Mitarbeiter verluden am Samstag die Zirkusaufbauten, darunter die charakteristischen blauen Kronen, auf Lastwagen. Foto: Gerold
Von Volker Endres
Mannheim. Die leuchtenden Kronen, die eigentlich an den Zeltspitzen hängen sollen, bleiben am Boden. Anstatt die Zeltplane zu spannen, Tiergehege herzurichten und die Manege vorzubereiten, sind rund 20 Helfer am Samstag mit Aufräumarbeiten beschäftigt. Das Gastspiel des Circus Krone endet, bevor es überhaupt begonnen hat. "Mandana – Circuskunst neu geträumt" lautet das Motto der aktuellen Tournee, die für den Circus Krone eigentlich gerade erst begonnen hat.
Augsburg war in der Vorwoche die erste Station seit der Winterpause, die die gesamte Zirkusfamilie am Stammsitz in München verbracht hatte. Das vorzeitige und vor allem so schnelle Ende hätte sich aber niemand träumen lassen. Das Gastspiel in Augsburg wurde aufgrund der erlassenen Veranstaltungsrichtlinien vorzeitig beendet. Das Zelt in Mannheim gar nicht erst aufgebaut. Drei ausverkaufte Shows für 2500 Besucher im Kronebau in München wurden ersatzlos gestrichen.
"Die Veranstaltungsbranche ist immer als Erstes von einer Krise betroffen – und sie spürt die Krise dann auch am längsten", sagt Harald Ortlepp. Der Tourneeleiter koordinierte die Aufräumarbeiten auf dem Neuen Messplatz. Die Absage im Sinn der Gesundheit von Tieren, Mitarbeitern und Besuchern im Zug des Virenschutzes sei der logische Schritt gewesen, räumt er ein. Die wirtschaftlichen Folgen seien aber schon jetzt spürbar. "Wir bewegen uns locker im sechsstelligen Bereich", so Ortlepp.
Denn obwohl das Zirkusunternehmen die Reisekosten für den gesamten Tross von Augsburg nach Mannheim eingespart habe – die Tiere sind in ihre Winterquartiere zurückgekehrt, die Verträge mit den Artisten wurden ausgesetzt – gebe es immer noch Fixkosten. So will allein der umfangreiche Tierpark weiter verpflegt werden. Von den Artisten abgesehen, hat der Zirkus auch eine stattliche Anzahl an Festbeschäftigten. "Zusammen mit den Vorbereitungsmaßnahmen und dem Marketing kommen wir in einen Bereich, der für Kleinunternehmen schon existenzgefährdend ist."
Einnahmen hat das Zirkusunternehmen schließlich derzeit nicht. Bei Tagesproduktionskosten im fünfstelligen Bereich lohnen sich schließlich keine Vorstellungen für einen kleinen Personenkreis. Für im Vorverkauf erstandene Eintrittskarten, die an der jeweiligen Vorverkaufsstelle zurückgegeben werden, wird der Kaufpreis erstattet. "Sie behalten aber auch ihre Gültigkeit, denn wir wollen das Gastspiel gern im Lauf des Jahres nachholen", bekräftigt Harald Ortlepp.
Allerdings müsse man nun erst einmal abwarten, für wie lange die aktuellen Richtlinien gültig sind – und dann müsse auf dem Messplatz erst einmal wieder ein neuer Termin gefunden werden. Der Tourneeleiter ist aber optimistisch, dass dies gelingen wird, denn, wie auch der blitzschnelle und reibungslose Abbau unter Beweis stellte: "Ein Zirkus ist keineswegs chaotisch, sondern sehr straff organisiert. Deshalb können wir ja auf solche Dinge sehr kurzfristig reagieren." Und tatsächlich: Schon am Nachmittag waren auf dem Messplatz keine Spuren einer Krone mehr zu sehen. "Das sind dramatische Zeiten für alle von uns", verabschiedet sich der Tourneeleiter.