Zwar versammelten sich nur 22 Teilnehmer in Mannheim, um bei "Frieden geht" mitzulaufen. Die Stimmung war trotzdem ausgesprochen gut. Foto: Gerold
Von Volker Endres
Mannheim. Die Stafette "Frieden geht" macht quer durch die Republik mit dem Medium Sport auf eine Schande deutscher Politik aufmerksam: Waffenexporte in viele Länder als Todesurteile für Zivilisten, vor allem Frauen und Kinder. Am Donnerstag machten die Läufer, Geher und Radfahrer auf dem Weg nach Berlin in Mannheim Zwischenstation.
"Unser Ziel ist es, Rüstungsexporte zu verbieten", erklärte Otto Reger vom Friedensplenum Mannheim. Er organisierte den Empfang der Teilnehmer auf dem Alten Messplatz, dem dritten der Etappenorte des 14-tägigen Marschs nach Berlin. "Es ist eine gemeinsame Kampfansage gegen Rüstungsexporte", verwies er auf die Beteiligung aus Politik (SPD, Grüne und Linke), Gewerkschaften (IG Metall) und unterschiedlichen Organisationen, vom Bündnis "Mannheim sagt Ja" über das Friedensplenum bis hin zu Amnesty International.
Es waren deutlich mehr Demonstranten bei dem kleinen Friedensmarktplatz, als Sportler auf der Strecke. Den Rhythmus dazu gaben die Musiker auf der kleinen Bühne vor: "Krieg ist shit - Mach nicht mit!" Mannheim habe eine traurige Rüstungstradition.
Und das nicht alleine, weil mit den Coleman-Baracks einer der größten Umschlagplätze amerikanischer Kriegsgeräte auf europäischem Boden im Stadtgebiet liegt. "Daimler hat zwar seine Flugzeugsparte verkauft, produziert aber nach wie vor Militär-Lkw. Außerdem liegt hier ein Ausbildungszentrum der Bundeswehr, und im Juli wird der Tag der Bundeswehr gefeiert", zählte Reger gute Gründe auf, warum die Friedensbewegung ihr Augenmerk auf Mannheim richtet. "Diese Region ist ein Mitverursacher von großem Leid", unterstrich Mit-Organisator Helmut Lohrer.
Allerdings ist "Frieden geht" kein Lauf für Läufer, obwohl auf den unterschiedlichen Tagesetappen auch Marathon- oder Halbmarathon-Strecken im Angebot sind. "Es ist ein Lauf für den Frieden", stellt Lohrer klar. Auch deshalb ging die Veranstaltung offensichtlich an den Rennbegeisterten der Region vorbei.
Es quälten sich gerade einmal 22 Teilnehmer von Karlsruhe über Heidelberg nach Mannheim. "Ich bin mit der Bahn nach Ladenburg gefahren und von dort bis Mannheim mitgelaufen", berichtete Tom Ayess aus Mannheim. Der junge Mann ist Anfang 20 und war auch beim Dämmermarathon am Start: "Ich bin an der Politik interessiert und habe zufällig von dem Lauf mitbekommen. Deshalb habe ich mich angemeldet."
Ähnliches galt für seinen Freund Obada Alsyah, der ursprünglich aus Syrien stammt, mittlerweile aber in der Region heimisch wurde und bei der SAP beschäftigt ist. "Ich bin die ganze Strecke von Heidelberg mitgelaufen." Immerhin wollte auch er dabei sein, das sportliche Zeichen gegen den Krieg setzen. "Es ist ein Zeichen, dass die Politik sich stärker für den Frieden engagieren muss als bisher", unterstrich Mannheims Bildungs-Bürgermeisterin Ulrike Freundlieb (SPD) und betonte: "Die Mannheimer Stadtspitze reiht sich ein - für den Frieden in der Welt."
Das hörten die Teilnehmer aus der gesamten Republik gerne. "Ich bin seit meiner Jugend für den Frieden engagiert und seit 20 Jahren mit auf der Straße", erklärte der heute 75-jährige Bernd Reißmann aus Dresden. Er will die gesamten 1200 Kilometer auf dem Fahrrad mitfahren, ist in jedem Jahr bei verschiedenen Veranstaltungen mit dabei, "weil es wichtig ist", erklärte er. Das wusste auch Freundlieb: "Alle Teilnehmer stehen auf der Seite der Menschen, die einen Stopp wollen." Also aller Organisationen auf dem Alten Messplatz von wo die Sportler gestern Morgen in Richtung Frankfurt aufbrachen.