Sirenen in Mannheim

Alle Bürger werden akustisch erreicht

Im Mannheimer Stadtgebiet wurden 65 Sirenen verteilt, die die Einwohner bei Gefahrenlagen warnen - Probealarm am Freitag

14.11.2017 UPDATE: 15.11.2017 06:00 Uhr 1 Minute, 50 Sekunden

Die Sirenen sind im Ernstfall so laut wie ein startender Düsenjet. Foto: vaf

Von Harald Berlinghof

Man kann allen Anwohnern des City-Airports in Mannheim-Neuostheim nur wünschen, dass dort niemals Militärjets landen werden. Aber da schiebt schon die Kürze der Landebahn einen Riegel vor. Genauso laut wie ein "Starfighter" sind allerdings die Mannheimer Sirenen, die künftig die Bürger vor Gefahren jeder Art warnen sollen. Eine dieser Sirenen befindet sich direkt hinter dem Maimarktgelände in luftigen 20 Metern Höhe. Am gestrigen Dienstag wurde diese Sirene als letzte der 65 über das Stadtgebiet verteilten Anlagen einem finalen Test unterzogen - den die Anlage mit einem einminütigen auf- und abschwellenden Dauerton mühelos bestand.

Ungern erinnert sich Mannheims Erster Bürgermeister Christian Specht an den Brand einer Lagerhalle über dem Rhein, dessen gewaltige Qualmentwicklung auch die Mannheimer Bevölkerung verunsicherte. "Damals wurde uns klar, dass es in solchen Situationen schwierig ist, die Menschen schnell zu warnen. Lautsprecherdurchsagen der Polizei genügen da nicht", sagt er. Damals habe man sich entschlossen in Mannheim wieder ein flächendeckendes Sirenennetz aufzubauen. Ab sofort sind die 65 Sirenen ein Teil des Mannheimer Sicherheitssystems. Dazu gehört allerdings auch die Katwarn-App, an der sich mittlerweile laut Specht 52.000 Nutzer beteiligen.

Die Sirenen erzeugen direkt am Lautsprecher 148 Dezibel, was in etwa einem startenden Militärjet entspricht. Die Sirenen wurden von den beauftragten Firmen so über das Stadtgebiet verteilt, dass sie alle Einwohner in der Stadt akustisch erreichen. Es ist technisch aber auch möglich nur eine begrenzte Zahl der Sirenen zu aktivieren in einem potenziell bedrohten Gebiet. 24 Sirenen wurden auf Firmendächern, 17 auf Schuldächern und zwölf auf Wohnhäusern montiert. Für zwölf Anlagen wurden Masten errichtet, die zwischen 18 und 22 Meter hoch sind. "Für die Bereitschaft zur Mitwirkung danken wir allen Eigentümern und auch zahlreichen Unternehmen, die sich mit Spendengeldern in Höhe von 400.000 Euro an den Kosten beteiligt haben", so Specht. Insgesamt hat das Sirenennetz 13,5 Millionen Euro gekostet.

Keiner der Standorte gleicht dem anderen. Jeder musste individuell geplant und errichtet werden. Im Mannheimer Norden bei Straßenheim wurde ganz besondere Rücksicht auf die Pferdestaffel der Polizei genommen. Mit Karotten und Leckerli wurden die Tiere beruhigt. Und die dortige Sirene läuft auch langsamer an als die übrigen. Die Projektbeauftragte von der Mannheimer Feuerwehrabteilung Katastrophenschutz, Andrea Bunz, hatte mit den Mannheimer Bürgern gesprochen und versucht, Ängste oder Befürchtungen in der Bevölkerung aufzunehmen. Auch bei den älteren Menschen mit Kriegserfahrung lösten die Sirenen mehrheitlich keine unguten Assoziationen mehr an die Vergangenheit aus.

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Bis weit in die 1970er-Jahre hinein hatten die Mannheimer regelmäßige Tests und Probealarme der alten Kriegssirenen ertragen müssen. Erst nach dem Ende des Kalten Kriegs waren bis 1996 die letzten der 188 Sirenen im Mannheimer Stadtgebiet auf Kosten des Bundes demontiert worden.

Am kommenden Freitag werden in einem Probealarm um 17.15 Uhr alle 65 Sirenen anlaufen. Die Stadt bittet alle Bürger, die sich zu dieser Zeit im Stadtgebiet aufhalten, um Rückmeldung, ob und wie gut die Sirenen hörbar sind. Beteiligungen über E-Mail: sirene@mannheim.de, Telefon: 0621 / 29 36 37 0 oder ein Formular unter www.mannheim.de.

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