Die Ursache der Infektionshäufung im Zinzendorfhaus in der Gartenstadt ist laut EPMA-Geschäftsführer Mathias Pews noch nicht bekannt. Foto: Gerold
Von Olivia Kaiser
Mannheim. "Es wird immer schwerer, die vulnerablen Gruppen vor dem Virus zu schützen", sagte Oberbürgermeister Peter Kurz noch am Freitag bei einer Halbzeitbilanz des Teil-Lockdowns. Das beweist der tragische Fall des Zinzendorfhauses, ein Seniorenheim der Evangelischen Pflegedienste Mannheim GmbH in der Gartenstadt. Dort sind sieben Bewohner im Zusammenhang mit einer Corona-Infektion verstorben.
Insgesamt sind 51 von 90 Bewohnern sowie 20 Pflegekräfte infiziert – und das "trotz der strengen Vorsichtsmaßnahmen", sagt Dekan Ralph Hartmann. "Wir erfahren auf besorgniserregende Weise, wie ansteckend und gefährlich das Virus sein kann. Unser Mitgefühl und unsere Gebete sind bei den Angehörigen der Verstorbenen. Wir hoffen auf die baldige Genesung der Infizierten."
Vier Frauen und drei Männer im Alter zwischen 77 und 88 Jahren sind im Zinzendorfhaus verstorben, davon eine Bewohnerin im Krankenhaus. "Wir sind erschüttert von dieser Situation und trauern mit den Angehörigen", sagt Mathias Pews, Geschäftsführer der Evangelischen Pflegedienste Mannheim (EPMA). Es gelte, die Infektionskette zu durchbrechen. Das Haus ist derzeit für Besucher nicht zugänglich. "Die Ursache für diese Infektionshäufung kennen wir derzeit noch nicht", so Pews. Die Situation im Haus sei angespannt. Doch die Stimmung sei vor allem bei den Bewohnern ruhig. Bereits am 3. November kam eine Bewohnerin nach Erbrechen und Fiebrigkeit ins Krankenhaus. Der routinemäßige Schnelltest wies eine Covid-19-Infektion nach. Seither ist das Heim in enger Abstimmung mit dem Gesundheitsamt, das drei Testungen veranlasst hat: am 5., am 10. und am 16. November.
Die Zahl der Infizierten stieg zunächst von acht auf 30 Bewohner und 14 Mitarbeitende. Man habe die Infizierten unverzüglich gemäß dem vorhandenen und mit den Aufsichtsbehörden vereinbarten Pandemieplan isoliert und einen der Wohnbereiche als Covid-19-Bereich eingerichtet, betont Pews. Dorthin waren am Wochenende mehr als 40 Umzüge von Bewohnern nötig.
Mit der zweiten Testung am 10. November stieg die Zahl der Infizierten auf 51 Bewohner und 20 Mitarbeitende. "Diese hohe Rate ist auch darauf zurückzuführen, dass Bewohner beim ersten Test bereits infiziert, aber noch nicht infektiös waren", erläutert der EPMA-Geschäftsführer. Rund 80 Prozent der Bewohner und Mitarbeitenden seien symptomfrei, was bei der nun hohen Infektionslage eher untypisch sei. Unverzüglich wurde ein zweiter Covid-19-Bereich eingerichtet.
Mit Rücksicht auf die Angehörigen habe man über das Infektionsgeschehen nicht früher öffentlich informiert, erklärte eine Sprecherin der Evangelischen Kirche Mannheim auf Nachfrage. "Mit der Häufung der Fälle entschieden wir uns, nun auch die Öffentlichkeit zu informieren. Die Angehörigen waren und sind über die Situation im Haus stetig informiert."
Der Betrieb wird mit Unterstützung von Fachkräften aus anderen Häusern weitergeführt. Die Bewohner werden von Kooperationsärzten intensiv begleitet. "Ich danke allen Medizinern und Pflegenden, die uns in dieser heftigen Zeit begleitet haben, von Herzen. Es ist gut und wichtig, sie an unserer Seite zu wissen und zu erleben, dass sie uns nicht im Stich lassen", sagt Mathias Pews. Auch die Verstorbenen befanden sich in intensiver ärztlicher Betreuung. Vier von ihnen hatten keine Covid-19-Symptome entwickelt, drei hatten schwere Vorerkrankungen und zwei waren seit Oktober in palliativer Behandlung.
"In Abstimmung mit dem Gesundheitsamt werden Bewohner und Mitarbeitende regelmäßig nachgetestet", so Pews. "Wir kümmern uns intensiv darum, dass für die Heimbewohner so viel wie möglich wie gewohnt verläuft." Sie haben kontinuierlich Pflege- und Betreuungskontakt. Diese Pflege- und Hauswirtschaftskräfte sind mit Schutzausrüstung, unter anderem FFP2-Masken, ausgestattet. Die Bewohner werden gebeten, in der gegenwärtigen Situation bei pflegerischen Maßnahmen ebenfalls eine FFP2-Maske zu tragen.
"Die Angehörigen haben wir unverzüglich benachrichtigt und ihnen die Situation sowie unser weiteres Vorgehen erklärt", sagt Pews. "Uns ist wichtig zu vermitteln, dass die Heimbewohner auch in dieser nun außergewöhnlichen Lage gut und liebevoll von uns betreut werden."