Leere Innenstadt: Ab Mittwoch beginnt der zweite harte Lockdown, in dessen Zuge viele Geschäfte, aber auch städtische Einrichtungen schließen. Foto: Gerold
Von Olivia Kaiser
Mannheim. "Ein Zuwarten bis Weihnachten wäre nicht haltbar gewesen", machte Oberbürgermeister Peter Kurz in der letzten Gemeinderatssitzung des Jahres am Dienstag deutlich. Gemeint war der bundesweite harte Lockdown aufgrund der Corona-Pandemie, der am Mittwoch beginnt. Gestützt wurde diese Aussage von den Zahlen, die Gesundheitsamtsleiter Peter Schäfer präsentierte: Elf Tote in zwei Tagen und 182 Covid-19-Patienten in den Mannheimer Krankenhäusern – 143 auf den Isolier- und 39 auf den Intensivstationen. Bei zwei Dritteln der Patienten handle es sich um Mannheimer Bürger, der Rest komme aus dem nahen Umland, so Schäfer.
Am Dienstag wurden dem Gesundheitsamt 158 Fälle einer nachgewiesenen Corona-Infektion gemeldet. Die Sieben-Tage-Inzidenz liegt bei 286,5. "Wir haben ganz sicher keinen Rückgang", betonte Schäfer. Zwar befinden sich momentan weniger Personen, die engen Kontakt zu einem Corona-Infizierten hatten, in Quarantäne als in der vergangenen Woche. Das hänge allerdings damit zusammen, dass die Quarantänezeit von 14 auf zehn Tage verkürzt worden sei und man derzeit in Mannheim ein ruhiges Geschehen in Schulen und Kitas habe, stellte der Leiter des Gesundheitsamts klar.
Die Situation in den Pflegeeinrichtungen hat sich etwas entspannt. Laut Peter Schäfer sind derzeit neun Bewohner erkrankt. Viele betagte Menschen stürben aber auch im eigenen Zuhause an und mit Corona, gab er zu bedenken. In Sachen Schnelltestungen sei man mit den Einrichtungen im Austausch und biete bei Bedarf Unterstützung an. Immer schwieriger wird aber die Rückverfolgung der Kontakte. "Uns ist derzeit bei 45 bis 50 Prozent der Infizierten die Quelle bekannt."
Wie bereits berichtet, haben die Mannheimer Krankenhäuser planbare Operationen verschoben. So könne man sich ganz auf die Notfälle konzentrieren, so der Oberbürgermeister. "Da ist noch Potenzial vorhanden. System und Mitarbeiter sind allerdings hoch belastet."
Der Lockdown vom 16. Dezember bis zum 10. Januar macht auch vor der Verwaltung und städtischen Einrichtungen nicht halt. Die Bürgerservices arbeiten ab Mittwoch im reduzierten Dienstbetrieb und ausschließlich mit vorheriger Terminvereinbarung. Die Bereiche Straßenreinigung, Grünflächenpflege und Straßenbetrieb werden auf "ein Mindestmaß heruntergefahren", so Kurz. Die Recyclinghöfe und die Grünschnittannahme schließen.
Das gilt auch für die Abendakademie und die Musikschule – die allerdings ein Online-Angebot haben. Geschlossen bleiben ab Mittwoch auch Zentralbibliothek sowie alle Zweigstellen. Die mobile Bibliothek fährt keine Haltestellen an. Alle ausgeliehenen Medien werden über die Schließzeit hinweg verlängert, es entstehen keine Versäumnisgebühren. Im Marchivum findet kein Publikumsverkehr mehr statt. "Die Jobbörse funktioniert in einer Notbesetzung für Neu- und Notfälle", erklärte Peter Kurz. "Die Hilfe für Wohnungslose und Bedürftige bleibt bestehen, das gehört zu unseren Kernleistungen."
Busse und Straßenbahnen fahren während des Lockdowns, gehen allerdings auf den Sonntagsfahrplan, wie der Erste Bürgermeister und ÖPNV-Dezernent Christian Specht informierte. "Die Kapazitäten sind groß genug, um die Abstände einzuhalten", betonte er – zumal schließlich ein Großteil des Schulverkehrs wegfalle.