Restauriert auch gern Modellautos und -eisenbahnen: der Mannheimer Spielzeugliebhaber Lothar Mandler. Foto: vaf
Von Harald Berlinghof
Mannheim. Die alten Spielsachen stapeln sich bis unter die Decke. Blechspielzeug, Modellautos, Baukästen, alte Modelleisenbahnen. Vier Räume und ein externes Lager hat Lothar Mandler damit gefüllt. In seinem Laden in der Mannheimer Innenstadt in C 3 findet sich so manches Schätzchen. Nicht nur für Kinder ist es ein magischer Ort.
"Ich suche nicht, ich finde", hatte Pablo Picasso einst selbstbewusst von sich behauptet. Dasselbe könnte auch der leidenschaftliche Sammler für sich in Anspruch nehmen. Aber so ungefähr hat er immer eine Ahnung, wo sich bestimmte Dinge in seinen Räumen verbergen. Wie er sich das merkt? "Das weiß ich selbst nicht", sagt er frei heraus. Mandler leitet seinen eigenen Nachnamen übrigens aus einem alten Zählmaß ab. "Ein Mandel waren einst 15 Stück", erzählt er. "Also bin ich als Mandler ein echter 15er. Aber kein falscher Fuffziger," sagt er und lacht dabei schelmisch.
Doch wie das so ist bei Sammlern, gibt es auch Dinge, die sind unverkäuflich. An die eigene Sammlung von altem Blechspielzeug in seiner Wohnung kommt sowieso keiner ran. Aber auch im Laden gibt es Dinge, die nicht zu haben sind. Sie dienen als Schaustücke und Appetitanreger für die gleich gesinnte Kundschaft. Es sind sehr seltene Stücke oder gar Einzelstücke wie die aus Messing gefertigten Fahrzeuge, die in seinem Büro stehen. Auch dort befinden sich Regale, die bis unter die Decke reichen. Lothar Mandler bezeichnet sich selbst nicht als Sammler, sondern als "Sedimentierer".
Vieles lagert sich in seinem Laden ab. Auch Kuriosa wie alte Bakelitdosen mit Schraubdeckel eines Farbenherstellers, Lurchi-Figuren und Salamander-Kinderschuhe oder auch das Okapi von Steiff. Vieles, das er aufbewahrt, kommt erst nach Jahren wieder zum Vorschein. Dinge, nach denen auch nie jemand fragt. Die Zeit des alten Spielzeugs zu dokumentieren, die Schönheiten zu erhalten und vor der Wegwerfgesellschaft zu retten, ist ebenfalls ein Teil seiner Mission. Und die Mission hat er im Rentenalter zu seiner Passion gemacht. Zu seiner eigenen Erbauung, wie der Sedimentierer betont.
Seit den 1970er Jahren betreibt der studierte Betriebswirt seinen Laden. Damals war er noch verheiratet. Aber die Ehefrau hatte keinen Spaß an dem Geschäft. Heute ist Lothar Mandler, der von einer schmalen Rente und dem Geschäft lebt, geschieden. Den Laden betritt vor allem Stammkundschaft. Da kommt der Großvater, der für seine Enkel alte Fallerbäumchen für die Modelleisenbahn sucht. Die waren doch so schön damals, als sie unter dem Weihnachtsbaum lagen und die Augen des Jungen zum Glänzen brachten. In den 1960er Jahren war das. Oder einer kommt in den Laden und staunt über die TippCo-Blechspielsachen, wie einst der berühmte Musiker Phil Collins. Ein anderer blüht auf, wenn er den Ladenbesitzer über einen alten Märklin-Triebwagen der Attica Coast Line gebeugt sieht, den Mandler gerade restauriert. Das gehört nämlich auch zur Leidenschaft des Sammlers: Altes wieder aufzumöbeln und ihm neues Leben einzuhauchen.