Oben ohne trat Bülent Ceylan im Capitol vor sein Publikum. Foto: Gerold
Mannheim. (RNZ) Bülent Ceylans Mannheim-Premiere von seinem Programm "Luschtobjekt" ist erneut verlegt worden. Die für den 29. und 30. Mai geplanten Shows in der SAP Arena werden zunächst auf den 18. und 19. Juni 2022 verlegt, teilte der Veranstalter mit.
Bereits erworbene Karten behalten für den jeweiligen Ersatztermin ihre Gültigkeit.
Update: Mittwoch, 7. April 2021, 17.10 Uhr
"Luschtobjekt" Bülent Ceylan zeigte viel nackte Haut (plus Fotogalerie)
Von Olivia Kaiser
Mannheim. So viel Haut hat Bülent Ceylan noch nie gezeigt. Wer sich entschließt sein Comedy-Programm "Luschtobjekt" zu taufen, der muss eben liefern. Bei der Vorpremiere im Mannheimer Capitol lässt sich der 44-Jährige dann auch nicht lumpen und kommt obenrum nur mit Lederjacke begleitet auf die Bühne – was die Fans im ausverkauften Haus gleich zu Beginn zu frenetischem Applaus animiert.
Die Freude währt jedoch nur kurz, denn ein ganzes Programm oben ohne abzureißen, ist dann doch zu viel des Guten. "Ich friere jetzt schon", bekennt er. Dafür zeigt Ceylan die "Chippendales rückwärts" und zieht sich lasziv ein T-Shirt über. Acht Kilo hat er für das Intermezzo abgenommen und sich die Brust gewachst. In puncto Gleichberechtigung ist das ein schöner Schritt nach vorn.
Bülent Ceylan im Mannheimer Capitol - Die FotogalerieBeim Stichwort "Luschtobjekt" drängt sich die Befürchtung auf, dass ein schlüfrig-flacher Gag nach RTL-Manier den nächsten jagen könnte, garniert mit Mann-Frau-Witzen. Doch genau das macht Bülent Ceylan erfrischenderweise nicht. Zunächst wartet er mit unnützem, aber lustigem Wissen darüber auf, was Männer in verschiedenen Ländern so von sich geben, wenn sie dem Höhepunkt nahe sind. Dass Russen "einen Balken werfen", dürfte nur den wenigsten im Publikum gekannt gewesen sein.
Besonders freut sich der Comedian, dass erstmals Mannheims Oberbürgermeister Peter Kurz bei einer Vorpremiere anwesend ist – und in der ersten Reihe sitzt. Diese Steilvorlage lässt er sich nicht entgehen und grillt den Rathauschef genüsslich. Doch der nimmt es mit Humor, auch die Frage an seine Frau Daniela, ob ihr Mann für sie immer noch ein "Luschtobjekt" sei.
Natürlich gibt es ein Wiedersehen mit alten Bekannten wie Harald, Hassan und Mompfred. Die haben teils überraschende Entwicklungen durchgemacht: Harald befindet sich gerade mitten in einer Midlife-Crisis und sucht verzweifelt eine Freundin; ausgerechnet Hassan ist Vater von Zwillingen geworden und beklagt, dass er jetzt nur noch die vierte Geige spielt. Kult-Hausmeister Mompfred gibt seiner Frau Waltraud zuliebe Integrationskurse und erklärt – was auch sonst – wie man korrekt den Müll trennt.
Mit Thor bringt Bülent Ceylan eine neue Figur auf die Bühne, eine Persiflage auf die Marvel-Superhelden. Rein inhaltlich bleiben die "Hammer-Gags" hinter denen der bekannten Kunstfiguren zurück, doch allein schon Thors grenzdebiler Gesichtsausdruck tröstet darüber hinweg.
Aber nicht nur die Figuren, auch Bülent Ceylan hat sich weiter entwickelt. Jetzt erzählt er nicht nur Geschichten über seine Kindheit, sondern auch über seine Kinder aus der Vaterperspektive. Die Anekdoten nehmen diesmal einen prominenteren Platz ein und sind so lebensnah und charmant, das man gar nicht anders kann, als herzhaft mitzulachen.
Mehr Raum bekommt auch die Musik, nach Ceylans Erfolg als weißer Metal-Engel bei der TV-Show "The Masked Singer" haben viele Fans darauf gehofft und werden nicht enttäuscht. Mit umgeschnallten Engelsflügeln kommt der "Monnemer Türk" zum Finale auf die Bühne und singt nicht nur "Sweet Dreams (Are Made Of This) und "Atemlos", sondern auch ein eigenes Lied: "Luschtobjekt" in bester Rammstein-Manier. Und dann offenbart Bülent Ceylan, wer das wahre Luschtobjekt ist. Nämlich nicht er, sondern sein Publikum: "Ihr seid mein Luschtobjekt."