Punktlandung für die neue Mannheimer Stadtbahn
Die 6,4 Kilometer lange Verbindung in den Mannheimer Norden blieb im Zeit- und Kostenrahmen - Am Samstag offizielle Einweihung

Die Haltestelle Bonifatiuskirche als Ausgangspunkt der 6,4 Kilometer langen Neubaustrecke in den Stadtteil Gartenstadt ist fertiggestellt. Hier fährt seit Sonntag die Linie 4/4a - doch noch nicht ganz reibungslos. Foto: vaf
Von Gerhard Bühler
Punktlandung für die neue Stadtbahnstrecke. Voll im vorhergesagten Zeit- und Kostenrahmen, eine besondere Erwähnung wert in heutigen Zeiten, nimmt die neue Straßenbahnlinie in den Mannheimer Norden am Sonntag, 12. Juni, ihren regulären Betrieb auf. Mit der Angebotsverbesserung erhalten 32 000 Anwohner einen schnellen und bequemen Anschluss in die Innenstadt.
"Das ist für uns ein großer Schritt, denn im Mannheimer Norden gab es bisher keinen richtigen Stadtbahnanschluss", freute sich Finanzbürgermeister und ÖPNV-Dezernent Christian Specht gestern vor Journalisten. Die feierliche Einweihung mit der ersten öffentlichen Zugfahrt wird am morgigen Samstag, 11. Juni stattfinden. Ab 11.30 Uhr verkehren die Bahnen vom Paradeplatz aus regelmäßig zu den Endstellen im Norden, alle Interessierten sind zur kostenlosen Probefahrt eingeladen.
Seit Dezember 2012 wurden in dreieinhalb Jahren Bauzeit 6,4 Kilometer neue Stadtbahnstrecke gebaut, dazu 14 neue Stadtbahnhaltestellen eingerichtet. Die anfangs geschätzten Kosten lagen bei 78 Millionen Euro. Dazu kamen die Extras. Eine Lärmschutzwand, ein neuer leiser Fahrbahnbelag in der Waldstraße.
In Anbetracht der geplanten künftigen Anbindung des neuen Stadtquartiers im Käfertaler "Benjamin Franklin Village" entschieden sich die RNV-Verantwortlichen für eine verkehrlich optimierte Lösung mit einem dritten Gleis am Kreuzungspunkt in der Friedrich-Ebert-Straße. Das weitere Gleis zog an dieser Stelle einen völligen Umbau der Straßenführung und Infrastruktur unter der Erde nach sich. Am Ende beliefen sich die Gesamtkosten auf 87 Millionen Euro.
Ein großer Erfolg, der das Projekt überhaupt erst möglich machte, gelang den Verantwortlichen ohnehin mit der Finanzierung. Sozusagen auf den letzten Drücker schaffte es das Vorhaben, in die auslaufende Fördergesetzgebung hinein zu kommen, gemäß der Bund und Länder 80 Prozent der förderfähigen Kosten übernehmen. Den verbleibenden städtischen Anteil trägt die MVV Verkehr. "Bedingung war, dass das Projekt bis 2016 gebaut ist und bis 2019 abgerechnet sein muss", zeigte sich Specht stolz über das Gelingen. "Dies war der dritte und letzte Anlauf für eine neue Bahnlinie", machte er deutlich. Zwei vorausgehende Verkehrsprojekte, eines zur Bundesgartenschau 1975 und ein "Spurbus" in den 80er Jahren waren gescheitert.
Auch bei der Stadtbahn Nord hatte es sofort Widerstand von Anwohnern vor allem aus der Gartenstadt gegeben. "Die Stadt setzte das größte Bürgerbeteiligungsverfahren ihrer Geschichte in Gang. Gegründet wurde mit dem Stadtbahnforum ein repräsentatives Gremium, in dem auch Stadtbahngegner eingeladen waren", erinnert Specht an die kontroverse Planungsgeschichte. Eine Bürgerinitiative und andere Gegner machten vor allem gegen den westlichen Streckenast durch die "Waldpforte" und die Kirchwaldstraße mobil. Die Bedenken der Bürger führten schließlich zu einem neuen, modifizierten Streckenkonzept.
"Die Linie 4 (Rhein-Haardt-Bahn) von Bad Dürkheim fährt künftig nicht mehr nach Heddesheim, sondern biegt an der Bonifatiuskirche ab und fährt als Linie 4 zu der Endhaltestelle Waldfriedhof und als 4A zur Endhaltestelle Käfertaler Wald", erläuterte RNV-Geschäftsführer Martin in der Beek. "Nach Heddesheim fährt künftig die Linie 5", betonte in der Beek. Auch hier gibt es eine Teilung. Als Linie 5A fährt die oft noch OEG genannte Bahn künftig im 20-minütigen Wechsel das Ziel Weinheim an.
Bei den Feierlichkeiten am Samstag wartet die RNV an den Endhaltestellen und entlang der Strecke mit zahlreichen Attraktionen auf.