Von Heike Warlich-Zink
Mannheim. Mit seiner Drive-In-Show hat der Circus Roncalli von Bernhard Paul binnen kurzer Zeit eine Antwort auf die wegen Corona abgesagten Zeltveranstaltungen sowie auf derzeit geltende Abstands- und Hygieneregeln gefunden. Dass das Open Air-Event beim Mannheimer "Carstival" ziemlich verregnet war, stellte die Crew zwar vor große Herausforderungen, hielt sie jedoch nicht vom Auftreten ab.
Tropfnass trotzten die Künstler dem Regen und boten mit einem Lächeln im Gesicht dem miesen Wetter Paroli. Das Publikum im gut geschützten Auto registrierte dies sehr wohl und begrüßte die 30 Akrobaten und Artisten mit "Lichtwinken" (Lichthupe) und "Autokino-Lachen" (Scheibenwischer). Als Zeichen besonderer "Ekstase" waren die Besucher auf dem Maimarktgelände vor Showbeginn dazu aufgefordert worden, die Warnblinkanlagen zum Einsatz zu bringen. Und das Publikum ließ sich nicht zwei Mal bitten.
Junge Leute vom "Zirkuspaletti" stimmten als Jongleure oder auf dem Einrad zwischen den Pkw-Reihen aufs Programm ein, das aufgrund des Regens eine halbe Stunde später startete. Die großartige Liveband schützte derweil Technik und Instrumente, und die Artisten und Akrobaten richteten sich darauf ein, nicht wie geplant auf, sondern vor der Bühne aufzutreten. Dann ging es los.
Geraldine Philadelphia ließ Hula Hoop-Reifen wirbeln. Jemile jonglierte mit bis zu fünf Fußbällen, die er zwischendurch immer wieder abtrocknen musste, damit sie ihm nicht aus der Hand rutschten. Szenenapplaus mit "ausgeflipptem (Licht-) Hupen" gab es fürs Duo Minasov. Obwohl die Kamera dicht draufhielt, war nicht zu erkennen, wie deren schnelle Kleiderwechsel funktionieren. Nicht ohne Grund sind Victor Minasov und seine Frau Elena Weltmeister im sogenannten Quick-Change. "Monsieur Momo" eroberte die Herzen mit kleinen Zaubertricks und einem Lächeln im Knopfloch. Die drei "Bello Sisters" bauten anmutig und kraftvoll zugleich menschliche Pyramiden.
Als gegen 22 Uhr "Schlangenfrau" Lili Roncalli die Freiluftmanege betrat, da ließ der Regen wie von Zauberhand merklich nach. "Ich will auf jeden Fall auftreten", hatte die Gewinner der RTL-Show "Let’s Dance" noch vor Showbeginn durchsagen lassen. Ihre Schwester Vivi hatte allerdings weniger Glück. Als Teil der "Queens of Baroque" konnte sie ihre Luftakrobatik nicht zeigen. Die Verletzungsgefahr wäre für sie und Natalia Rossi einfach zu groß gewesen. Auf die temporeiche Ikarier-Nummer der Cedenos Brothers musste das Publikum jedoch ebenso wenig verzichten wie auf den wie aus einer Fantasiewelt entsprungenen "Kristalleon". Der Harlekin im Spiegelkostüm entlockte gläsernen Flöten und mit Flüssigkeit gefüllten Gläsern nahezu sphärische Klänge.
Nach 90 Minuten Programm endete der ungewöhnliche Circus Roncalli, dessen Ausnahmekünstler mit ihrem Können und ihrem Einsatz dafür gesorgt hatten, dass die Show trotz Regens nicht ins Wasser fiel.
Update: Dienstag, 30. Juni 2020, 19.30 Uhr
Circus Roncalli beim Carstival - Die Fotogalerie