Von Olivia Kaiser
Mannheim. Acht Jahre war Felicitas Kubala (Grüne) Leiterin des 2012 neu gegründeten fünften Dezernats für Umwelt und Bürgerdienste. Am 31. Dezember läuft ihre Amtszeit aus, und die Berlinerin gibt das Amt an ihre Parteikollegin Diana Pretzell ab.
Mit der RNZ blickt Kubala auf ihre Amtszeit zurück, die mit Bundesgartenschau, Klimaschutzprojekten, dem Spielplatzkonzept, der Umgestaltung des Luisenparks, der Umstrukturierung der Betriebshöfe und der gelben Tonne jede Menge großer Vorhaben beinhaltete.
Frau Kubala, wie würden Sie Ihre Amtszeit in einem Satz beschreiben?
Ich habe meine Entscheidung für das Amt und für Mannheim keine Sekunde bereut. Das kann ich aus vollem Herzen sagen.
Das klingt ja überaus positiv.
Der Umstand, dass ich viele Erfahrungen auf Führungsebene in Politik und Verwaltung, aber auch bei den Themen Umwelt- und Naturschutz mitgebracht habe, hat mir den Start erleichtert. Ich wurde sehr herzlich aufgenommen und habe super-engagierte und sehr kompetente Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vorgefunden. In den vergangenen acht Jahren haben wir gemeinsam viel auf den Weg gebracht.
Sie kamen aus Berlin nach Mannheim. Warum?
Als die Grünen damals die Anfrage schickten, war ich zunächst überrascht. Mannheim hatte ich als Perspektive nicht auf meiner Agenda. Aber als ich herkam, merkte ich, dass es eine Stadt ist, in der sich viel bewegt. Ich sah viele Möglichkeiten, sie ökologisch und sozial mitzugestalten. Das war für mich von Anfang an eine spannende Herausforderung. Die Bundesgartenschau 2023 war zudem ein großer Magnet für mich, nach Mannheim zu kommen.
Was hat Sie besonders an Mannheim fasziniert?
Ich habe vom ersten Tag an gezielt nach der grünen Stadt gesucht.
Und haben Sie die gleich gefunden?
Als ich das erste Mal am Hauptbahnhof ankam, wollte ich zum Rhein, aber das war gar nicht so einfach (lacht). Es gibt aber viele grüne Orte, der Käfertalerwald, der Dossenwald oder die Friedhöfe. Und natürlich die Konversionsflächen. 50 Prozent der Fläche bleiben grün und unversiegelt, das ist ein wahres Geschenk für die Stadt. Das hat mich von Anfang an sehr fasziniert – diese Stadt im Wandel.
Wo sehen Sie die größten Erfolge Ihrer Amtszeit?
Ich habe ein neu gegründetes Dezernat übernommen, das am Anfang nicht ganz unumstritten war. Das war eine Herausforderung. Es ist ein großes Dezernat mit rund 1500 Mitarbeitenden, das von seiner Aufgabenstellung sehr vielfältig ist. Wir haben die Stadtentwässerung, die Abfallwirtschaft, die Friedhöfe, die Fachbereiche Klima, Natur und Umwelt, aber wir haben auch die Bürgerdienste. Alles ist ganz dicht an den Menschen und hat unmittelbare Auswirkungen für sie. Wir haben es geschafft, das Dezernat 5 zu etablieren, es ist jetzt eine feste Größe in der Stadt, wie ich meine.
Und konkret?
Wir haben die Baumschutzsatzung verabschiedet, Bäume gepflanzt und das Spielplatzkonzept auf den Weg gebracht. Ein Herzensthema von mir ist die Klimaneutralität. Wir haben die Marke "Mannheim auf Klimakurs" etabliert. Dazu gehört, in den Stadtteilen etwas für den Klimaschutz zu tun, mit Förderprogrammen oder Beratungsangeboten der Klimaschutzagentur. Hinzu kommt die Gründung der Klimaschutz-Allianz mit Mannheimer Unternehmen. Wir haben im Klärwerk die vierte Reinigungsstufe eingeführt, den Gelben Sack durch die Wertstofftonne ersetzt und die Gehwegreinigung in der Innenstadt und dem Jungbusch gestartet. Zuvor war das Kehren Aufgabe der Bürger, das hat nicht so optimal geklappt.
