Seckenheim liegt idyllisch am Neckar. Foto: vaf
Von Marco Partner
Mannheim-Seckenheim. Einst war es eines der reichsten Dörfer Badens und lebte unter anderem vom Tabakanbau. Heute ist es ein schmucker Stadtteil Mannheims, der sich seinen ländlichen Charme bewahrt hat. Herausgeputzt und sauber wirkt das Straßenbild in Seckenheim. Mit alten Scheunen, großen offenen Torbögen und vielen Hofläden. Nach ein paar durchaus verschlafenen Jahren ist auch der Ortskern zu neuem Leben erwacht. Und doch stößt "Seggene" gerade im Zentrum auch an seine Entwicklungsgrenzen.
Auch hier, im Südosten Mannheims gibt es sie: die Planken. Wenn auch deutlich kleiner als in der City. Die Hauptstraße hat sich in den letzten Jahren in eine kleine Einkaufsmeile verwandelt. Mit Kleider-Boutiquen, Modehäuschen oder Manufaktur. Von 2009 bis 2014 wurde der Rathausvorplatz neu gestaltet und die Aufenthaltsqualität verbessert. Mit der Linie 5 war der Stadtteil zwar schon vorher ein wichtiger ÖPNV-Knoten zwischen Mannheim und Heidelberg. Nun aber wirkt das Zentrum aufgeräumter und einladend, der Platz wird für einen Wochenmarkt genutzt.
Der Stadtteil besticht unter anderem durch seine alte Bausubstanz. Foto: vafDie Kloppenheimer Straße strotzt von bunten Häuschen, Handwerkstradition wie einer Schreinerei, einem Künstleratelier und einem kleinen Heimatmuseum. Egal, wohin man schaut: Tradition wird hier mit Stolz weitergelebt, ohne altmodisch zu wirken. Und die Geschichte des Orts ist lang, immerhin wird Seckenheim bereits im Jahr 766 im Lorscher Codex erwähnt.
Der SPD-Bezirksbeirat Giuseppe Randisi ist in dem Stadtteil aufgewachsen. Foto: vaf"Seckenheim hat sich seinen dörflichen Charme bewahrt. Es ist ein Miteinander, man kennt sich und es gibt gesunde Vereinsstrukturen", sagt Giuseppe Randisi. Der Bezirksbeiratssprecher der SPD ist hier aufgewachsen. Ein Umzug kam für ihn eigentlich nie wirklich infrage. Sportbegeisterte können sich im Fußball, Handball, Turnen, Tennis oder Ballett austoben. Die närrische fünfte Jahreszeit läuten für gewöhnlich die "Zabbe", die Karnevalsabteilung des Sängerbunds, ein. "Seggene" ist bei seinen Bewohnern so beliebt, dass es sogar einen eigenen Fanshop hat.
Ein Wahrzeichen ist der Seckenheimer Wasserturm, genannt Glatzkopp. Foto: vafZu den Wahrzeichen zählt auch der Wasserturm. "Doch manchmal hat man das Gefühl, auch der Denkmalschutz ist hier zuhause. Er hat viel zu sagen. Wenn dann auch noch der Brandschutz mit ins Spiel kommt, ist es für Bauherren ein sehr zäher Prozess", zeigt Randisi auf. Auch die Bürger mischen politisch mit. Mehrere Bürgerinitiativen sind in den letzten Jahren entstanden. Als der Zabbebrunnen, ein weiteres Wahrzeichen, der Sanierung des Zentrums zum Opfer fiel, war die Empörung groß. "Er wurde eingelagert und soll nun etwas versetzt zum alten Standort wieder aufgestellt werden", erklärt Randisi.
Die Verkehrswende stellt Seckenheim vor eine Herausforderung. Dabei ist der 13.000-Seelen-Ort gut gelegen – sowohl Heidelberg als auch die Mannheimer City liegen nur ein paar Pedaltritte entfernt. Eine Fahrradstraße ist auch auf der Hauptstraße eingezeichnet, allerdings genau zwischen den Straßenbahngleisen. "Das ist sehr unglücklich. Wenn man die Frequenz erhöhen will, braucht es gut ausgebaute Wege und Verbindungen in alle Himmelsrichtungen", fordert Randisi. Auch die Ausweichpiste am Neckar sei zu schmal für Radpendler, Fußgänger und Jogger.
Einen großen Schritt in die Zukunft geht Seckenheim mit der Verwandlung der US-Kasernen. Die Hammonds Barracks werden derzeit als Wohngebiet mit einem Lebensmittelmarkt und einer Grünen Mitte entwickelt. Die beim kleinen Ortsteil Suebenheim gelegenen Stem-Barracks sollen sich in einen Sportpark verwandeln. Auch, weil sich Anwohner der einstigen Beamtensiedlung gegen eine mögliche Wohnbebauung stellten. Kopfzerbrechen bereitet noch das sanierungsbedürftige Hallenbad, das auch neuen Projektideen weichen könnte. Zum Beispiel einer Kita, denn Betreuungsplätze sind in dem beliebten Stadtteil trotz 13 Kindergärten immer rar gesät.
Seckenheim liegt idyllisch am Neckar. Vor allem, wenn man im Sommer durch den knöchel- bis kniehohen Fluss watet, wirkt die Großstadt weit weg und die Natur ganz nah. "Man lebt wie in einem Naherholungsgebiet, auch der Dossenwald oder die Bergstraße sind nicht weit weg", erzählt Randisi. "Manche lieben die Anonymität der Großstadt. Ich finde es schön, wenn man sich kennt, sich auf der Straße grüßt und schnell Anschluss hat. Man sieht sich hier nicht unbedingt als Mannheimer", betont der SPD-Bezirksbeirat. Einmal im Jahr aber rückt "Seggene" in den Mittelpunkt der Quadratestadt: Beim Dämmermarathon genießt Seckenheim den Ruf, für die beste Stimmung zur Unterstützung der Läufer zu sorgen. Lautstark werden die Sportler bei ihrem Dauermarsch durch die Straßen angefeuert. Vielleicht, weil man sich auf diese Weise doch sehr mit der Großstadt verbunden fühlt.