Mannheimer Vesperkirche. Foto: Gerold
Mannheim. (RNZ) Ruhig und entspannt ist die Vesperkirche am 11. Januar gestartet – und so ist es auch in den ersten zehn Tagen geblieben. Das strenge Hygienekonzept sei von den Gästen angenommen worden, heißt es in einer Pressemitteilung. "Die Dankbarkeit unserer Besucher scheint noch größer als in den Jahren zuvor", sagt Pfarrerin Anne Ressel. Vor allem Wohnsitzlose berichteten, dass sie kaum einen Platz fänden, wo sie sich noch aufhalten könnten, ergänzt die Geistliche. Ein warmes Mittagessen in einem geschützten Raum an einem Tisch – das sei ein großes Geschenk.
Bedient werden die Gäste von Ehrenamtlichen. "Die Besucher spüren die Wertschätzung, die ihnen entgegengebracht wird", so Anne. Wichtig seien ihnen vor allem die freundlichen Worte. So habe ein Gast erzählt: "Mir kriecht die Einsamkeit in die Knochen. Man ist doch kein Mensch, wenn keiner nach einem fragt."
Über 3200 warme Mahlzeiten, Kuchen und Vesperbeutel sind bislang an die Bedürftigen ausgegeben und verteilt worden. Hinzu kommen Getränke wie Saft, Wasser oder Kaffee. Etwa zwei Drittel der Gäste bevorzugen weiterhin das "To go"-Angebot, die anderen – zumeist Wohnsitzlose oder Menschen mit schweren psychischen Belastungen – nehmen im Kirchenraum Platz.
Eine Tendenz zeigt sich nach Angaben der Organisatoren deutlich: Von Tag zu Tag kommen mehr Menschen in die Vesperkirche. Waren es am ersten Tag noch 200 Gäste, nahmen am zehnten mehr als 400 Bedürftige das Angebot in Anspruch. Die Kapazität im Kirchenraum ist damit noch nicht erschöpft, da ja viele das Angebot zum Mitnehmen wählen. Insgesamt nahmen am zehnten Tag 122 Gäste im Gotteshaus Platz. Da in drei Schichten bewirtet wird, können in der Kirche bis zu 180 Menschen pro Tag versorgt werden.
Ohne die Unterstützung der Ehrenamtlichen wäre die Vesperkirche nicht möglich. Rund 270 Menschen hatten sich gemeldet, um zu helfen. Das waren eher zu viele als zu wenige Unterstützer, wie sich später herausstellte. "Wir müssen uns bei den Ehrenamtlichen fast entschuldigen", sagt Pfarrerin Ilka Sobottke. Man habe zu Beginn nicht wissen können, wie groß der Ansturm sein wird. "Auch das strikte Hygienekonzept machte es schwierig, die Lage richtig einzuschätzen", erklärt Sobottke.
Dass die Vesperkirche trotz Corona stattfindet, stoße in der Bürgerschaft auf durchweg positive Resonanz. "Gerade jetzt ist das Angebot wichtiger denn je. Die Pandemie stößt die Schwachen noch mehr an den Rand unserer Gesellschaft", sagt Grünen-Stadtrat Markus Sprengler. Er selbst hilft zweimal als Ehrenamtlicher bei der Vesperkirche mit. Grundsätzlich gilt ein strenges Hygiene-Konzept mit Abstandsregeln, Maskenpflicht und Desinfizierung der Hände. Alle Ehrenamtlichen werden mit FFP2-Masken ausgestattet. Gäste, bei denen eine erhöhte Temperatur festgestellt wird, dürfen die Kirche nicht betreten. Die 24. Vesperkirche endet am 31. Januar.