Jahrelang lag das Gelände der ehemaligen US-Kaserne Spinelli Barracks brach. Bald sollen dort 1800 Wohneinheiten entstehen, und 2023 kommt die Buga. Foto: Gerold
Von Olivia Kaiser
Mannheim. Es ist nach dem Wohnungsbau auf dem Konversionsgelände Franklin bei Käfertal das zweitgrößte Bauprojekt Mannheims: die geplante Wohnbebauung auf der Konversionsfläche Spinelli Barracks. 1800 Wohneinheiten sollen entstehen. In der gestrigen Sitzung des Hauptausschusses des Mannheimer Gemeinderats signalisierte die überwiegende Mehrheit der Fraktionen Zustimmung. Das bedeutet, dass die Entscheidung für das Projekt, die am Dienstag, 23. Oktober, im Gemeinderat ansteht, mit größter Sicherheit positiv ausfällt.
Die Bebauung entsteht im nördlichen Teil, der in diesem Bereich an die bereits vorhandenen Stadtquartiere Käfertal- Süd und Im Rott anschließt. Es gibt zwei Baufelder (in der Grafik rot markiert) von 7,7 und 5,5 Hektar. Die Wohnbebauung ist vielfältig: Es entstehen freistehende Mehrfamilienhäuser, Doppel- und Reihenhäuser sowie mehrstöckige Familienhäuser. Auf Spinelli greift zudem erstmals die Sozialquote, die der Gemeinderat vor einigen Monaten beschlossen hat. 30 Prozent des Wohnraums wird zu preisgünstigen Mieten angeboten. Das freute vor allem die Fraktionen von SPD, Linke und Grüne, die sich für die Quote starkgemacht hatten.
Zum Vergrößern bitte anklicken.Mit dem Projekt reagiere man auf die bestehende Nachfrage, betonte Baubürgermeister Lothar Quast (SPD). Immerhin sollen in den nächsten zehn Jahren 10.000 neue Wohnungen in Mannheim entstehen. Spinelli sei ein großer Schritt in diese Richtung. Der vorgestellte Rahmenplan berücksichtigt Anregungen aus der Bürgerschaft. So wurde beispielsweise die Blockbebauung an einigen Stellen aufgebrochen, damit durch die entstandenen Lücken Frischluft zirkulieren kann. Die Anzahl an hohen Gebäuden wurde reduziert, und kein Wohnhaus ist höher als 36 Meter.
Überhaupt spielen klimatische Überlegungen eine große Rolle, denn lediglich 23 Prozent der Gesamtfläche der Spinelli Barracks soll bebaut werden. Der übrige Teil bleibt Grünfläche, beziehungsweise wird für die Bundesgartenschau (Buga) 2023 genutzt. Diese Grünfläche wird ein zentrales Stück des Grünzugs Nordost, ein über 200 Hektar großes, durchgängiges grünes Band, das dann von Käfertal/Vogelstang bis zum Neckar reicht und für bessere klimatische Bedingungen in Mannheim sorgen soll. Gerade auf die ökologische Dimension des Projekts ist man in der Stadtverwaltung stolz: "Es gibt kein vergleichbares Konversionsprojekt, das solch einen Fokus auf Ökologie setzte", betonte Oberbürgermeister Peter Kurz (SPD).
Die neuen Häuser fügen sich direkt an die bestehenden Quartiere Käfertal-Süd und Im Rott an. Durch die Neubürger auf Spinelli besteht für sie die Möglichkeit, an einer verbesserten sozialen Infrastruktur teilzuhaben, erläuterte Quast. Durch die circa 4200 neuen Anwohner könne eine Schule gebaut werden, und auch für den Lebensmittelhandel werde das Viertel dann attraktiv.
Die SPD-Fraktion sprach sich für die Rahmenplanung aus. "Man muss das Bevölkerungswachstum bedenken und reagieren", sagte Reinhold Götz. Der Wohnungsbau sei eine zentrale Aufgabe der kommenden Jahre. Dem stimmte Thomas Trüper (Die Linke) zu und betonte, dass es vor allem günstiger Wohnraum sei, der gebraucht werde. Man begrüße die Planungen, erklärte Grünen-Sprecher Dirk Grunert. Für seine Fraktion ist zudem die Verkehrsanbindung von besonderer Wichtigkeit: "Das Verkehrskonzept muss der neuen Bevölkerungszahl angemessen sein. Wir haben die Chance auf eine nachhaltige Entwicklung." Er forderte die zügige Stadtbahn-Anbindung. Denn ob und wann sie kommt, ist noch ungewiss. Das unausgereifte Verkehrskonzept monierte auch Achim Weizel von der Mannheimer Liste. Nur auf Car-Sharing und den geplanten Radschnellweg zu setzen, greife zu kurz.
Einen parteiübergreifenden Kompromiss nannte Konrad Schlichter (CDU) das Projekt. Seine Fraktion werde für die Planung stimmen. Schlichter gab allerdings zu bedenken, dass die Stadt das Gelände erst noch von der Bundesanstalt für Immobilienangelegenheiten (Bima) erwerben müsse. Sein Parteikollege Thomas Hornung sprach sich zudem für einen größeren Anteil von Wohneigentum aus, denn man stehe dabei mit den umliegenden Gemeinden in Konkurrenz. Mehr auf Wohneigentum zu setzen forderte auch Volker Beisel (FDP). Mit dem Rahmenplan ist er jedoch nicht einverstanden. "Ob die Stadtbahn kommt, ist fragwürdig, und der Radschnellweg kann doch nicht Haupttransportweg sein." Zudem fürchtet er, dass die Maßnahmen für die Buga der auf dem Gelände entstandenen Artenvielfalt schaden.