es um 18.30 Uhr (Einlass ab 18 Uhr). Auch Oberbürgermeister Peter Kurz wird dabei sein. "Die Kandidaten haben dann die Möglichkeit, ihre Visionen für die Nachtkultur mit Hilfe von Bildern und anschließenden Kurzinterviews einer Jury zu präsentieren", erklärt Rauch. Er und Grädler gehören selbst dem achtköpfigen "Auswahlkomitee" an.
Jedes Jurymitglied und das Publikum vergeben schließlich jeweils einen Punkt. Bei einem Gleichstand zwischen zwei oder mehreren Kandidaten hat Matthias Rauch als Vorsitzender der Jury doppeltes Stimmrecht. Der Leiter der Kulturellen Stadtentwicklung freut sich bereits auf den ersten "Night Mayor", der auf Honorarbasis für monatlich 50 Stunden eingestellt wird.
"In den Städten, die bereits einen Nachtbürgermeister ernannt haben, zeigen sich durchweg positive Effekte sowohl für die Nachtkultur als auch für Anwohner von Clubs, Bars und Restaurants", sagt Rauch. So habe dort die Zahl der Beschwerden von allen Seiten deutlich abgenommen und seien die Probleme der Szene sichtbarer geworden.