Besonders stolz bin ich auf die Einbürgerungskampagne. 40 Prozent der Menschen, die hier leben, haben einen Migrationshintergrund. Wir haben in den vergangenen acht Jahren rund 7000 Einbürgerungen vollzogen. Ich sage bewusst wir, weil das keine Einzelleistungen von mir sind, sondern von allen Mitarbeitenden und auch der Stadtgesellschaft, die sich immer wieder einbringt.
Sie haben einige Dinge angestoßen, die Sie jetzt nicht mehr zu Ende führen können. Fällt es Ihnen schwer loszulassen?
Loslassen fällt mir grundsätzlich nicht schwer. Aber natürlich gibt es einzelne Projekte wie die Bundesgartenschau, die ich gern bis 2023 begleitet hätte. Der Klimaschutzfonds mit zehn Millionen Euro ist jetzt ins erste Jahr gegangen, den hätte ich gern über die vollen vier Jahre seiner Laufzeit begleitet. Auch den im Januar gegründeten Eigenbetrieb Stadtraumservice. Aber ich werde mit Interesse verfolgen, wie es weiter geht.
Bei der Eröffnung der Bundesgartenschau im April 2023 sind Sie…?
Ganz sicher dabei. Ich habe eine Leidenschaft für Gartenschauen und besuche sie regelmäßig – natürlich auch, um für Mannheim zu lernen. Gerade die Konversionsfläche Spinelli mit den alten Baracken wird sich stark wandeln und als Grünzug eine hohe Aufenthaltsqualität erhalten. Der Luisenpark bekommt eine neue Parkmitte, die sich wunderbar einfügen wird. An dem Projekt war ich maßgeblich mit beteiligt, und darauf bin ich stolz.
Beim Radschnellweg durch die Feudenheimer Au, dem zentralen Grünhof auf Spinelli und der Rheindammsanierung gibt es massiven Protest aus der Bevölkerung. Haben Sie mit dieser Vehemenz gerechnet?
Man hofft, dass man mit den Informationen zur Bürgerschaft durchdringt, mit Argumenten überzeugen kann und dass die Vorteile gesehen werden - beispielsweise beim Grünzug Nordost oder dem Radschnellweg. Aber nicht immer kann man alle mitnehmen. Unabhängig davon stehen wir als Verwaltung in der Pflicht, zu informieren und für unsere Vorhaben zu werben. Aber irgendwann muss eine Entscheidung fallen, so wie jetzt beim Grünhof. Ich weiß, viele Entscheidungen sind strittig, vor allem bei großen Infrastrukturprojekten. Bei der Rheindammsanierung geht es um Hochwasserschutz, aber auch um die Frage, wie wir diesen einzigartigen Naturraum erhalten können. Diese Abwägung, diesen Nutzungskonflikt, gibt es beim Naturschutz sehr häufig. Wir sind mit der Bürgerinitiative in gutem Gespräch und nehmen ihre Anregungen auf.
Wie geht es da weiter?
Das Regierungspräsidium hat angekündigt, die Unterlagen im ersten Quartal 2021 einzureichen. Dann wird die Genehmigungsbehörde prüfen, ob sie vollständig sind und ob alle Varianten geprüft wurden. Dann folgt ein Anhörungsprozess, bei dem natürlich auch die Bürgerschaft einbezogen ist.
Haben Sie schon Pläne für die Zeit ab Januar 2021?
Ich lebe gern in Mannheim und werde hier bleiben. Ich mache aber nach so intensiven acht Jahren erst einmal eine kleine Pause. Dann werde ich mich umsehen, ob sich neue Aufgaben für mich ergeben. Meine Herzensthemen Natur-, Umwelt- und Klimaschutz habe ich nach wie vor im Sinn und möchte etwas in dieser Richtung machen. Ich bin offen für neue interessante Impulse.
Welchen Rat würden Sie Ihrer Nachfolgerin geben?
Ich bin nicht der Typ, der gute Ratschläge zum Abschluss verteilt, das liegt mir fern (lacht). Meine Nachfolgerin kann sicher sein, dass ich nicht als Altbürgermeisterin aus dem Hintergrund kommentiere. Sie darf ihre eigenen Erfahrungen machen und auf ihre Art die Aufgabe meistern.