Mannheim

Aktion für Prostituierten-Beratungsstelle "Amalie"

Am 6. März werden auf dem Paradeplatz Handtaschen für den guten Zweck angeboten

03.03.2020 UPDATE: 04.03.2020 06:00 Uhr 2 Minuten, 10 Sekunden
Die Helfer haben für die Aktion an diesem Freitag nicht nur Handtaschen, sondern auch Gürtel, Geldbeutel, Rucksäcke, Koffer und Laptoptaschen gesammelt. Foto: Gerold

Von Heike Warlich-Zink

Mannheim. Eine 40 Jahre alte Eintrittskarte für ein Museum, 100 Euro, ein Ladekabel, ein Lippenstift oder eine Krankmeldung: All das haben die ehrenamtlichen Helfer am Montag beim Blick in diverse Handtaschen gefunden. Das lässt sie schmunzeln, doch es sind vor allem die Taschen selbst, die sie begutachten und sortieren. Denn möglichst viele sollen am Freitag, 6. März, zwischen 10 und 18 Uhr auf dem Paradeplatz zugunsten von "Amalie", der Beratungsstelle des Diakonischen Werkes Frauen in der Prostitution, angeboten werden.

Zum vierten Mal findet die vom Deutschen Frauenring Mannheim initiierte Benefizaktion im Zusammenhang mit dem Weltfrauentag am 8. März nun schon statt. Erstmals beteiligt sich in diesem Jahr der LEO-Club Schwetzingen an der Aktion. Und längst haben sich parallel zu den offiziellen Sammelstellen verschiedene private Initiativen entwickelt.

Vereine, Nachbarschaften, Freundinnen, Kirchengemeinden und viele andere sammeln das ganze Jahr über. "Weit über Mannheim hinaus wird unser Anliegen im Odenwald, in der Pfalz und sogar in Frankfurt unterstützt", sagte Amalie-Leiterin Julia Wege. Über 3000 Taschen liegen zum Verkauf bereit: große, kleine, elegant zurückhaltende, auffällige, praktische und auch kuriose Exemplare.

Sie wurden persönlich abgegeben, mit der Post geschickt oder sogar mit dem Taxi vorgefahren. "Die Resonanz ist überwältigend", sagt Ute Münch, die Vorsitzende des Deutschen Frauenrings Mannheim. "Am Verkaufstag sind 50 Ehrenamtliche in verschiedenen Schichten im Einsatz, darunter auch viele Männer", ergänzt Wege. Die Helfer werden das Sortiment regelmäßig auffüllen, damit die Kunden in den vorsortierten Kategorien Basic-, Leder- und Designertaschen aus dem Vollen schöpfen können.

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Es gibt auch Gürtel, Geldbeutel, Rucksäcke, Koffer und Laptoptaschen. Wer auf der Suche nach einer schicken Clutch für abends ist, dürfte ebenso fündig werden wie nach einem Schnäppchen im Designerbereich. "Wir haben Luis Vuitton ebenso im Angebot wie Taschen von Dorothee Schumacher", verrät Wege. Aigner, Bree, Liebeskind oder Coccinelle – diese Namen dürften das Herz eines Handtaschenfans höher schlagen lassen. "Aber wir haben auch robuste Shopper aus Echt- oder Kunstleder für jeden Tag", sagt Wege.

Verkauft wird nicht im eigentlichen Sinn, vielmehr werden die Teile gegen eine Spende abgegeben. Die Ware ist nicht ausgezeichnet. Stattdessen macht der Käufer einen Vorschlag, und die Helfer prüfen dann, ob sie das gute Stück für diesen Preis hergeben können. Man sei sich immer einig geworden, erzählt Wege.

Erstmals wird zwischendurch eine "Happy Hour" ausgerufen, in der es bei Abnahme von drei Taschen die vierte umsonst obendrauf gibt. "Wir hoffen, dass wir 10.000 Euro einnehmen können", so Wege. Und sollte tatsächlich etwas übrig bleiben, dann werden diese Taschen an den DiakoniePunkt Konkordien in R 3 gegeben. Das eingenommene Geld kommt direkt Amalie zu Gute, damit die Sozialarbeiterinnen in der Beratungsstelle schnell und unbürokratisch handeln können, um in Not geratenen Frauen zu helfen.

Viele befinden sich in einer prekären Armutssituation, sind nicht krankenversichert, kennen ihre Rechte nicht und sprechen kaum Deutsch. "Wir bieten daher eine kostenlose medizinische Sprechstunde, für die wir Medikamente benötigen. Oder wir bezahlen eine Dolmetscherin", nennt Wege Beispiele, wofür das Geld verwendet wird. Mit der Handtaschenaktion will man darüber hinaus öffentlich zeigen, dass es für die Hilfe suchenden Frauen einen Rückhalt in der Gesellschaft gibt.

> Amalie: Die 2013 gegründete Beratungsstelle in der Neckarstadt berät Frauen, die in der Prostitution arbeiten oder aussteigen möchten. Ziel ist es, den Betroffenen eine neue Perspektive außerhalb der Sexarbeit zu ermöglichen. Amalie wird finanziert durch die Stadt, das Ministerium für Soziales und Integration Baden-Württemberg, Aktion Mensch und das Diakonische Werk Mannheim.

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